Der Postler und der Hefekranz
Täglich neu: Landestypisches für Einheimische und Reigschmeckte
Am Mittwoch ging’s um die urschwäbische Hurassl. Dazu hat auch Gisela Schmid aus Frickenhausen etwas zu erzählen: „Zur Hurassl fällt mir meine Mama (Jahrgang 1923) ein. Sie sagte immer: ,Jetzt händt dia wieder em Hurassl gschaffed ond bloß gschludret.‘ Ein Ausdruck für schnell und schlampig! – Zum Thema Postboten fiel mir eine Geschichte meines Großvaters Julius Buchmann ein, der seinerzeit Briefträger in Grafenberg war. Folgendes hat sich ereignet: Er lieferte Post aus, und da es früher keine Klingeln gab, ging er einfach ins Haus hinein und rief nach der Hausherrin. Keine Antwort. Also ging er weiter in die Küche – immer noch keine Antwort. Niemand war da. Auf dem Küchentisch stand aber ein frisch gebackener Hefekranz. Er ging wieder raus. Auf dem Hof kam die Hausherrin um die Ecke und nahm die Post mit den Worten entgegen: ,O Julius wärsch au belder komma, na hed i dir no an Hefakranz keht, aber jetzt hemmern schau gessa.‘ Mein Opa sagte spontan: ,Jetzt glaub i edda mal mai des, was i sieh.‘ So kann es auch gehen.“
Herbert Vöhringer aus Filderstadt schreibt: „Als ich heute in Ihrer Kolumne das Wort ,Hurrasa‘ las, fiel mir ein Ereignis aus meiner Kindheit ein. Es war in den vierziger Jahren nach dem Krieg. In unserem kleinen Dorf lebte eine Familie aus der Stadt, und sie sprachen nach der Schrift. Der Sohn, der gerade aus der Kriegsgefangenschaft kam, fragte mich: Kannst du mir sagen, wer der ,Heirasa‘ ist? Ich fragte zurück, wo er das gehört habe. Er antwortete, dass zwei Frauen sich unterhalten hätten, die eine sagte: ,Ha von wem woischt denn des?‘, die andere: ,Ha vom heira sa!‘.“
Von Eberhard Klotz stammen diese Zeilen: „Mein Kumpel, ein Enkel eines Beurener Originals, erzählt immer, sein Opa hätte als Treibr bei dr Jagd emmr ,hurassa, hurassa!‘ gschria. Der daraus abgeleitete Spitzname ,Hurra‘ hat sich bis in die heutige dritte Generation gehalten. Von diesem Opa handelt auch diese kleine Anekdote nach einer Erzählung seines Enkels: En de sechzgr Johr hot amol a Stroßawart us Beira en Modorradfahrer zemagleasa, den mo’s grad en Stroßagraba naigschla ghed hot. Mo n’rn aufghoba hot, hot d’rn gfrogad: ,Jongr, hosch ebbas brocha?‘ Noi hot dr gsaid: ,Außr meim Roschdbroda ond meine sieba Bier.‘“ Der schwäbische Spruch des Tages kommt von Gerhard Noller aus Stuttgart-Gaisburg: „Wenn ich einen Muskelprotz sehe, der aber nicht der Hellste ist, sage ich immer: ,Ja, ja zwoitausend Watt en de Oberärm, aber oba brennt koi Licht.‘“ (jan)