Deutsche Telekom wächst kräftig - aber mit hohen Schulden

dpa Bonn. Die Telekom ist in Feierlaune: Die Fusion der US-Tochter mit dem Rivalen Sprint ist in greifbare Nähe gerückt, für 2019 werden satte Zuwächse bei Umsatz und Ergebnis verkündet. Die Aktionäre dürfen jedoch nicht ganz so laut jubeln.

Die Deutsche Telekom legt Zahlen für das Jahr 2019 vor. Foto: Oliver Berg/dpa

Die Deutsche Telekom legt Zahlen für das Jahr 2019 vor. Foto: Oliver Berg/dpa

Die in greifbare Nähe gerückte Fusion der US-Tochter mit dem Rivalen Sprint beflügelt die Deutsche Telekom zu großen Ambitionen.

Man wolle die Wettbewerber AT&T und Verizon überholen und als „New Mobile“ die Nummer Eins in den USA werden, kündigte Telekom-Chef Tim Höttges in Bonn an. „Zumindest ist das unser Anspruch.“ Ein US-Gericht machte zuletzt den Weg frei, T-Mobile mit Sprint zu vermählen. Nach der bis Anfang April angepeilten Übernahme käme „New T-Mobile“ dann auf 140 Millionen Mobilfunkkunden. Letzte juristische Genehmigungen stehen jedoch noch aus.

„Es tut uns Deutschen gut, wenn ein deutsches Unternehmen es einmal schafft, in einer Schlüsselindustrie, in einer Hightech-Industrie, in den USA eine führende Rolle einzunehmen“, sagte Höttges. Derzeit belegen T-Mobile US und Sprint die Plätze Drei und Vier im US-Mobilfunkmarkt.

Bereits im abgelaufenen Jahr bescherte die starke US-Tochter dem Bonner Konzern ein sattes Wachstum: Insgesamt erwirtschaftete man 2019 rund 80,5 Milliarden Euro und damit rund 6,4 Prozent mehr als im Jahr zuvor, wie aus den Jahreszahlen hervorgeht, die das Unternehmen vorlegte.

Rund die Hälfte davon stammte aus den USA. „Wir sind stärker denn je zuvor“, so Höttges. Übrig blieb 2019 ein Konzernüberschuss von 3,9 Milliarden Euro, rund 79 Prozent mehr als 2018. Damals lag er bei 2,2 Milliarden Euro. Bereinigt um Sondereinflüsse blieb immerhin ein Plus von knapp neun Prozent übrig.

Im Inland treibt die Telekom derzeit den Ausbau des neuen Mobilfunkstandards 5G voran und setzt beim Schließen von verbleibenden Funklöchern im Mobilfunk auf Kooperationen - darunter auch mit Wettbewerbern. Beim Ausbau der glasfaserbasierten

Anschlüsse kamen 2019 rund 2,2 Millionen Anschlüsse hinzu - damit sind es aktuell 14,4 Millionen.

Allerdings stehen die Bonner hier unter starkem Druck durch den Wettbewerber Vodafone, der seine Marktposition durch die Übernahme des Kabelnetzbetreibers Unitymedia deutlich gestärkt hat und mit Fernsehkabeln auf höhere Geschwindigkeiten kommt als die Telekom. Die Bonner haben daher Klage gegen die Übernahme-Genehmigung der EU-Kommission eingereicht.

Wermutstropfen bleibt, dass der Konzern weiter Schulden macht: Mit rund 76 Milliarden Euro lagen die Netto-Finanzverbindlichkeiten deutlich höher als im Jahr zuvor mit 55,4 Milliarden Euro. Das bekommen auch die Aktionäre zu spüren: Das Management will der Hauptversammlung diesmal eine Dividende von 60 Cent je Aktie vorschlagen, das sind 10 Cent weniger als im Jahr zuvor. Finanzchef Christian Illek mahnte zur Geduld - das werde sich auch wieder ändern. Für 2020 rechnet die Telekom insgesamt mit steigenden Umsätzen und einem leichten Wachstum des operativen Ergebnisses.

Wettbewerber Telefónica Deutschland (O2), der ebenfalls vorläufige Zahlen vorlegte, machte 2019 hingegen erneut Verluste. Unter dem Strich belief sich das Minus auf 212 Millionen Euro, nach 230 Millionen im Vorjahr. Dem Konzern machen noch immer hohe Abschreibungen im Zuge der 2014 erfolgten milliardenschweren Übernahme von E-Plus zu schaffen.

Mit 456.000 zusätzlichen Anschlüssen im Schlussquartal stieg die Zahl der neuen Mobilfunkkunden allerdings im vergangenen Jahr um eineinhalb Millionen - so viele wie noch nie seit dem Kauf von E-Plus. Etwas besser lief es für die Tochter der spanischen Telefonica SA auch beim Umsatz. Dieser legte um 1,1 Prozent auf rund 7,4 Milliarden Euro zu.

„Wir sind stärker denn je zuvor“: Tim Höttges, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom. Foto: Federico Gambarini/dpa

„Wir sind stärker denn je zuvor“: Tim Höttges, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom. Foto: Federico Gambarini/dpa

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Erstellt:
19. Februar 2020, 04:50 Uhr

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