Dickes Lob vom Profi und seinem Trainer

Laufend BKZ: Bei ihrem zweiten Trainingsbesuch attestieren Marcel Fehr und Uwe Schneider der Gruppe riesige Fortschritte

Ein Finale mit Profis: Der viermalige Silvesterlaufsieger Marcel Fehr, der von den Olympischen Spielen 2020 träumt, und sein Trainer Uwe Schneider statteten der Laufend-BKZ-Gruppe bei der 15. und letzten offiziellen Trainingseinheit den zweiten Besuch in diesem Jahr ab. „Es war zum Abschluss einfach noch einmal etwas Besonderes“, freute sich Kursleiterin Brigitte Würfel über die Stippvisite des Duos, das den Teilnehmern ein dickes Lob für deren Fortschritte zollte.

So leichtfüßig, wie es bei Profis wie Marcel Fehr aussieht, kann es auf Anhieb kaum klappen, aber die Hobbysportler gaben ihr Bestes. Foto: T. Sellmaier

© Tobias Sellmaier

So leichtfüßig, wie es bei Profis wie Marcel Fehr aussieht, kann es auf Anhieb kaum klappen, aber die Hobbysportler gaben ihr Bestes. Foto: T. Sellmaier

Von Steffen Grün

Als Marcel Fehr am Dienstagabend zum Treffpunkt beim Backnanger Mineralfreibad fuhr und schließlich den Parkplatz in der Martin-Dietrich-Allee erreichte, traute er seinen Augen kaum. „Es war nasskalt und dunkel und dennoch tauchte plötzlich eine Gruppe mit etwa 50 Leuten in weißen T-Shirts auf“, schildert der 27-Jährige die ersten positiven Eindrücke, an denen sich auch dann nichts änderte, als er das Auto verlassen und die Wartenden begrüßt hatte: „Alle waren unheimlich gut drauf. Das ist beeindruckend und trotz des Silvesterlaufs als Zusatzmotivation gerade in den Wintermonaten nicht selbstverständlich.“

Dass die Kursleiterin daran einen riesigen Anteil hat, glaubt der Leichtathlet aus dem Remstal aufs Wort: „Die Begeisterung von Brigitte Würfel ist absolut ansteckend. Ich muss da sofort an das Bild denken, wie sie zu Beginn auf die Sitzbank gesprungen ist und alle animiert hat, auf der Stelle zu hüpfen, um nicht kalt zu werden.“ Für die Laufend-BKZ-Sportler, denen sie im Laufe der Monate mit Nachdruck eingebläut hatte, wie wichtig es ist, nicht einfach loszulaufen, sondern erst einmal den Körper auf Betriebstemperatur zu bringen, hatte die AOK-Sportpädagogin dieses Mal eine Überraschung parat: „Heute entfallen die Aufwärmübungen an dieser Stelle.“ Diese Worte bedeuteten aber keine Abkehr vom bisherigen Prinzip, allenfalls eine minimale Abwandlung: Weil dieses Mal nicht die übliche große Runde gedreht wurde, sondern ein Spezialprogramm auf dem nahen Eugen-Adolff-Sportplatz wartete, war der eine Kilometer ein lockerer Aufgalopp.

Dort angekommen, mussten auch diejenigen, die mit den Koordinationsübungen von Brigitte Würfel auf Kriegsfuß stehen (vor allem die Herren der Schöpfung), erkennen, dass sie sich zu früh gefreut hatten. Was ihnen Marcel Fehr und Uwe Schneider in den nächsten rund 60 Minuten abverlangten, war definitiv noch etwas anspruchsvoller für Körper und Kopf. Während den Teilnehmern das Anfersen, der Hopser- und der Kniehebelauf schon in Fleisch und Blut übergegangen sind, erwiesen sich die verschiedenen Abwandlungen als echte Herausforderungen. „Das ist wirklich schwierig, falls man es nicht gewohnt ist“, sagt Würfel und fügt lachend hinzu: „Ich kenne solche Übungen aus der Fitnessgymnastik und kam trotzdem ein paarmal etwas ins Stolpern.“

Als Uwe Schneider den mitgebrachten Gettoblaster einschaltete, um die Übungen für Hüft- und Beinbeweglichkeit mit Musik zu untermalen, räumte selbst Marcel Fehr ein, dass das „nicht meine Spezialität ist. Da ist mein Trainer besser“. Dass nicht auf Anhieb alles zu 100 Prozent wie am Schnürchen klappte, tat der Begeisterung der Frauen und Männer von Laufend BKZ keinen Abbruch. Sie zogen auch bei den Laufübungen über Hütchen und Reifen sowie den Diagonalläufen mit Tempoveränderungen mit vollem Einsatz mit, davon könnten sie beim Silvesterlauf profitieren. Denn Marcel Fehr, der in Backnang selbst schon viermal triumphiert hat, weiß um die Herausforderungen des Rundkurses in der Innenstadt. Da ist der steile Anstieg in der Marktstraße, aber da sind eben auch längere Bergab-Passagen sowie topfebene Abschnitte. Das bringt zwangsläufig den einen oder anderen Rhythmus- und Tempowechsel mit sich, aber der AOK-Repräsentant und sein Trainer trauen es den Schützlingen von Brigitte Würfel und den Laufend-BKZ-Betreuern uneingeschränkt zu, den Silvesterlauf zu schaffen: „Uns hat interessiert, wie sich die Gruppe seit unserem ersten Besuch im Oktober entwickelt hat. Es sieht sehr gut aus – super, dass immer noch so viele Leute mit dabei sind.“

Ohnehin ist das Duo voll des Lobes fürs ganze Projekt und macht es zum Beispiel daran fest, dass aus früheren Teilnehmern im Lauf der Jahre Betreuer geworden sind. „Mehr Anerkennung für diese Aktion geht eigentlich nicht“, sagt Fehr, „das macht es authentisch, das hat wirklich Charme.“

Hintergrund
Fehr und Klein starten an Silvester nicht in Backnang, sondern in Bietigheim

2012, 2013, 2016 und 2017 hat Marcel Fehr den Backnanger Silvesterlauf gewonnen, in 29:47 Minuten hält der 27-Jährige zudem den wohl nur schwer zu unterbietenden Streckenrekord. Mit dem fünften Erfolg zum hessischen Rekordsieger Heiko Baier aufzuschließen, wird zumindest in diesem Jahr nicht passieren, denn der Leichtathlet aus dem Remstal startet wie schon vor zwölf Monaten beim Silvesterlauf in Bietigheim.

Für diese Entscheidung nennt Marcel Fehr zwei Hauptgründe. Zum einen ist da die private Situation: Seine Freundin Hanna Klein, die von 2015 bis 2017 in Backnang die Nase vorne hatte, startet ebenfalls in Bietigheim, um sich dort unter anderem einen heißen Kampf mit Alina Reh zu liefern, während sie in der Murr-Metropole wohl zu einem ungefährdeten Sieg gelaufen wäre. Zum anderen geht es auch ihm um die größere sportliche Herausforderung, denn Marcel Fehr kriegt es mit Konkurrenten wie dem deutschen Marathon-Rekordhalter Arne Gabius, dem zuletzt viermal in Serie in Bietigheim siegreichen Simon Boch, Thorben Dietz oder Dominik Notz zu tun. „Das sind alles Kaliber, die über 10 Kilometer bessere Bestzeiten als ich aufweisen. Es ist somit eine sehr gute Standortbestimmung vor dem Olympiajahr“, betont der AOK-Repräsentant. Kein Geheimnis ist es aber auch, dass es für den Sportler, der zu keinem Förderkader gehört und für alle Kosten selbst aufkommen muss, auch darum geht, wo es vielleicht den einen oder anderen Euro mehr gibt.

Mit dem Verweis auf die Olympischen Spiele, die 2020 in Tokio stattfinden, hat Marcel Fehr auch schon das große Ziel genannt, dem er alles unterordnet. In Japans Hauptstadt über 5000 Meter und damit in seiner Spezialdisziplin an der Startlinie zu stehen, „ist mein Ziel und Traum zugleich“. Ihm ist allerdings auch bewusst, dass es überhaupt nur klappen kann, „wenn ich meine bisherige Bestzeit von 13:31 Minuten so deutlich wie möglich steigere“. Und selbst dann ist es keineswegs sicher, dass es reicht. Seiner Freundin werden bessere Chancen auf das Olympiaticket eingeräumt, denn Hanna Klein gilt sowohl über 1500 als auch über 5000 Meter als Kandidatin für Tokio.

Ab dem 1. Januar startet das Duo für neue Vereine. Weil sich Uwe Schneider mit dem Führungspersonal der SG Schorndorf überworfen hat, wechselt Marcel Fehr mit seinem Trainer und einigen weiteren bisherigen Vereinskollegen zur LG Filstal. Hanna Klein schließt sich derweil wie erwartet dem Post-SV Tübingen und damit dem Klub ihrer neuen Trainerin Isabelle Baumann an.

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Erstellt:
19. Dezember 2019, 06:00 Uhr

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