Der Spielraum wird abends enger

So arbeitet die Redaktion (27): Wann hat die Zeitung Redaktionsschluss?

Der Spielraum wird abends enger

Von Armin Fechter

BACKNANG. „Zum Unfallhergang konnte die Polizei bis Redaktionsschluss noch keine Angaben machen.“ So oder ähnlich lauten Formulierungen in der Zeitung, wenn am Ende der redaktionellen Tagesarbeit noch wichtige Fragen zu einer aktuellen Angelegenheit offen sind. Doch wann genau ist nun dieser Endzeitpunkt? Ist es um 18 Uhr, um 20 Uhr oder vielleicht um 24 Uhr?

Dass es einen solchen Zeitpunkt geben muss, ist klar. Denn irgendwann muss die Zeitung in Druck gehen, damit sie am frühen Morgen ausgeliefert und den Abonnenten in den Briefkasten gesteckt werden kann. Und wie in jedem anderen Betrieb auch sind am Produktionsprozess verschiedene Abteilungen mit ihren jeweils eigenen Gegebenheiten beteiligt.

Das heißt unterm Strich, der Redaktionsschluss kann nicht nach Belieben in die Nacht hinein ausgedehnt werden. Daran konnte auch die Digitalisierung, die in den vergangenen Jahren in der Printbranche Einzug gehalten hat, im Prinzip nichts ändern. Aber sie hat manche Schritte in der Zeitungsherstellung so verändert, dass die Redaktion heute leichter bis spät am Abend an der aktuellen Ausgabe arbeiten kann. Andererseits haben auch die Angehörigen einer Zeitungsredaktion ihre Regelarbeitszeit und Anspruch auf angemessene Ruhezeiten. Das Gleiche gilt für die Beschäftigten in den anderen Produktionsbereichen, von der Grafikabteilung über das Korrektorat und die Systemadministration bis hin zur Druckvorstufe.

Um die verschiedenen Aufgabenbereiche aufeinander abzustimmen und ein reibungsloses Ineinandergreifen der verschiedenen Tätigkeitsfelder zu gewährleisten, muss ein Ablaufmodell die gemeinsame Grundlage sein. Die alltägliche Praxis bei der Backnanger Kreiszeitung und der Murrhardter Zeitung sieht deshalb so aus, dass die redaktionelle Arbeit an der jeweiligen Ausgabe in der Regel bis gegen 18.30 Uhr abgeschlossen ist – zumindest größtenteils. Mitunter gibt es nämlich auch noch aktuelle Berichte, die erst spät fertig werden, weil beispielsweise eine Gerichtsverhandlung bis zum Abend gedauert hat oder noch ein schwerer Unfall passiert ist.

Für diesen Fall steht in der Redaktion der Spätdienst bereit, der sich bis 20.30 Uhr um die Aktualisierung der Seiten kümmert. Darüber hinaus gibt es bis 23 Uhr eine Bereitschaft für den Fall, dass noch etwas Gravierendes passiert. Dank der digitalen Möglichkeiten kann die entsprechende Meldung dann noch in der aktuellen Ausgabe platziert werden – auch dies im Zusammenspiel mit Kollegen im technischen Betrieb, wo ebenfalls ein Spätdienst tätig ist. Danach müssen die freigegebenen Seiten aber zügig zur Druckerei, damit die Zeitung auch rechtzeitig ausgeliefert werden kann.

In einzelnen, ganz besonderen Fällen kann von dieser Schlussregelung abgewichen und der Redaktionsschluss noch weiter nach hinten verschoben werden. Das wird insbesondere bei Wahlen immer wieder erforderlich, wenn sich die Auszählung der Stimmen bis spät in die Nacht hinzieht. Aber der zeitliche Spielraum ist eng – und er wird mit jeder Minute enger. Allerspätestens kurz nach Mitternacht ist endgültig Schluss.

Ausgereizt werden die zeitlichen Möglichkeiten mitunter auch bei der Berichterstattung von großen Veranstaltungen wie dem Neujahrsempfang der Stadt Backnang oder der BKZ-Sportparty. Bei solchen Ereignissen legt die Redaktion gesteigerten Wert auf die Aktualität. Das betrifft im Übrigen auch den Mantelteil, den unsere Zeitung von den Stuttgarter Nachrichten bezieht – beispielsweise bei wichtigen Fußballspielen, die um 20.45 Uhr angesetzt sind und womöglich erst nach Verlängerung und Elfmeterschießen enden. Auch bei großen internationalen Sportereignissen wie Olympischen Spielen oder Fußballweltmeisterschaften, die in fernen Ländern mit entsprechender Zeitverschiebung ausgetragen werden, werden immer wieder die Zeiten bis zum Andruck in der Nacht strapaziert.

Haben auch Sie eine Frage zur Arbeit der Redaktion, die wir in unserer Serie beantworten sollen? Dann schicken Sie eine E-Mail an redaktion@bkz.de.

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Erstellt:
5. März 2020, 23:30 Uhr

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