Deutsches Mobilnetz

„Der Ruf ist schlechter als die Realität“

In anderen Ländern ist das Netz immer besser als in Deutschland. Oder? Ein Experte klärt auf.

Deutschland hat in den vergangenen Jahren deutlich aufgeholt.

© Niklas Graeber/dpa

Deutschland hat in den vergangenen Jahren deutlich aufgeholt.

Von Rebekka Wiese

Bernd Sörries ist Experte für Telekommunikation. Er arbeitet als Direktor und Abteilungsleiter am Wissenschaftlichen Institut für Infrastruktur und Kommunikationsdienste.

Herr Sörries, Deutschland hat den Ruf, eine schlechte Mobilfunkversorgung zu haben – gerade im Vergleich mit anderen Ländern. Stimmt das überhaupt?

Ich würde das so nicht sagen. Der Ruf ist schlechter als die Realität. Vergleicht man Deutschland mit anderen Industriestaaten, liegen wir eher im Mittelfeld. Das Mobilfunknetz in der Schweiz, in den Niederlanden oder Südkorea ist zum Beispiel besser als hier. Aber in Ländern wie Frankreich oder Spanien ist die Versorgung nicht besser. Und auch nicht in den USA. Gerade in ländlichen Regionen gibt es da große Lücken.

Wie erklären Sie, dass der Eindruck oft so viel schlechter ist?

Ein Grund dürfte sein, dass wir andere Länder vor allem aus dem Urlaub kennen – und deshalb nur aus einer Perspektive mit Roaming. Ein einheimischer Kunde in Frankreich muss damit leben, wenn sein Netzbetreiber auf dem Land ein paar Versorgungslücken hat. Wenn aber ein Deutscher Urlaub in Frankreich macht, dann springt das Handy im Roaming automatisch auf den Anbieter, der gerade die beste Versorgung bietet. Das verzerrt natürlich das Bild.

Gibt es noch andere Gründe?

Deutschland hängt bis heute sein schlechter Ruf aus der Vergangenheit nach. Die deutsche Mobilfunkversorgung hatte lange große Lücken. Das ändert sich jetzt langsam, seitdem 2019 strengere und rechtlich bindende Versorgungsauflagen eingeführt wurden. Aber: Wer einmal einen schlechten Ruf hat, wird ihn so schnell nicht mehr los.

Deutschland zieht jetzt also nach. Was haben andere Länder früher besser gemacht?

Südkorea, das besonders weit vorn liegt, hat von Anfang an, ab dem Jahr 2000, hohe Versorgungsauflagen gesetzt. Dort hat ein einzelner Netzbetreiber so viele Mobilfunk-Stationen gebaut wie damals alle drei Anbieter in Deutschland zusammen, hier waren die Ansprüche an den Ausbau damals niedriger. Die Niederlande haben es hingegen ohnehin leichter mit dem Netzausbau: Das Land ist flach und dicht besiedelt. Das macht es einfach, eine flächendeckende, stabile Infrastruktur aufzubauen.

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Erstellt:
21. November 2025, 17:00 Uhr

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