Bürgermeisterwahl

Der überraschende Aufstieg des Zohran Mamdani in New York

Er ist jung, links, Muslim und israelkritisch. Mit effektvollen Videobotschaften hat sich der Demokrat Chancen für das Bürgermeisteramt verschafft.

Charismatisch und chancenreich: Kandidat Zohran Mamdani.

© AFP/Angela Weiss

Charismatisch und chancenreich: Kandidat Zohran Mamdani.

Von Tilo Kößler

Schon jetzt gilt er als Shooting Star der New Yorker Politik – und als aussichtsreichster Kandidat der Demokraten für die Wahl zum New Yorker Bürgermeister im November. Zu verdanken hat Mamdani die Karriere einem griffigen politischen Programm, das vielen New Yorkern aus der Seele spricht: Er will aus der Millionenstadt wieder einen bezahlbaren Lebensraum machen.

„Die New Yorker müssen sich das Leben wieder leisten können“, fordert der 33-jährige Jungpolitiker, der noch vor wenigen Monaten ein unbekannter Hinterbänkler im Parlament des Staates New York in Albany war. Er verspricht ihnen kostenlose Kinderbetreuung und freie Fahrt in allen 327 Buslinien der Stadt, er will die Mieten für eine Million mietpreisgebundener Wohnungen einfrieren und in allen Bezirken Lebensmittelgeschäfte mit Großhandelspreisen einführen. Finanzieren möchte der selbst erklärte Sozialist das Programm mit Steuererhöhungen für Großverdiener und Unternehmen.

Sein Erfolg bei den Vorwahlen der Demokraten hat Mamdani seinem Talent zur Selbstinszenierung in Social-Media-Clips zu verdanken. Er stürzte sich in Schlips und Kragen in den eiskalten Atlantik, um für seine Idee eingefrorener Mieten zu werben. Oder er erläuterte die gestiegenen Lebenshaltungskosten in New York vor einem Halal-Imbissstand.

Allie O’Brien, eine bekannte TikTok-Aktivistin, attestierte Mamdani in der „New York Times“: „Er ist nicht nur jung und charismatisch, sondern kann sich supergut präsentieren“. Vor allem gelang es ihm, Zehntausende neuer Wähler zu mobilisieren – „Zero Prime Voters“, eine Wählergruppe, die bisher nicht an die Urnen zu locken war. Vor allem in muslimisch und asiatisch geprägten Stadtteilen konnte Mamdani Stimmen fischen. „Die Einwanderer sehen sich in der Geschichte Mamdanis wieder“, analysierte die „New York Times“. Mamdani, der Kind indischer Einwanderer ist und in Uganda geboren wurde, verkörpere „eine inspirierende New Yorker Version des amerikanischen Traums“, schrieb das Blatt.

Mamdani selbst erklärt seinen Erfolg mit dem „Hunger der New Yorker nach einem politischen Generationswechsel und nach einer Demokratie, die den alltäglichen Überlebenskampf der Menschen in dieser Stadt wahrnimmt“. Allerdings muss sich er bis zum Wahltermin im November auf einen rauen Wahlkampf gefasst machen. Mit seiner israelkritischen Haltung ist der Muslim auf Skepsis in der jüdischen Gemeinschaft der Stadt gestoßen. New York ist die Stadt mit der weltweit größten jüdischen Community. Zwar betont Mamdani, wie sehr er Antisemitismus verabscheut. Doch seine Haltung zum Krieg in Gaza, den er als Völkermord verurteilt, und zur rechten Regierung Benjamin Netanjahus beunruhigt viele Juden in der Stadt. Allerdings teilen Umfragen zufolge besonders jüngere Mitglieder der jüdischen Gemeinde die Kritik an Netanjahu.

Jetzt sucht Mamdani den Schulterschluss und traf sich mit dem demokratischen Kongressabgeordneten Jerrold Nadler, einem der prominentesten Vertreter der jüdischen Gemeinde in New York. Nadler sicherte Mamdani volle Unterstützung zu und versprach, intensiv mit dem Kandidaten der Demokraten zusammenzuarbeiten, „um gegen jeglichen Fanatismus und Hass anzukämpfen“.

Während viele Demokraten in dem Kandidaten die Gefahr eines weiteren Linksrucks in ihrer Partei sehen, ist Mamdani für Trump und die Republikaner eine willkommene Zielscheibe für Polemik. Der Präsident erklärte ihn zum „kommunistischen Wahnsinnigen“. Und prominente Republikaner forderten Mamdanis Ausweisung, weil er nicht in den USA geboren und erst 2018 eingebürgert wurde.

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Erstellt:
3. Juli 2025, 16:08 Uhr

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