Wechsel in der Führung

Deshalb baut Mercedes den Vorstand erneut um

Ende vergangenen Jahres besetzte das Unternehmen drei Ressorts neu, nun gibt es erneut Wechsel auf zwei Positionen. Dahinter steht eine strategische Überlegung.

Michael Schiebe (li.) kommt neu in den Vorstand. Er rückt auf den Platz von Jörg Burzer (Mi.), der wiederum Markus Schäfer (re.) ersetzt.

© Mercedes-Benz AG/Tom Maurer; IMAGO/Political-Moments; Mercedes.Benz AG

Michael Schiebe (li.) kommt neu in den Vorstand. Er rückt auf den Platz von Jörg Burzer (Mi.), der wiederum Markus Schäfer (re.) ersetzt.

Von Klaus Köster

Innerhalb weniger Monate baut Mercedes-Benz den Vorstand erneut um und besetzt zwei Schlüsselpositionen neu. Nachfolger von Einkaufs- und Entwicklungschef Markus Schäfer (60) soll der bisherige Produktionsvorstand Jörg Burzer (55) werden, dessen Posten von Michael Schiebe (42) übernommen wird. Schiebe, der derzeit die Sportwagentochter AMG in Affalterbach leitet, rückt damit neu in den Konzernvorstand auf.

Die Neuaufstellung in diesen technologisch geprägten Vorstandsressorts soll dazu beitragen, dass das Unternehmen bei der anstehenden Fortsetzung der Modelloffensive den nötigen langen Atem hat. Mit den elektrischen Modellen CLA und GLC hat das Unternehmen innerhalb weniger Monate zwei wichtige Produkte auf den Markt gebracht, mit denen es Maßstäbe in Sachen Technologie setzen will.

Neue Betriebssysteme, elektrische Antriebe mit stark verlängerten Reichweiten und der bis zu einem Meter breite MBUX-Multifunktionsbildschirm markieren den technologischen Weg, den Mercedes unter Schäfer gegangen ist. Schäfer hatte zugleich den Posten des Technologiechefs inne.

Mercedes schaffte unter Schäfer Technologiesprünge

Mercedes liegt auch weit vorn bei Technologien zum autonomen Fahren. Das Unternehmen besitzt eine Straßenzulassung für das autonome Fahren der Stufe drei, bei dem sich das Fahrzeug auf der Autobahn so selbstständig bewegen kann, dass sogar das Zeitunglesen, das Betrachten eines Films und das Telefonieren mit dem Handy erlaubt sind – die Verantwortung geht streckenweise auf das Fahrzeug über.

Die Entwicklung neuer Technologien erfolgt aber lange vor dem Marktstart der Autos, die damit ausgestattet werden. Längst bereitet sich das Unternehmen auf die übernächste Generation vor. Mit dem Personalwechsel will es sich nun für die nächste Produktoffensive aufstellen, zu der auch Fahrzeuge gehören, die erst in den 2030er Jahren kommen, aber schon jetzt entwickelt werden.

Nach den internen Regeln können Vorstandsverträge ab dem Alter von 60 Jahren nur noch jahresweise verlängert werden, was auch Schäfers Amtszeit betrifft. Der fünf Jahre jüngere Burzer ist mit einem frischen Fünfjahresvertrag bis November 2029 bestellt.

Mercedes-Vorstand Burzer digitalisierte Fertigung

Burzer ist bisher für die Produktion und die Zulieferer zuständig; vor zwei Jahren kam noch die Verantwortung für das Thema Qualität hinzu. Er machte in den vergangenen Jahren vor allem durch die entschlossene Digitalisierung des weltweiten Produktionsnetzwerks von sich reden. Burzer habe die Produktion „mit Weitblick, Konsequenz und einem klaren Fokus auf Innovation, Flexibilität und Effizienz auf ein neues Niveau gehoben“, erklärte Aufsichtsratschef Martin Brudermüller anlässlich des Wechsels.

Er verfüge über eine „beeindruckende Umsetzungsstärke und die Fähigkeit, technologische Entwicklungen mit industrieller Realisierung zu verbinden“. Auch im persönlichen Umgang tritt Burzer als Machertyp in Erscheinung, der klaren Aussagen den Vorzug vor verklausulierten Formulierungen gibt.

Während der Wechsel von Schäfer zu Burzer noch nicht wirklich einen Generationswechsel bedeutet, ist der Ersatz Burzers durch den 13 Jahre jüngeren Michael Schiebe tatsächlich eine Fortsetzung der bereits Ende vergangenen Jahres eingeleiteten Verjüngung.

Schiebe ist schon über 20 Jahre für Mercedes tätig

Der smart und dynamisch auftretende Manager ist seit mehr als 20 Jahren und damit die Hälfte seines bisherigen Lebens für den Konzern tätig und begann seine Karriere dort noch während des Studiums. Er war unter anderem Chef der Niederlassung Luxemburg und des Deutschland-Vertriebs für Pkw. Drei Jahre lang war er Stabschef von Konzernchef Ola Källenius, von wo aus er dann zu AMG wechselte.

Den Firmensitz in Affalterbach baut er so um, dass sich die Software-Entwickler nicht nur besser miteinander vernetzen können, sondern auch in der darunterliegenden Werkstatt direkt sehen, welchen Effekt ihre Arbeit auf das Produkt hat. Wer Nachfolger von Schiebe als AMG-Chef wird, hat Mercedes noch nicht entschieden.

Von Oktober an sind alle Vorstände unter 60 – vorerst

Bereits Ende vergangenen Jahres hatte der Mercedes-Aufsichtsrat den Vorstand deutlich verjüngt und den 47-jährigen Mathias Geisen in den Vorstand berufen, der bis dahin die Van-Sparte geleitet hatte. Neu im Vorstand ist auch der 41-jährige Oliver Thöne, der dem langjährigen China-Chef Hubertus Troska nachfolgt.

Im Oktober soll zudem der 52-jährige Olaf Schick das Vorstandsressort für Integrität, Governance (gute Unternehmensführung und Nachhaltigkeit übernehmen. Dann sind alle Vorstände unter 60 – bis zum nächsten Jahr, wenn Finanzchef Harald Wilhelm diese Schwelle überschreitet, dessen Vertrag nach seinem Geburtstag ebenfalls nur noch knapp ein Jahr laufen wird.

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Erstellt:
24. September 2025, 14:48 Uhr

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