Die nächste Stunde der Klarheit naht

Rund um das Spiel gegen den FC Bayern geht es beim VfB auch um den künftigen Sportvorstand.

Von Carlos Ubina

Stuttgart - Der Blick richtet sich auf den Südgipfel: Samstag, 15.30 Uhr, 60 000 Besucher in der ausverkauften MHP-Arena und unzählige Erwartungen rund um die Mercedesstraße. Beim VfB Stuttgart herrscht große Lust auf die Begegnung mit dem FC Bayern – den Rivalen aus München, der in den vergangenen Jahren oft Frust beim schwäbischen Fußballstolz ausgelöst hat.

Doch in dieser Bundesligasaison begegnen sich die beiden Mannschaften auf Augenhöhe. Und VfB-Profis wie Fans denken nach dem 0:3 im Hinspiel – wann, wenn nicht jetzt sollen wir die Bayern bezwingen? Trainer Sebastian Hoeneß will sich aber nicht von Emotionen leiten lassen und betont trotz personeller Wechsel: „Wir dürfen nicht auf einen ersatzgeschwächte Gegner hoffen. Die Bayern haben ihre Ausfälle über die gesamte Saison gut kompensiert.“

Die Münchner schauen ja nach Madrid, wo sie am nächsten Mittwoch im Halbfinal-Rückspiel der Champions League gegen die Real-Stars bestehen wollen. Stuttgart stellt da nur eine Durchgangsstation dar. Doch der VfB ist sportlich wieder so stark, dass sich Hoeneß zu ihm bekannt hat. Vertraglich und zuletzt erneut in seinen Aussagen, da der FC Bayern immer noch einen Chefcoach sucht und sein Name ständig genannt wird.

Der gebürtige Münchner Sebastian Hoeneß bleibt allerdings, wo er ist. Weil er bei den Weiß-Roten weiteren Erfolg anstrebt, am liebsten mit Fabian Wohlgemuth an der Seite. „Wir arbeiten gut und vertrauensvoll zusammen, von Anfang an“, sagt Hoeneß über das Verhältnis zum Sportdirektor.

Doch während die Zukunft des Trainers klar ist, gibt es bei Wohlgemuth noch ein Fragezeichen. Trotz seines Kontrakts bis 2025. Er soll nun zum Sportvorstand aufsteigen. Was zur Folge hätte, dass Christian Gentner als aktueller Leiter der Lizenzspieler zusätzliche Aufgaben erhalten würde, die im Moment dem Sportdirektor zugeordnet sind. Das ist kein Problem für Wohlgemuth, da er geholfen hat, den langjährigen VfB-Kapitän in den Job nach der Karriere einzuführen. Dennoch dauern die Verhandlungen zwischen Wohlgemuth und dem zuständigen Aufsichtsrat der VfB AG an. Es geht in den Gesprächen um die gern zitierten Details: Vertragslaufzeit, Geld und Kompetenzen.

Alles ist im Fluss. Nach Informationen unserer Redaktion naht eine Entscheidung. Für nächste Woche ist eine außerordentliche Aufsichtsratssitzung angesetzt. Dabei stehen Finanzthemen auf der Agenda – und auch über den künftigen Sportvorstand soll geredet werden. Zuvor setzt sich der Präsidialausschuss zusammen. Das ist die schnelle Eingreiftruppe des Kontrollgremiums, bestehend aus der neuen Aufsichtsratsvorsitzenden Tanja Gönner, ihrem Stellvertreter Peter Schymon und dem Vizepräsidenten Rainer Adrion.

Das Trio – Gönner führt die Gespräche mit Wohlgemuth – wird eine Empfehlung an den Aufsichtsrat aussprechen. Wobei der neue sportliche Kopf im Vorstand womöglich bis 2027 bestellt wird. Vorerst. Hierbei würde es sehr überraschen, wenn der Vorschlag nicht Wohlgemuth lautet. Der 45-Jährige hat sich die Pole-Position im Rennen um den strategischen Posten seit seinem Amtsantritt im Dezember 2022 erarbeitet. Dabei gestaltete sich die Situation lange schwierig für den Berliner, da die Mannschaft im Abstiegskampf steckte und er einen baldigen Trainerwechsel vollziehen musste – von Bruno Labbadia zu Sebastian Hoeneß.

Seither läuft es, was die Qualifikation für die Champions League nur ein knappes Jahr nach der überstandenen Relegation unterstreicht. Gemeinsam mit Hoeneß – und dem Vorstandsvorsitzenden Alexander Wehrle im Hintergrund – hat Wohlgemuth diesen Wandel vom Abstiegskandidaten zum Spitzenteam vorangetrieben. Ohne sich selbst in den Vordergrund zu schieben. Dazu gehörten mutige wie passende Personalentscheidungen. Siehe den millionenschweren Kauf von Torjäger Serhou Guirassy im vergangenen Jahr oder die Leihen der Schlüsselkräfte Alexander Nübel und Deniz Undav zu Saisonbeginn.

Wichtige Bausteine des Erfolgs, ebenso wie die vorzeitigen Vertragsverlängerungen der Nationalspieler Waldemar Anton und Chris Führich. Das alles hat Wohlgemuth auch für andere Clubs interessant gemacht. Zum Beispiel denkt der VfL Wolfsburg nach dem Abgang von Marcel Schäfer als Geschäftsführer Sport noch immer darüber nach, seinen ehemaligen Nachwuchschef zurückzuholen. Wohlgemuth fühlt sich jedoch wohl beim VfB und will den Stuttgarter Weg weitergehen.

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Erstellt:
3. Mai 2024, 22:12 Uhr
Aktualisiert:
4. Mai 2024, 21:57 Uhr

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