Flugzeugabsturz in Indien
Deutscher Experte vermutet vorsätzliche Tat eines Piloten
Ein erster Bericht zur möglichen Unglücksursache des Flugzeugabsturzes in Indien vor einem Monat wurde veröffentlicht. Ein Experte vermutet eine vorsätzliche Tat eines der Piloten.

© Ajit Solanki/AP/dpa
Die Maschine von Air India war am 12. Juni unmittelbar nach dem Start in ein Wohngebiet im westindischen Ahmedabad gestürzt.
Von red/AFP
Nach der Bekanntgabe erster Ermittlungsergebnisse zum Flugzeugabsturz in Indien mit 260 Toten vor einem Monat vermutet der Luftfahrtexperte Heinrich Großbongardt eine vorsätzliche Tat eines der Piloten. „Alles deutet darauf hin, dass es ein Suizid war“, sagte er dem „Spiegel“. Zuvor hatten die indischen Ermittler mitgeteilt, dass die Kontrollschalter für die Treibstoffzufuhr beider Triebwerke kurz vor dem Absturz abgeschaltet und die Treibstoffzufuhr damit unterbrochen worden waren.
Schlüsse aus dieser Erkenntnis oder gar Schuldzuweisungen veröffentlichte die indische Flugunfall-Untersuchungsbehörde in ihrem am Samstag vorgelegten Bericht nicht. Der deutsche Experte Großbongardt zeigte sich seinerseits überzeugt, dass es eine vorsätzliche Tat war, „dass einer der beiden Piloten dieser Maschine bewusst die Treibstoffzufuhr unterbrochen hat - und das genau in dem Moment, in dem das Flugzeug am verwundbarsten war, unmittelbar nach dem Abheben“.
In diesem Moment brauche „das Flugzeug den vollen Schub, um an Höhe und Geschwindigkeit zu gewinnen“, sagte der ehemalige Mitarbeiter von Boeing, der Lufthansa und der Pilotenvereinigung Cockpit weiter. „Das Abschalten der Treibstoffzufuhr hat das Gegenteil bewirkt: Die Maschine ist abgestürzt.“
Technischer Defekt sei höchst unwahrscheinlich
Ein technischer Defekt oder eine unbeabsichtigte Betätigung der Schalter sei höchst unwahrscheinlich, sagte Großbongardt dem „Spiegel“. Die indischen Ermittler hätten herausgefunden, dass die beiden Treibstoffregler nacheinander „im Abstand von einer Sekunde zwischen Schalter 1 und Schalter 2“ umgeschaltet worden seien. „Das kann nach menschlichem Ermessen nur einer der beiden Männer im Cockpit getan haben.“
Die Maschine von Air India war am 12. Juni unmittelbar nach dem Start in ein Wohngebiet im westindischen Ahmedabad gestürzt. Nur ein Passagier überlebte den Absturz, die 241 anderen Insassen sowie 19 Menschen am Boden kamen ums Leben.