Reza Pahlevi

Der Schah-Sohn als Alternative zu den Mullahs – das ist ein Trugschluss

Reza Pahlavi ist am Samstag Gastgeber einer Konferenz in München, in der er sich als Machtoption für die Zeit nach einem Regimewechsel präsentieren möchte.

Schah-Sohn Reza Pahlavi preist sich im Westen als Machtoption für die Nach-Mullah-Zeit an.

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Schah-Sohn Reza Pahlavi preist sich im Westen als Machtoption für die Nach-Mullah-Zeit an.

Von Norbert Wallet

Die Iran-Politik rückt in diesen Tagen wieder in den Vordergrund. Am Freitag verhandeln in Istanbul Vertreter Frankreichs, Großbritanniens und Deutschlands mit dem Iran über die Zukunft des Teheraner Atomprogramms. Bereits am heutigen Donnerstag findet in Berlin eine Konferenz internationaler Experten statt, um die Reaktionen des Iran auf den US-Militärschlag gegen die Atomanlagen zu untersuchen. Eine dritte Zusammenkunft nimmt in dieser Reihe eine Sonderstellung ein: Für Samstag hat der Schah-Sohn Reza Pahlavi zu einer „Konferenz zur Nationalen Kooperation für die Rettung Irans“ nach München eingeladen.

Das falsche Bild des Vaters

Der 64-jährige, älteste Sohn des Schahs genoss zuletzt auf internationalem Parkett eine verstärkte Aufmerksamkeit. Mit der offensichtlichen Schwäche des Teheraner Regimes wird die Aussicht auf einen Regimewechsel real. In den Kreisen der westlichen Diplomatie geht aber die Befürchtung um, nach einem möglichen Sturz der Mullahs könnte im Iran ein chaotisches Machtvakuum entstehen. Manche wollen wenigstens prüfen, ob der Schach-Sohn einen stabilen Übergang garantieren könnte. Kann er das?

Die zynische Antwort auf die Frage wäre: Mit Unterdrückung kennt er sich ja aus. Sein Vater, der Schah, hat in der westlichen Welt das Image eines Mannes, der sein Land in die Moderne geführt habe. Die Boulevardblätter der Welt, in denen seine Familie einen Stammplatz hatte, verzichteten gerne auf die Erwähnung der Kehrseite: der brutalen Unterdrückung jeglichen Widerstands gegen seine Führung, des Verbots aller konkurrierenden Parteien und der Inhaftierung Tausender politischer Gefangener.

Es ist auffallend, dass der Sohn, der eine Ausbildung als Kampf-Jet-Pilot an der Reese Air Force Base in Lubbock, Texas, und ein Politik-Studium an der University of Southern California absolvierte, zuletzt gezielt Kontakte zum Herzen des Unterdrückungsapparat der Mullahs gesucht hat. Er hat öffentlich angekündigt, dass er Mitglieder des iranischen Geheimdienstministeriums und der Revolutionsgarden zum Übertritt bewegen will. Das Kalkül ist klar: Pahlevi will sich dem Westen als Mann präsentieren, der die Mullahs ablösen und gleichzeitig mit harter Hand den Sturz ins Chaos verhindern kann. Jüngst präsentierte er seine Auffassung mehreren Spitzenpolitikern der britischen Konservativen, darunter die Ex-Premiers Cameron und Johnson.

Tatsächlich aber sind die Pläne Pahlevis auf Sand gebaut. In einer aktuellen Analyse beschreibt der ehemalige deutsche Botschafter in Afghanistan und Korea, Hans-Ulrich Seidt, den Einfluss der Pahlevi-Gruppe im Iran als „sehr gering“: „Sie verfügen weder im Inland noch im Ausland über eine organisierte Struktur oder militante Kräfte, und eine Restauration der Monarchie wird von der großen Mehrheit der iranischen Bevölkerung abgelehnt“, schreibt Seidt. Das ließ sich während der Proteste des Jahres 2022 auch öffentlich beobachten, als die Parole „Nieder mit dem Unterdrücker, ob Schah oder Oberster Führer“ zum Leitmotiv der Demonstrationen wurde.

Mehr Druck des Westens gewünscht

So wenig fundiert die Konzepte Pahlawis sein mögen, so beunruhigend sind sie für die iranische Opposition außerhalb des Landes. Die sind von Pahlavis Annäherung an die iranischen Sicherheitskräfte alarmiert. Sie befürchten, das Regime könnte über die Kontakte zu Pahlavi erneut versuchen, sich mit frischen Informationen über die Auslandsopposition zu versorgen.

Was also sollte der Westen tun, wenn Pahlavi eine zu windige Option ist? Hans-Ulrich Seidt sagt, dass die Strategie des Dialogs mit angeblich moderaten Kräften des Regimes „zu keinen wirklich überzeugenden Ergebnissen geführt“ habe. Er empfiehlt stattdessen „Kontakte und Gespräche mit Vertretern des NCRI“, des Nationalen Widerstandsrates. Das Bündnis mit Sitz in Paris ist die größte Exil-Opposition des Landes. Dort hofft man auf Druck des Westens gegenüber den Mullahs.

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Erstellt:
23. Juli 2025, 15:56 Uhr

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