Die IBA als Herausforderung für Backnang

Beim 233. Altstadtstammtisch stellt Backnangs Erster Bürgermeister Stefan Setzer die Besonderheiten der IBA 2027 mit dem Schwerpunkt Stadtregion heraus. Sein Vortrag sorgt für ein volles Haus.

Die Internationale Bauausstellung im Visier: Erster Bürgermeister Stefan Setzer (links) und der Leiter des Stadtplanungsamts Tobias Großmann vor der ehemaligen Lederfabrik Hodum. Das markante Backsteingebäude soll bis 2027 saniert werden. Archivfoto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Die Internationale Bauausstellung im Visier: Erster Bürgermeister Stefan Setzer (links) und der Leiter des Stadtplanungsamts Tobias Großmann vor der ehemaligen Lederfabrik Hodum. Das markante Backsteingebäude soll bis 2027 saniert werden. Archivfoto: Alexander Becher

Von Klaus J. Loderer

Backnang. Mit einem historischen Foto drückt Stefan Setzer seine Hoffnung für das Projekt Backnang-West aus. Das Bild zeigt ein immer noch modern wirkendes Gebäude der Stuttgarter Weißenhofsiedlung aus dem Jahr 1927 und ein damals modernes, aber heute als Oldtimer empfundenes Auto. Für die Projekte der IBA 2027 in Backnang wünscht sich der Erste Bürgermeister eine solche Zukunft: Sie sollen noch lange modern und vorausschauend erscheinen.

Setzers Vortrag im Rahmen des 233. Altstadtstammtischs des Heimat- und Kunstvereins sorgt für volles Haus. Die Eingangshalle des Helferhauses in Backnang ist „kuschelig eng“ besetzt, wie Horst Schildknecht in seiner Begrüßung anmerkt.

Die Bauausstellung des Jahres 1927 auf dem Weißenhof in Stuttgart setzt Stefan Setzer an den Anfang seines Vortrags, in dem er der die Besonderheiten der IBA 2027 mit dem Schwerpunkt Stadtregion heraushebt und die Entwicklung des Backnanger Projekts im Bereich zwischen Friedrichstraße und den ehemaligen Lederwerken zusammenfasst. Backnang sei immerhin eines von sechs IBA-Quartieren, wodurch der Stadt eine ganz besondere Chance erwachse. Außerdem sei Backnang zu einem nationalen Projekt des Städtebaus auserkoren worden und werde deshalb vom Bund mit drei Millionen Euro gefördert, so Setzer. Das liege besonders am Umgang mit der historischen Bausubstanz und dem geplanten Murrauenpark.

Themen wie neue Bautechniken und Klimaneutralität sind mitgedacht

Wie der Weißenhof soll auch die jetzige Internationale Bauausstellung neue Wohn- und Bauformen etablieren. Es solle ein innovatives Stadtviertel entstehen. Eine neue Fragestellung sei, so Setzer, wie viel Qualität man auf engstem Raum unterbringen kann. Eine Wiederbelebung des Themas Nutzungsmischung nach einem Jahrhundert der Nutzungstrennung im Städtebau sei ebenso in die Ideenfindung eingeflossen wie neue Bautechniken, Baustoffrecycling, Klimaneutralität und neue Mobilität.

Backnang besitze in diesem innenstadtnahen Bereich große Freiflächen. „Ein großes Pfund ist die Murr“, sagt Setzer. Allerdings müsse jede Planung das Parkraumproblem lösen. Immerhin seien jetzt 1100 Stellplätze vorhanden. Eine der Kernfragen ist Setzer zufolge deshalb: „Wie bekommt man das Blech weg?“ Auch dafür zeigt er Lösungsansätze auf.

Vielleicht wird das Backnanger Konzept sogar zu einem Vorbild

Es sei eben ein Umdenken erforderlich, damit sich zu den jetzigen Stellplätzen nicht noch 500 weitere für die künftigen Bewohnerinnen und Bewohner addieren. Eben deshalb müsse ein über das Viertel hinausgehendes Konzept mit einem größeren Radwegesystem und Fußwegeverbindungen entstehen. Vielleicht könnte das Backnanger Konzept dann sogar zu einem Vorbild werden.

Setzer zeigt in einem Überblick auch die verschiedenen Ideen der vergangenen 20 Jahre für das Gebiet auf, beginnend mit den „Marconi Gardens“ aus dem Jahr 2004 über den Murrpark von 2009 bis zu den 2019 entstandenen Entwürfen des deutsch-amerikanischen Stararchitekten Helmut Jahn. Auch ein Modellfoto mit sieben 110 Meter hohen Hochhäusern „aus dem Giftschrank“ ruft Setzer in Erinnerung. Bei all diesen Projekten seien allerdings das Hochwasserrisiko, der Bezug zur Stadt, das Parken und die Mobilität völlig unbeachtet geblieben.

Der Stadt gehören nur wenige Flächen in dem Bereich

Setzer macht aber auch deutlich, dass das neue Viertel nur in Zusammenarbeit mit den Eigentümern entstehen könne. Denn der Stadt gehören in diesem Bereich nur unbedeutende Flächen. Man strebe an, einen größeren Bereich für die Anlage des Murrauenparks erwerben zu können mit einem abgesenkten Bereich als Ausgleichsfläche bei Hochwasser. Aber ansonsten seien private Investoren gefragt. „Der Anfang muss deshalb so gut sein, dass der innovative Weg beibehalten wird“, schließt Setzer.

Wie das Viertel einmal aussehen könnte, zeigen die Simulationen des Berliner Büros Teleinternetcafé Architektur und Urbanismus und der Hamburger Landschaftsarchitekten Treibhaus. Setzer beruhigt: „Die Hochhäuser sind inzwischen weggefallen.“ Vor allem sei es jetzt wichtig, dass das ganze Projekt durchdacht und ruhig angegangen werde: „Man muss in die Zukunft denken. Das Projekt muss so umgesetzt werden, dass es immer wieder an die neuen Erkenntnisse angepasst werden kann.“

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Erstellt:
26. April 2023, 06:00 Uhr

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