Die Impfung kommt in die Gemeinden

Vom 2. März an werden die mobilen Teams des zentralen Impfzentrums des Robert-Bosch-Krankenhauses mit einem Impftruck in die Städte und Gemeinden des Rems-Murr-Kreises fahren. In Backnang soll der Truck voraussichtlich am 8. und 9. März stehen.

Der Impftruck ist ein imposanter 33-Tonner mit Allradantrieb und moderner Ausstattung. Zum Pressetermin anwesend waren Landratsamtdezernent Gerd Holzwarth, Jörg Behrens (Medizinische Leitung Kreisimpfzentrum), Landrat Richard Sigel, Kilian Rapp vom Robert-Bosch-Krankenhaus sowie Sven Knödler, Heiko Fischer, Holger Hagmeier und Johannes Gerblich vom DRK. Foto: G. Habermann

© Gabriel Habermann

Der Impftruck ist ein imposanter 33-Tonner mit Allradantrieb und moderner Ausstattung. Zum Pressetermin anwesend waren Landratsamtdezernent Gerd Holzwarth, Jörg Behrens (Medizinische Leitung Kreisimpfzentrum), Landrat Richard Sigel, Kilian Rapp vom Robert-Bosch-Krankenhaus sowie Sven Knödler, Heiko Fischer, Holger Hagmeier und Johannes Gerblich vom DRK. Foto: G. Habermann

Von Melanie Maier

WAIBLINGEN. „Hopplahopp“ sei es gegangen mit der Organisation des neuen Angebots für die Coronaschutzimpfung, sagt Landrat Richard Sigel. Mit dem sogenannten Impftruck – einem 13,6 Meter langen 33-Tonner – werden die mobilen Teams des Robert-Bosch-Krankenhauses von der kommenden Woche an durch den Rems-Murr-Kreis fahren. In den acht Städten und 23 Gemeinden werden sie die über 80-Jährigen mit dem Biontech-Vakzin impfen, die es noch nicht geschafft haben, einen Termin in einem Kreisimpfzentrum (KIZ) oder zentralen Impfzentrum (ZIZ) wahrzunehmen.

Beziehungsweise: Sie werden einige der über 80-Jährigen impfen. Denn für alle werden die Termine nicht reichen. „In unserem Landkreis leben rund 29000 Menschen, die über 80 sind“, sagt Sigel. Selbst nach der Aktion, bei der pro Tag 120 Impfungen ausgeführt werden sollen, werden etwa 10000 Personen dieser Altersgruppe nicht geimpft sein, schätzt er.

Trotzdem ist der Landrat guter Dinge am Freitagvormittag: „Wir hätten nicht zu träumen gewagt, dass wir so viel Impfstoff verimpfen dürfen. Das übersteigt unsere Erwartungen.“ Denn der Impfstoff, den das Land für die Aktion bereitstellen wird, kommt zusätzlich zu den Impfdosen, die im Kreisimpfzentrum Waiblingen zur Verfügung stehen. Dort werden aktuell rund 400 Menschen pro Tag geimpft. Dass nun noch einmal 120 zusätzliche Termine pro Tag angeboten werden, sei „fast ein Quantensprung für den Landkreis“ sagt Sigel, der mehrfach beklagte, dass der Rems-Murr-Kreis bisher genauso viel Impfstoff erhielt wie Landkreise mit weniger Einwohnern.

Der Landrat betont, das neue Impfangebot sei eine Zusammenarbeit zwischen dem Landratsamt, den Städten und Gemeinden sowie dem DRK und dem Malteser Hilfsdienst. Das Sozialministerium Baden-Württemberg unterstützt das Projekt mit Impfstoff und Personal aus dem Robert-Bosch-Krankenhaus Stuttgart.

Starten wird die „Impf-Roadshow“, wie Sigel sie nennt, am Dienstag, 2. März, in Murrhardt. Dort wird der Truck zwei Tage lang neben der Festhalle stehen. Anschließend sind Welzheim (4. und 5. März), Schorndorf (6. und 7. März) und Backnang (8. und 9. März) an der Reihe. Die weitere Route ist noch in Planung.

Am 24. Mai soll die Impfaktion abgeschlossen sein.

Die Reihenfolge, in welcher der Truck die Städte und Gemeinden besucht, hängt zum einen von der Anzahl der dort lebenden über 80-Jährigen ab, zum anderen von der Entfernung vom KIZ Waiblingen. In den Städten soll der Truck zwei Tage lang, in den Gemeinden einen bleiben. Das Ranking werde noch optimiert, „damit der Truck nicht kreuz und quer durch den Landkreis fährt“, so Gerd Holzwarth. Der Dezernent des Bereichs Verbraucherschutz und Forst im Landratsamt Rems-Murr-Kreis hat die Gesamtleitung des Impfzentrums inne. Läuft alles nach Plan, soll der Truck am 23. März seine zweite Runde durch den Landkreis beginnen und wieder in Murrhardt starten. „Klappt alles, sind wir am 24. Mai fertig“, sagt Holzwarth.

Am Freitag steht der Truck aber noch auf dem Parkplatz der Rundsporthalle in Waiblingen. Der Sattelschlepper ist eine hochmoderne rollende Arztpraxis, 2017 gebaut für Großlagen, ausgestattet unter anderem mit EKG-Gerät und einem Notstromaggregat. Und 350000 Euro teuer. Innen befinden sich zwei Behandlungszimmer, sodass zwei Patienten zugleich geimpft werden können, ein Empfangszimmer und ein Personalraum.

Etwa sechs Stunden pro Tag, von 9.30 bis 16 Uhr mit einer Mittagspause, sollen die mobilen Impfteams im Einsatz sein. Während der ersten beiden Wochen sind das ein Team aus dem Robert-Bosch-Krankenhaus und eins aus Waiblingen. Sobald die Impfungen in den Alten- und Pflegeheimen abgeschlossen sind, werden zwei Teams aus Stuttgart unterwegs sein.

In den Kommunen wird der Truck stets an eine Sport-, Fest- oder Gemeindehalle angeschlossen sein, sagt Holzwarth. So seien Toiletten und ein Stromanschluss vorhanden. Außerdem können die Geimpften zur Nachbeobachtung, die zirka 15 bis 30 Minuten dauert, ins Innere. „Die Leute sollen nicht im Kalten bleiben müssen.“ In den Hallen sollen bei Bedarf zudem mobilitätseingeschränkte Menschen in einem separaten Raum geimpft werden können. Den Truck nachts zu überfallen, lohne sich nicht, erklärt Holzwarth: „Der Impfstoff wird morgens geliefert und tagsüber verimpft.“

Normalerweise stehe der Truck in Kirchheim unter Teck, sagt Sven Knödler, der Kreisgeschäftsführer des DRK Rems-Murr-Kreis. Deutschlandweit seien nur vier solcher Lastwagen vorhanden, drei dieser Einheiten befinden sich derzeit in Sachsen. Den vierten hat sich der Rems-Murr-Kreis nun bis Ende Juni vom DRK-Landesverband gesichert.

Das Modell ist in Baden-Württemberg bisher einzigartig. Der Rems-Murr-Kreis sei aber bereit, mit dem Konzept auch andere Landkreise zu unterstützen, insbesondere ähnlich große oder bevölkerungsreiche, sagt Landrat Richard Sigel. Bis Ende Juni – beziehungsweise solange der Truck für den Rems-Murr-Kreis zur Verfügung steht – möchte er „impfen, impfen, impfen“. Ob er sich Impfpartys für junge Leute auf den Marktplätzen vorstellen könne, sobald die höchsten Prioritätsgruppen geimpft sind? Aber ja doch, sagt Sigel. Er hätte „gern 1000 pro Tag, die zum Impftruck kommen.“ Wenn es nach ihm geht, kann die Herdenimmunität gar nicht schnell genug kommen.

Wie bekommt man die Termine?

Der Impftruck fährt zweimal in jede Stadt und jede Gemeinde im Rems-Murr-Kreis: zum Erst- und zum Folgeimpftermin.

Sobald feststeht, wann der Impftruck vor Ort sein wird, wird das Rathaus beziehungsweise die Gemeindeverwaltung auf die über 80-Jährigen zugehen und sie über das Impfangebot informieren. Wie das geschieht, ist den Verwaltungen überlassen: Sie veröffentlichen die Termine zum Beispiel im örtlichen Mitteilungsblatt, in der lokalen Zeitung oder sie benachrichtigen die Impfberechtigten vorab per Post.

Termine können jeweils nur für die eigene Stadt oder Gemeinde vereinbart werden. Sobald die Impftermine verfügbar sind, kann man sie im Rathaus oder über einen Link auf der Gemeindehomepage vereinbaren. Wichtig: Bevor das Rathaus die Termine veröffentlicht hat, ist eine Terminvergabe nicht möglich. Deshalb bitte erst anrufen, wenn dazu aufgefordert wird.

Die Termine für den Impftruck können nicht über die Hotline 116117 oder die Website www.impfterminservice.de ausgemacht werden. Dort kann man aber nach wie vor Termine für die Kreisimpfzentren sowie die zentralen Impfzentren buchen.

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Erstellt:
27. Februar 2021, 06:00 Uhr

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