Handelskrieg mit Donald Trump

Die EU muss sich aus der Schockstarre lösen

Verhandlungen im Zollstreit mit Donald Trump haben kaum Erfolgschancen. Europa muss sich nun auf sich selbst konzentrieren, meint unser Brüssel-Korrespondent Knut Krohn.

Donald Trump hält sich an keine Regeln. Europa muss darauf entsprechend reagieren.

© Alex Brandon/AP/dpa

Donald Trump hält sich an keine Regeln. Europa muss darauf entsprechend reagieren.

Von Knut Krohn

Wolfgang Niedermark hat Recht. Der Mann vom Bundesverband der Deutschen Industrie fordert in dem Zollstreit zwischen der EU und den USA alle Seiten auf, zügig in einem sachlichen Dialog eine Lösung zu finden. Doch wie führt man einen sachlichen Dialog mit dem US-Präsidenten Donald Trump, der sich an keine Regeln hält, seine Meinung fast täglich ändert und für den Rache offensichtlich eine feste Größe in seinem wirtschaftlichen und politischen Handeln ist?

In diesen Tagen verkündete er für Brasilien Zölle in Höhe von 50 Prozent - und begründete diese mit dem Vorgehen der brasilianischen Justiz gegen den früheren Präsidenten Jair Bolsonaro. Bei Europa kommt dazu, dass Donald Trump die EU erklärtermaßen abgrundtief hasst. Das macht die Verhandlungen der EU mit den USA nicht gerade einfacher.

Die Aussicht auf eine Lösung sind gering

Die Aussichten auf eine Verhandlungslösung sind unter diesen geradezu bizarren Umständen äußerst gering. Und auf dem Weg zu einem möglichen Deal werden die Europäer höchstens Schadensbegrenzung betreiben können. Auch weiß niemand, wie lange sich Trump an ein neues Abkommen gebunden fühlen würde.

Das kann nur heißen, dass sich die EU selbst helfen muss. Dazu muss Europa sich schnell möglichst unabhängig von den übermächtigen USA machen. Das geht nur, wenn die EU die eigene Wirtschaft stärkt. Dazu reicht es nicht, lediglich bürokratische Hindernisse abzubauen. Ziel muss es sein, die Regeln für die Unternehmen auf allen Ebenen durchzuforsten. Vor allem Bereiche, die mit Zukunftstechniken arbeiten und diese entwickeln, müssen entlastet werden.

Partnersuche auf der ganzen Welt

Zeitgleich muss sich Europa nach neuen Wirtschaftspartnern auf der ganzen Welt umsehen. In den vergangenen Monaten hat Brüssel Handelsabkommen mit mehreren Regionen vorangetrieben. Das ist eine richtige Entwicklung.

Es darf unter diesen Umständen nicht sein, dass die Unterschrift unter das Mercosur-Abkommen etwa von einer kleinen Minderheit der französischen Bauern blockiert wird. Europa muss sich aus seiner ersten Schockstarre befreien, dann wird die EU gestärkt aus der Auseinandersetzung mit den USA hervorgehen.

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Erstellt:
12. Juli 2025, 21:22 Uhr

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