Die kleinen Schneeeulen sind noch grau
Vier Eulen sind in der Wilhelma zur Welt gekommen: die flauschigen Federknäuel wachsen schnell.

© Wilhelma
Der Schneeeulen-Vater mit einem seiner Jungtiere in der Wilhelma.
Von Iris Frey
Stuttgart - Wer hinter dem Maurischen Landhaus in der Wilhelma Richtung Mammutbaumwald geht, kann dort vier kleine Schneeeulen entdecken. Der Stuttgarter Zoo freut sich über das tierische Nachwuchs-Quartett. Bereits Ende Juni sind die vier jungen Schneeeulen in der Wilhelma geschlüpft. Zunächst blieb das den Besuchern verborgen. Denn: der Brutplatz befand sich auf einer nicht einsehbaren Plattform.
„Dort hatte das Schneeeulen-Weibchen im Frühjahr mit der Eiablage begonnen“, berichtet Wilhelma-Sprecher Birger Meierjohann. „Im Abstand von jeweils zwei Tagen legte sie insgesamt vier Eier in eine flache, von den Altvögeln in das Bodensubstrat der Brutplattform gescharrten Mulde.“ Etwa einen Monat später schlüpften – wieder im Abstand von jeweils zwei Tagen – die damals noch winzigen Jungeulen. Die sind seitdem kräftig gewachsen: Noch sind die von einem dichten, grauen Federkleid eingehüllten Jungvögel zwar nicht flugfähig, sie haben aber den Brutplatz bereits verlassen. Laufend, kletternd und flatternd erkunden die flauschigen Federknäuel ihre Voliere.
Erwachsene Schneeeulen sind oft schneeweiß
Bei den Schneeeulen sind die erwachsenen Männchen oft schneeweiß. Das Gefieder der Weibchen ist dagegen eher mit schwarz-weißen Streifen versehen, wodurch sie während der Brut am Boden weniger auffallen. Die Brut der Schneeeulen in den polaren Tundren Nordamerikas, Europas und Asiens beginnt erst dann, wenn der Frühling Einzug gehalten hat und der Schnee abgetaut ist – das ist auch die Zeit, in der die Vermehrung der Lemminge als Hauptnahrungsgrundlage der Schneeeulen beginnt. „Das Nestlingskleid der Jungvögel hat zunächst eine graue Tarnfarbe, was einen noch besseren Schutz vor Beutegreifern wie dem Polarfuchs bietet“, sagt Meierjohann. Das Gefieder der Jungeulen werde im Alter von rund zwei Monaten fast vollständig entwickelt sein, aber noch viele dunkle Partien aufweisen.
In ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet gilt die Schneeeule als gefährdet. Ihre Bestände sind stark rückläufig. Die Weltnaturschutzunion IUCN geht von nur noch 14 000 bis 28 000 von ehemals rund 300 000 Vögeln aus. Die Gründe für den Populationsrückgang hängen den Angaben zufolge mit dem Klimawandel und dadurch bedingten Veränderungen bei den Vermehrungszyklen der Lemminge zusammen. Die zunehmende menschliche Inanspruchnahme der Arktis berge weitere Störpotenziale und auch Gefahren für die Eulen.
Reservepopulation für bedrohte Art
Der Wilhelma-Direktor Thomas Kölpin unterstreicht: „Die Nachzucht unterschiedlicher Eulenarten in Zoos hat in der Vergangenheit schon mehrfach die Grundlage für erfolgreiche Wiederansiedlungen in der Natur gebildet.“ Darum seien Reservepopulationen in menschlicher Obhut so wichtig – auch bei der Schneeeule, die der Stuttgarter Zoo regelmäßig im Rahmen des europäischen Ex-Situ-Programms nachzüchte.