Die Frau,die beasd

Täglich neu: Landestypisches für Einheimische und Reigschmeckte

Was ist „vertrielt“? Antworten gibt es zuhauf – etwa von Sibylle Eisenmann: „Frau Ute Dick sucht die Übersetzung für einen vertrielten Buchhändler („Auf gut Schwäbisch“ vom 6. Dezember). Ich würde sagen, ein ,Trialer‘ er ist das männliche Gegenstück einer Schlafhaub. Also net der Schnellscht und au net der Hellscht. Der Ausdruck kommt vielleicht daher, dass ,triela‘ für sabbern steht und man jemanden mit einem sabbernden Greis vergleicht. Wir sagen auch heute noch für einen Latz ,Trialer‘.“

Gudrun Schmid aus Backnang schreibt: „Ich kenne den Ausdruck ,vertrielt‘ für einen langweiligen, langsamen und einfältigen Menschen. Heute würde man sagen: Der ist etwas ,verspult‘.“

Hanno Schlusnus aus Gäufelden schreibt: „Mein früherer Klassenlehrer auf der Wirtschaftsoberschule in Göppingen hat den Ausdruck öfters gebraucht. Er meinte mit ,Trialer‘ einen Schüler, der etwas schwerfällig im Verstehen oder unbeholfen an der Tafel war.

Wenn a alder Ma beim Suppaschlürfa ebbes aus der Gosch rauslaufa lässt, no ­trialt’r. Oder wenn ebber ebbes beim Essa verschüttat, no ka mr au ,triala‘ saga.“

Ingrid Haberl aus Neuffen merkt an: „Aus meiner badischen Heimat kenne ich den Begriff ,Trieler‘ als Bezeichnung für das Lätzchen, das Babys vor dem Füttern angelegt wird (Triellatz). Ebenso trielt die Nase beim Schnupfen. Und da die Nase meist langsam trielt (tröpfelt), könnte der ,vertrielte Buchhändler‘ ein (schwäbisch: ,bähmulliger‘) Langweiler sein.“

Utz Baitinger aus Botnang schürft tief: „Die Bedeutung des schwäbischen Wortes ,vertrielt‘ ist so vielschichtig mit allen seinen übertragenen Bedeutungen, dass man das nicht eindeutig sagen kann. Im Grunde bedeutet ,vertrielt‘, dass eine Flüssigkeit träge herabläuft. Ein ,vertrielter Buchhändler‘ könnte in einem mit Speiseresten verunreinigten Kittel herumlaufen, er könnte im übertragenen Sinne aber auch verschlafen, verschroben oder gar verschlagen wirken. Stellen wir uns also einen Menschen vor, der mit hängenden Augendeckeln, misstrauischem Blick und Speichel in den Mundwinkeln schlurfenden Schrittes zwischen seinen verstaubten Regalen herumgeistert. Man müsste jedoch besagten Buchhändler näher kennen, um ihm bei einer Charakterisierung Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.“

Ein kleiner Nachtrag zum typisch schwäbischen Ausdruck „hälenga“: „Mir fiel dazu der Spruch ein: ,I brauch me net verstecka, i ben net hälenga uff der Welt!‘“ Das schreibt uns Renate Eberle aus Stuttgart.

„Mir fällt ein Kindergöschle unserer damals dreijährigen Tochter ein“, schreibt Günter Fauß aus Gäufelden. „Wenn einer mit einer Schaufel schafft, dann schaufeld er. Wenn einer mit einer Säge schafft, dann sägd er. Dieser Logik folgend sagte unsere Sarah, als sie eine Frau fegen sah: ,Guck amol: Die Frau beasd!‘“ Der schwäbische Spruch des Tages kommt von Georg Bahmann alias Traugott Armbrüstle: „Aus jedem Hommele wird irgendwann a Lommele.“ (jan)

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Erstellt:
13. Dezember 2018, 03:14 Uhr

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