Der Emmy geht nach Stuttgart
Die Emmys gelten als der bedeutendste Fernsehpreis der Welt. Einer geht nun an den Ludwigsburger Emanuel Fuchs vom Stuttgarter Studio Accenture Song VFX.
Von Daniel Gräfe
Stuttgart/Ludwigsburg - „Bliss“, also Glück oder Glückseligkeit, heißt eine Folge der Miniserie „The Penguin“, die im selben Universum wie „Batman“ spielt. Das Gefühl des Ludwigsburgers Emanuel Fuchs ähnelte wohl dem Serientitel, als er am vergangenen Wochenende in Los Angeles einen Emmy – den weltweit bedeutendsten Fernsehpreis – für die genannte Folge erhielt, genauer in der Kategorie „Besondere visuelle Effekte“. Da machte es auch nichts, dass er sich den Preis mit acht anderen teilte.
„Ich kann den Gewinn immer noch nicht ganz fassen“, schreibt er aus den USA. „Seit Jahren arbeitet unser Team mit so viel Motivation und Herzblut an diesen Projekten – und dass unsere Arbeit nun mit einem Emmy belohnt wurde, ist einfach unglaublich.“
Das Stuttgarter Team, von dem Fuchs spricht, heißt Accenture Song VFX und ist auf visuelle Effekte spezialisiert, wie sie in den großen Serien- und Filmproduktionen unerlässlich geworden sind. Die Effekte made in Stuttgart sind in der internationalen Szene bekannt, in den vergangenen sechs Jahren hatte es trotz zehn Emmy-Nominierungen aber dennoch zu keinem Preis gereicht.
„Es gibt nur eine Firma auf der Welt, die mehr Nominierungen hatte als wir“, sagt Heiko Burkardsmaier, der das Studio auf dem Stuttgarter Bosch-Areal leitet. „Es ist also wirklich eine riesige Freude und eine ganz besondere Auszeichnung für das gesamte Team.“
Fuchs selbst war schon fünfmal für einen Emmy nominiert. „Dadurch, dass ,The Penguin‘ sowohl beim Publikum als auch bei den Kritikern so gut angekommen ist, haben wir uns diesmal tatsächlich einen Hauch mehr Chancen ausgerechnet als in den vergangenen Jahren“, erzählt er. Grundsätzlich sei aber schon eine Nominierung eine riesige Bestätigung und Motivation.
Der Emmy, den Fuchs erhielt, zählt zu den so genannten Creative Arts Emmys, die vor den Haupt-Emmys – nach der besten Fernsehzeit auch Primetime-Emmys genannt – verliehen werden. Während die Primetime-Emmys am 14. September in Haupt-Kategorien wie Drama, Comedy, Fernsehfilm, Schauspiel, Regie und Drehbuch vergeben werden, geht es bei den Emmys für kreative und technische Leistungen um all jene Dinge, die für die Serien essenziell sind, deren Macher aber meist allenfalls im Abspann genannt werden. Darunter fallen etwa der Filmschnitt, das Lichtdesign, die musikalische Leitung, Stunt-Leistungen, das Make-up – oder eben die visuellen Effekte. Knapp 100 von ihnen wurden am Wochenende überreicht.
Fuchs und das Team feierten ihren Erfolg bis tief in die Nacht auf der so genannten Governors Gala in Los Angeles. „Es gab dort keinen Ort, an dem man den Emmy hätte sicher abstellen können“, sagt Fuchs. „Also haben wir ihn abwechselnd über die Tanzfläche geschleppt.“
Mit dem Emmy im Gepäck geht es jetzt nach Stuttgart zurück bzw. nach Pattonville bei Ludwigsburg, wo Fuchs mit seiner Frau und „bald zwei Kindern“, wie er schreibt, lebt. In Ludwigsburg studierte der 35-Jährige an der Filmakademie, die auch international für ihre visuellen Effekte bekannt ist. Eine Zeit lang arbeitete er auch in Los Angeles, bis er sich 2016 dem Team von Heiko Burkardsmaier anschloss. Burkardsmaier wiederum hofft, dass der Emmy den Studios in der Region Stuttgart zu mehr Sichtbarkeit verhilft. Die Region hat sich bereits zum größten Standort für visuelle Effekte und Animationen in Deutschland gemausert – und gilt nach Stockholm als bedeutendstes Zentrum in Europa. Neben Accenture Song VFX ist Pixomondo mit seinem Stuttgarter Standort eine Größe. „Stuttgart ist ein schwieriger Standort – die meisten gehen lieber nach London oder Vancouver. Ohne die coolen Projekte hätten wir keine Chance, gute Fachkräfte zu bekommen“, sagte Burkardsmaier kürzlich unserer Zeitung.
Aktuell arbeiten Fuchs und das Studio an einer großen Streaming-Serie für Netflix. Vielleicht ist da ja die nächste Emmy-Nominierung nicht weit.