Der Klimabilanz auf der Spur

Serie: Unser ökologischer Rucksack (1) Am Beispiel der Familie Sator nehmen wir die persönliche CO2-Bilanz unter die Lupe

Klimaschutz ist eines der großen Themen in der öffentlichen Debatte. Viele fragen sich: Was können wir als Einzelne tun? Um das beantworten zu können, muss man erst einmal wissen, in welchen Lebensbereichen wir CO2 verursachen. Am Beispiel der Familie Sator aus Backnang-Maubach errechnen wir die persönliche Klimabilanz und suchen nach Stellschrauben im Alltag.

Michaela, Jule und Benedikt Sator (von links) aus Backnang-Maubach schauen sich in den kommenden Wochen ihre persönliche Klimabilanz genauer an und suchen nach Möglichkeiten, die eigene CO2-Bilanz zu verbessern. Foto: A. Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

Michaela, Jule und Benedikt Sator (von links) aus Backnang-Maubach schauen sich in den kommenden Wochen ihre persönliche Klimabilanz genauer an und suchen nach Möglichkeiten, die eigene CO2-Bilanz zu verbessern. Foto: A. Becher

Von Lorena Greppo

BACKNANG. Die aktuelle Klimadiskussion hat auch Familie Sator zum Nachdenken angeregt. „Was ist, wenn meine Enkelkinder mich einmal fragen: Was hast du damals gegen den Klimawandel gemacht?“ Er könne bisher nicht viel aufweisen, sagt Benedikt Sator. Dabei hat sich der 36-Jährige schon früh mit Umweltthemen auseinandergesetzt. „Meine Familie ist grün angehaucht“, erklärt er. Während seines Ingenieursstudiums jedoch war das Auto das wichtige Thema, es machte ihm auch besonders Spaß. Seine Abschlussarbeit schrieb er übrigens zum Thema Brennstoffzellenentwicklung. In seinem Job in der Automobilbranche ist Benedikt Sator auch viel unterwegs – darauf hat er wenig Einfluss. Sein Ziel im Rahmen des Klimaexperiments ist daher, jene Lebensbereiche auszumachen, wo er im Alltag CO2 einsparen kann.

Michaela Sator kommt zumindest in puncto Ernährung als Vegetarierin schon besser weg als der deutsche Durchschnitt. „Einerseits fand ich, wir sind gut unterwegs. Wir kaufen regionale Produkte, fahren öfter mit Bus und Bahn. Aber dann dachte ich: Wie oft fahre ich doch mit dem Auto oder bestelle mir etwas über Amazon“, räumt die 37-Jährige ein. Für sie sei es wichtig, einmal schwarz auf weiß zu sehen, wie viel CO2 sie tatsächlich produziert. „Und dann vielleicht auch zu erschrecken“, fügt die Lehrerin in Freistellung hinzu. Sie hat schon einen ersten Verdacht, wo sie künftig Emissionen einsparen könnte: „Beim Konsum wird noch Spielraum sein.“

Obwohl die Familie recherchiert hat, überrascht das Ergebnis

Der CO2-Rechner auf der Webseite des Umweltbundesamts soll Aufschluss darüber geben, wie viel Kohlenstoffdioxid Familie Sator tatsächlich im Jahr verursacht. Ausgerechnet wird die Bilanz individuell für die beiden Elternteile, Tochter Jule wird bei deren Angaben berücksichtigt. Zuerst einmal müssen einige Daten herausgesucht werden, denn je genauer die Angaben sind, desto wahrheitsgetreuer fällt das Ergebnis aus. Jährlicher Verbrauch an Strom und Gas für die Heizung, mit dem Auto oder dem Flugzeug zurückgelegte Kilometer, Ernährungs- und Konsumgewohnheiten – all das spielt für den ökologischen Fußabdruck eine Rolle.

Schon beim Bereitstellen der Daten beschleicht die Sators der eine oder andere Verdacht: Der Stromverbrauch könnte über dem Durchschnitt liegen, beim Konsum kam in der Summe auch einiges zusammen. Die Zahlen des CO2-Rechners überraschen dann aber beide: Mit einem jährlichen Ausstoß von 7,65 Tonnen CO2 liegt Michaela Sator deutlich unter dem deutschen Durchschnitt von 11,61 Tonnen. Wie vermutet, hebt sie sich auch bei der Ernährung positiv hervor, zudem verursacht sie wenig CO2 durch Autofahren. „Dass der Unterschied aber so groß ist und dass ich so weit unter dem Durchschnitt liege, ist verwunderlich“, sagt sie. Entgegen ihrer Erwartungen ist auch der Posten Strom bei den Sators kein großer Verursacher von Kohlenstoffdioxid. Zum einen kommt der jungen Familie zugute, dass sie Ökostrom bezieht. Aber selbst bei einer Rechnung mit herkömmlichem Strommix lägen die Sators noch unter dem Durchschnitt.

Benedikt Sators individuelle Bilanz liegt erwartungsgemäß über der seiner Frau. Als er jedoch sieht, wie weit über dem deutschen Durchschnitt er liegt, erschrickt der Familienvater ein wenig: 16,96 Tonnen CO2 schlagen für ihn im vergangenen Jahr zu Buche. Erwartungsgemäß schneidet er in den Bereichen Mobilität und sonstiger Konsum durch seine Geschäftsreisen schlechter ab. „Es erstaunt mich aber, dass ich sogar bei der Ernährung leicht über dem Durchschnitt liege.“ Obwohl die Sators hauptsächlich Bio-Produkte kaufen und auch auf regionale und saisonale Produkte achten, wirkt sich bei Benedikt Sator zu seinen Ungunsten aus, dass er Mischköstler ist.

Mit einem Mittelwert von 12,3 Tonnen CO2 im Jahr liegen die Sators leicht über dem deutschen Durchschnittswert. Was also fangen wir nun mit diesem Ergebnis an? Zum einen bietet der CO2-Rechner die Möglichkeit, diverse Optionen nach dem Prinzip „was wäre wenn...“ auszuprobieren. So kann man die direkte Auswirkung kleiner Änderungen in der CO2-Bilanz ablesen. Des Weiteren bekommen die Sators in den kommenden Wochen von jeweiligen Experten zu den Themenfeldern Strom und Heizen, Mobilität, Ernährung und Konsum Tipps, wie sie über Stellschrauben im Alltag Veränderungen bewirken können. „Es gibt bestimmt Punkte, wo ich sage: Das kann ich künftig besser machen, auch wenn es vielleicht Kleinigkeiten sind“, ist sich Benedikt Sator sicher.

In der Serie „Unser ökologischer Rucksack“ beleuchten wir die einzelnen Komponenten der CO2-Bilanz genauer und suchen nach alltagstauglichen Möglichkeiten, die persönliche Klimabilanz zu verbessern.

Info
Durchschnittlich 11,61 Tonnen CO2 pro Person und Jahr

In der CO2-Bilanz des Umweltbundesamts werden verschiedene Bereiche des Lebens von der Heizung bis hin zum sonstigen Konsum betrachtet. Berechnet wird nicht nur der individuelle CO2-Ausstoß, sondern auch das, was man bei sich selbst oder bei anderen vermeidet.

Der Durchschnitt in Deutschland liegt bei 11,61 Tonnen CO2 pro Person im Jahr, unterteilt in die fünf Bereiche Heizung und Strom, Mobilität, Ernährung, sonstiger Konsum und öffentliche Emissionen. Mit 4,56 Tonnen ist der sonstige Konsum der größte Posten. Darunter fallen Ausgaben für Bekleidung, Schuhe, Möbel, Haushaltsgeräte und Elektronik, aber auch für Dienstleistungen für Freizeit- und Urlaubsaktivitäten, Gesundheit und Bildung.

Öffentliche Emissionen schlagen für jeden Menschen zu Buche, auch wenn man als Einzelner daran nichts ändern kann. Dazu zählt etwa die „Infrastruktur“; also die öffentliche Bereitstellung von Verwaltung, Krankenhäusern, Straßen, et cetera. Sie liegen bei 0,73 Tonnen im Jahr.

Das Ziel, welches das Umweltbundesamt ausgibt, lässt sich für Deutschland sehr genau benennen: Von 12 Tonnen CO2 auf unter eine Tonne CO2 pro Person und Jahr.

Der CO2-Rechner des Umweltbundesamts ist online unter https://uba.co2-rechner.de/de_DE zu finden.

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Erstellt:
3. November 2019, 11:00 Uhr

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