„Hamburger Hügel“

„Deutsche raus“ – radikale Schmierereien auf Mallorca

Sommer des Unbehagens auf den Balearen: Nach deutschfeindlichen Parolen ist es nun auch zu Sachbeschädigungen gekommen.

Deutschfeindliche Übergriffe auf Mallorca.

© Vox

Deutschfeindliche Übergriffe auf Mallorca.

Von Michael Maier

Erhitzte Sommerstimmung Anfang Juli auf Mallorca: In der Nacht zum Samstag (5.7.) wurden in Santanyí im Südosten der Insel Geschäfte und Autos mit ausländerfeindlichen Parolen beschmiert.

Unbekannte Täter haben mit roter Farbe Slogans wie „Deutsche raus“ und „Ausländische Käufer fahrt zur Hölle“ an etwa 20 bis 30 Lokale gesprüht, die mehrheitlich von Deutschen geführt werden.

„Deutsche raus!“ – Aufkleber auf dem Auto

Zudem wurden Autos mit ausländischen Kennzeichen durch entsprechende Aufkleber verunziert – darunter laut Medienberichten offenbar auch das Fahrzeug einer in Deutschland lebenden Spanierin. Der Ort Santanyí gilt als Hochburg für wohlhabende und kultivierte Deutsche mit etlichen Galerien und Künstler-Ateliers im Zentrum. Etwas außerhalb befindet auch der so genannte „Hamburger Hügel“ mit Landhäusern begüterter Hanseaten.

Die Ortspolizei von Santanyí hat die Vorfälle bestätigt und ermittelt nun wegen Sachbeschädigung. Besonders der Zeitpunkt könnte bewusst gewählt worden sein, da samstags in Santanyí Markt ist und viele Menschen im Ort unterwegs sind. Das sagte der Künstler Frank Krüger gegenüber der Mallorca Zeitung.

Deutschfeindliche Stimmung auf Mallorca

Die Vorfälle reihen sich ein in eine zunehmend aggressive Stimmung gegen Touristen und ausländische Immobilienbesitzer auf Mallorca. In den vergangenen Monaten haben tausende Demonstranten bei Kundgebungen gegen die Wohnungsnot protestiert.

Die anhaltenden Proteste haben ihren Ursprung in linken Kreisen, die sich seit Jahrzehnten gegen den „Ausverkauf Mallorcas“ positionieren – auch mit fremdenfeindlichen Tönen. „Tourismus macht frei“, war 2024 auf einem geschmacklosen Graffiti etwa in Anlehnung an Auschwitz in deutschen Lettern zu lesen. Im Frühjahr 2025 tauchte dann ironisch die deutschsprachige Parole „Inländer raus!“ in Palma auf. Nun sind die Angriffe direkter geworden und haben klar die verbale Ebene verlassen.

Kein Tisch für Mallorquiner?

Probleme gibt es in der Tat, da auf Mallorca durch ausufernde Ferienvermietung von Immobilien Wohnraum für Einheimische fehlt, und die Insel im Sommer als überfüllt und zu kommerziell gilt. Vor Kurzem soll einer älteren Mallorquinerin laut Medienberichten sogar der Tisch in einem Straßencafé von Palma verweigert worden sein, weil man die Plätze nicht für einen Cappuccino für 2 oder 3 Euro hergeben, sondern lieber für zahlungskräftige Touristen freihalten wollte.

Linke und Rechte auf Mallorca

Auch das eine neue Dimension, wenn es denn stimmen sollte. Und die Proteste gegen Wohnungsnot und exzessiven Massentourismus sind nicht allein auf Linksradikale begrenzt, sondern genießen auch Sympathien in der Mitte der Gesellschaft auf Mallorca.

Parolen und Sachbeschädigung auf Mallorca

  • „Deutsche raus“ (Juli 2025)
  • „Ausländische Käufer fahrt zur Hölle“ (Juli 2025)
  • „Inländer raus!“ (Frühjahr 2025)
  • „Tourismus macht frei“ (2024)

Behörden und Demonstrationsveranstalter distanzieren sich von dem aufgeheizten Ambiente und betonen, dass es sich – trotz allem – um eine lautstarke Minderheit handle. Der Hoteliersverband Fehm betont: „Wer Gäste drangsaliert, verliert jede Glaubwürdigkeit.“ Auch ein lokaler Sprecher der rechtskonservativen Partei Vox auf Mallorca hat die Übergriffe verurteilt und mit Fotos dokumentiert.

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Erstellt:
7. Juli 2025, 08:54 Uhr
Aktualisiert:
7. Juli 2025, 16:04 Uhr

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