Adolf Hitler in Karlsruhe

Die letzte Ehrenbürgerwürde des Diktators

Viele Städte haben Adolf Hitler nach 1933 ihre Ehrenbürgerschaft verliehen – und nach 1945 wieder aberkannt. Auch Karlsruhe. Doch womöglich hat man dort eine Kleinigkeit vergessen.

Bis in die frühen 1990 Jahre hinein standen Adolf Hitler (links) und Paul von Hindenburg in manchen Städten noch auf der Ehrenbürgerliste.

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Bis in die frühen 1990 Jahre hinein standen Adolf Hitler (links) und Paul von Hindenburg in manchen Städten noch auf der Ehrenbürgerliste.

Von Eberhard Wein

Verschwörungsgläubige wissen es: Adolf Hitler starb nicht am 30. April 1945 im Berliner Führerbunker, sondern flüchtete mit seiner frisch vermählten Frau Eva Braun im U-Boot nach Südamerika, wo das Paar auf einer argentinischen Hacienda gelebt haben soll. Andere sind sich hingegen sicher, der Menschheitsverbrecher habe sich in die Antarktis davon gemacht oder sich im Erdinneren versteckt – und damit ist nicht die Hölle gemeint.

Mit solchen absurden Theorien haben die Wissenschaftler des Generallandesarchivs in Karlsruhe nichts am Hut. Aber auch sie haben jetzt etwas Erstaunliches herausgefunden. Demnach könnte Hitler nicht leibhaftig, aber als Name in der Ehrenbürgerliste der einstigen badischen Hauptstadt bis heute überlebt haben.

Durlach als brauner Flecken?

Überall in Deutschland waren Hitler nach der Machtergreifung Ehrenbürgerwürden angetragen worden, in Karlsruhe bereits am 9. Mai 1933. Im Jahr 1946 wurde sie vom Karlsruher Gemeinderat wieder entzogen. Doch womöglich ist den damaligen Stadtvätern, um es salopp zu sagen, dabei etwas durchgeflutscht.

Auch das einst selbstständige Durlach hatte im Mai 1933 Hitler nämlich seine Ehrenbürgerschaft verliehen. 1938 wurde Durlach dann nach Karlsruhe eingemeindet. Der Aberkennungsbeschluss von 1946 gelte für alle Ehrenbürgerschaften, war man im Karlsruher Rathaus bisher überzeugt. Doch der Archivar und Historiker René Gilbert ist anderer Meinung. Der Beschluss von 1946 beziehe sich ausdrücklich auf den 9. Mai 1933. Die Durlacher Verleihung wurde hingegen erst zwei Tage später, am 11. Mai 1933, beschlossen. Und im Stadtteil Neureut, 1975 eingemeindet, sei die dortige Ehrenbürgerwürde ohnehin nie zurückgezogen worden. Zumindest auf dem Papier werde Hitler also in einigen Stadtteilen immer noch geehrt.

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Erstellt:
21. Mai 2024, 18:57 Uhr
Aktualisiert:
22. Mai 2024, 13:18 Uhr

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