Reagieren die Fußballverbände?

Deventer beschäftigt weiter – Petition erlangt immer mehr Aufmerksamkeit

In einem offenen Brief richtet sich ein VfB-Fan an den Bürgermeister von Deventer. Derweil treiben einige Fanclubs eine Petition voran.

Die VfB-Fans beim Auswärtsspiel gegen den Hamburger SV mit Kritik an Deventers Bürgermeister Ron König.

© IMAGO/Pressefoto Baumann

Die VfB-Fans beim Auswärtsspiel gegen den Hamburger SV mit Kritik an Deventers Bürgermeister Ron König.

Von Cedric Stedler und Philipp Maisel

Die Vorfälle vor dem Europa-League-Spiel des VfB Stuttgart gegen die Go Ahead Eagles beschäftigen die Anhänger weiterhin. Während sich ein VfB-Fan mit einem offenen Brief an den Bürgermeister Deventers wendet, treiben einige OFCs der Stuttgarter eine Petition voran, wollen diese auf Bundesebene groß machen. Man will aufrütteln und an Größe gewinnen, um das Thema im Fokus zu halten.

Benno Buchczyk ist immer noch stinksauer. So sauer, dass er sich zu einem offenen Brief an Ron König veranlasst sah, dem Bürgermeister der Stadt Deventer. Dort hatten sich in der Vorwoche äußerst unschöne Szenen abgespielt. VfB-Fans wurde unter anderem von der Polizei geknüppelt, Videos belegen die Vorfälle, die seitdem auch deutschlandweit ein Thema sind.

Buchczyk zählt König in seinem Brief an, da dieser auch mit fragwürdigen Sicherheitskonzepten für Unmut bei den angereisten VfBlern sorgte. Zu Beginn der Reise empfand Buchczyk Deventer als „offen und gastfreundlich“, das gab er auch im niederländischen Fernsehen so kund. Doch ein paar Stunden später wollte er „nur noch weg“. Der 50-Jährige bestätigt in seinem Schreiben die fast schon unmenschlichen Bedingungen vor Ort. Er und die anderen mitgereisten VfB-Fans wurden aus seiner Sicht „ohne Grund und Information“ festgehalten.

„Das Warten auf die Busse zum Stadion und das Festhalten von fast zwei Stunden nach Abpfiff bis circa 1 Uhr nachts mit teilweise keiner Möglichkeit etwas zu trinken oder auf die Toilette zu gehen, hat bei mir ein ziemlich beklemmendes Gefühl hinterlassen“, schreibt Buchczyk. Und dabei erwähnt er noch nicht einmal die gewaltsamen Auseinandersetzungen mit der Polizei, bei denen zahlreiche VfB-Fans grundlos verletzt wurden.

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Der Fall Deventer hat das Fass bei den Stuttgarter Anhängern offenbar zum Überlaufen gebracht. Die von den offiziellen Fanclubs ins Leben gerufene Petition (627 Unterschriften, Stand: Freitag, 13 Uhr) gegen Polizeigewalt erlangt immer mehr Aufmerksamkeit. Das soll sie auch, denn Initiator Max Ningel – selbst Teil eines offiziellen VfB-Fanclubs – möchte, dass die Ereignisse nicht folgenlos bleiben.

Er beschreibt den Hintergrund der Initiative: „Die Vehemenz, mit der im Ausland gegen deutsche Fanszenen und ganz speziell gegen die des VfB in Deventer zuletzt vorgegangen wurde, ist für uns absolut unverständlich. Dagegen wollen wir etwas tun.“ Die Uefa, die DFL und der DFB sollen nicht mehr wegsehen können, auch wenn ein direkter Austausch mit den Verbänden nicht das unmittelbare Ziel ist. Es geht vor allem darum, das alles nicht mehr einfach hinzunehmen. „Ich erwarte jetzt nicht, dass ich in zwei Wochen bei Aleksander Čeferin im Büro sitze, um das Thema mit ihm durchzudiskutieren. Aber einfach weiter zuzusehen, wie man mit Menschen umgeht, die einfach nur zum Fußball fahren wollen, ist keine Option“, so Ningel.

Das Projekt findet immer mehr Anhänger. Rund 50 OFCs sind bereits involviert, der Stuttgarter Fanausschuss hat seine Unterstützung ebenfalls zugesagt. Dadurch wird auch die hitzige Debatte um die von den Innenministern geplanten Verschärfungsmaßnahmen weiter befeuert. Die Proteste der aktiven Fanszenen gegen ursprünglich geplante Maßnahmen beschäftigten die Innenministerkonferenz. Erste Ergebnisse wurden nun der Öffentlichkeit präsentiert. Demnach soll es zumindest keine KI-Gesichtserkennung und personalisierte Tickets geben.

Der Dachverband der Fanhilfen äußerte sich dazu in seiner Stellungnahme: „Wir nehmen zur Kenntnis, dass ein großer Teil der zwischenzeitlich geplanten und von uns kritisierten Maßnahmen nicht beschlossen wurde. Dennoch ist es kein Anlass, in großen Jubel zu verfallen. Vielmehr stellt das heutige Ergebnis einen faulen Kompromiss dar, denn weiterhin widerspricht das Ergebnis den Fakten, und es fehlt die vollständige Transparenz gegenüber der Öffentlichkeit“, heißt es in dem Schreiben.

Nichtsdestotrotz soll die Petition der VfB-Fans nun weiter an Reichweite und bundesweiter Aufmerksamkeit gewinnen, der Anschluss von Fanszenen anderer Clubs ist im Gange. Viele Fans fühlen sich nicht gehört und werden nun gemeinsam laut. Das beweist der Zuspruch durch die Menge an Unterschriften und der Zusammenhalt der verschiedenen Fangruppen.

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Erstellt:
5. Dezember 2025, 15:26 Uhr
Aktualisiert:
5. Dezember 2025, 15:51 Uhr

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