Der Geschmack Indonesiens im Glas

Die Aspacherin Puspa Andayani stellt in ihrer Firma „Warung Rebelle“ Sambal und Gewürzsoßen nach der Tradition ihrer Heimat her und vertreibt diese über das Internet. Die zugehörigen Gerichte sind einfach nachzukochen, die Rezepte liefert sie gleich mit.

Puspa Andayani und Daniel Mildenberger kochen auch in der eigenen Küche mit den Produkten ihres Unternehmens. Fotos: A. Becher

© Alexander Becher

Puspa Andayani und Daniel Mildenberger kochen auch in der eigenen Küche mit den Produkten ihres Unternehmens. Fotos: A. Becher

Von Lorena Greppo

Aspach. Viele Deutsche, die länger im Ausland wohnen, berichten, dass sie gutes Brot vermissen. Andersherum sehnen sich Zugezogene oft nach Spezialitäten aus ihrer Heimat. Als Puspa Andayani 2019 der Liebe wegen nach Deutschland kam, vermisste sie vor allem eines: die Schärfe. „Ohne Sambal ist das Essen bei uns nicht komplett“, erklärt sie. In ihrer Heimat Indonesien gebe es an jeder Straßenecke einen Imbissstand, der gutes, kräftig gewürztes Essen günstig verkaufe. In Aspach, ihrer neuen Heimat, ist vor allem schwäbisches Essen geboten – für Schärfe ist das nicht gerade berühmt. In einem Videoanruf mit ihrer Mutter habe sie gefragt: „Was soll ich tun?“, erzählt die Balinesin. Diese habe ihr erklärt, wie man Sambal selbst herstellt. Daraufhin habe sie stets ein Gläschen der auf Chili basierenden Gewürzpaste bei sich gehabt, erinnert sich ihr Freund Daniel Mildenberger schmunzelnd. Wenn es bei seinen Eltern Braten mit Spätzle gab, landete auf dem Teller der Freundin ein großer Klecks der roten Soße.

Das blieb natürlich nicht unbemerkt, weswegen schon bald Verwandte und Freunde probieren wollten, womit Puspa Andayani das Essen würzte. Ihr Sambal fand Anklang, so entstand die Idee, ein wenig mehr davon zu machen und dies in Gläschen abgefüllt zu verschenken. Bald schon überlegte das Paar, dass es womöglich noch andere Indonesier gibt, die sich dem gleichen Problem von zu wenig scharfem Essen gegenübersehen. „Wir haben das Sambal anfangs in Facebook-Gruppen angeboten“, erzählt Daniel Mildenberger. Mit Erfolg, das Produkt erfreute sich großer Beliebtheit. Mittlerweile hat Puspa Andayani ihr Sambal weiterentwickelt. Es ist nun in diversen Varianten und in drei Schärfegraden erhältlich: von moderater Schärfe für empfindliche Gaumen über medium bis hin zu „setan“ – auf Deutsch heiße das „Hölle“, sagt sie lachend.

20 verschiedene Produkte werden derzeit angeboten.

© Alexander Becher

20 verschiedene Produkte werden derzeit angeboten.

Inzwischen ist die Nachfrage nach Andayanis Produkten so groß geworden, dass sie bei der IHK entsprechende Hygieneschulungen besucht und hierfür einen Nebenerwerb angemeldet hat. „Warung Rebelle“ heißt ihr Unternehmen mit Sitz in Aspach. Warung, erklärt sie, heißen die typisch indonesischen Imbissstände; Rebelle ist eine Anlehnung an die Sängerin Rihanna, die ein gleichnamiges Parfüm entworfen hat. Das Sortiment umfasst nun auch nicht mehr nur Sambal, sondern auch noch eine größere Anzahl an Gewürzsoßen. Daniel Mildenberger erzählt, wie es dazu kam: „Ein Freund war bei uns und Puspa hat gekocht.“ Das Gericht habe diesem so gut geschmeckt, dass er anregte, es doch zu verkaufen. Denn es nachzukochen sei nicht so einfach. „Viele der Gewürze bekommt man hierzulande nicht ohne Weiteres“, erklärt Mildenberger.

Fertigprodukte wollte das Paar jedoch nicht anbieten. „Unser Anliegen ist es, dass jeder zu Hause schnell und dennoch frisch authentische indonesische Gerichte zubereiten kann“, erklärt Mildenberger. In Gläsern verkauft Warung Rebelle daher Gewürzsoßen, die mit den Rezepten für die jeweiligen Gerichte versehen sind. Puspa Andayani zeigt, wie es geht: Um „Rica Rica“, eine Spezialität aus der indonesischen Stadt Manado, zuzubereiten, brät sie die Inhalte des zugehörigen Gläschens im Wok an und fügt 250 Milliliter Wasser hinzu. Lediglich das Hähnchenfleisch muss als Vorbereitung geschnitten werden, dann wird es zum Garen in die Soße gegeben. Am Schluss wird das Gericht mit Basilikum verfeinert und mit Reis serviert. Voilà, in etwa einer Viertelstunde ist das schmackhafte Gericht zubereitet. Und der Vorteil: So muss nicht jeder, der es kochen möchte, alle Zutaten mühsam zusammensuchen. „Wir kochen inzwischen selbst mit den Gläschen“, verrät das Paar. Das spare Zeit im Alltag.

Inzwischen umfasst die Produktpalette 20 Soßen- und Sambalvarianten. Puspa Andayani beruhigt Interessierte mit empfindlichem Gaumen: „Nicht alle davon sind scharf.“ Beispielsweise ist die Erdnusssoße für den Gemüsesalat „Gado Gado“, die auch für Vegetarier geeignet ist, sehr mild, oder auch das „Mie Goreng“ für gebratene Nudeln. Für die Herstellung wendet die junge Frau derzeit etwa drei Stunden in der Woche auf. Gekocht wird in größeren Mengen, sodass etwa 20 bis 30 Gläser auf einmal gefüllt werden. Um den Prozess zu erleichtern, wollen die beiden die Herstellung bald in eine größere Küche verlagern. Ehemalige Firmenräume der Familie Mildenberger sollen hierfür umgenutzt werden, dort könnten auch Produkte gelagert werden.

Die vielen Inseln Indonesiensbieten eine große Quelle der Inspiration

Rezepte und Inspirationen für die Gerichte holt sich Puspa Andayani bei ihrer Mutter und Großmutter sowie durch Aufenthalte in der Heimat. Jede der mehr als 17000 Inseln Indonesiens habe eigene Spezialitäten, insofern könne das Produktangebot noch weiter ausgebaut werden. „Wir sind immer am Suchen, was sich eignet“, sagt auch Daniel Mildenberger. Ein geplanter gemeinsamer Aufenthalt in Indonesien sei jedoch wegen der Coronapandemie gescheitert. Alle Gerichte, die auf den Gläsern der Gewürzsoßen vorgeschlagen sind, berichtet Andayani, hat das Paar probegekocht und gegebenenfalls verfeinert. Die Verwandtschaft musste als Testesser herhalten – „seitdem ist die südostasiatische Küche bei ihnen deutlich präsenter“, berichtet Mildenberger lachend.

„Gado Gado“ ist ein Gemüsesalat mit Erdnusssoße.

© Alexander Becher

„Gado Gado“ ist ein Gemüsesalat mit Erdnusssoße.

Etwa 80 Prozent der Kunden von Warung Rebelle sind Indonesier, die fernab der Heimat leben. Täglich gibt Puspa Andayani Päckchen voller Leckereien auf – unter anderem nach Dänemark, Großbritannien und Spanien. Aber auch in der Region finden die Gerichte Anklang. Das hat das Paar etwa gemerkt, als sie bei einem Flohmarkt in Aspach einen Essensstand betrieben haben und fast schon überrannt wurden. Wer an asiatisches Essen denke, der kenne hierzulande meist chinesische Spezialitäten. „Aber Südostasien kann es besser“, findet Daniel Mildenberger. Für besondere Anlässe bieten beide Geschenkkörbe an, die neben den Soßen auch Reis oder Nudeln enthalten. Zudem streben sie eine Zusammenarbeit mit Geschäften in der Region an.

Puspa Andayani hat sich inzwischen übrigens auch mit dem deutschen Essen sehr gut angefreundet, sagt sie. Schnitzel und Schwarzwurst etwa esse sie sehr gerne. Und erst kürzlich habe sie in der Besenwirtschaft sehr leckere Schälrippchen gegessen, erzählt sie.

Website Alle Produkte von Warung Rebelle sowie die zugehörigen Rezepte sind unter www.warungrebelle.com zu finden.

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Erstellt:
16. Februar 2022, 11:30 Uhr

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