Die Retter sind nun schneller vor Ort

Die Notarztwache des DRK in Welzheim blickt auf ihr erstes Jahr zurück. Die Eintreffzeiten sind kürzer geworden.

Notärztin Birgit Finkenthei und Notfallsanitäter Markus Rader gehören zu den Einsatzkräften der DRK-Rettungswache in Welzheim. Foto: C. Siekmann

Notärztin Birgit Finkenthei und Notfallsanitäter Markus Rader gehören zu den Einsatzkräften der DRK-Rettungswache in Welzheim. Foto: C. Siekmann

WELZHEIM (pm). Seit Ende März 2020 ist in Welzheim ein Notarzt stationiert. „Die Patienten profitieren davon, dass nun ein komplettes Team bestehend aus Rettungswagen und Notarzteinsatzfahrzeug zügig am Notfallort eintrifft“, sagt René Demisch von der DRK-Rettungswache in Welzheim. Mehr als 35000 Einsatzkilometer hat das neue Notarzteinsatzfahrzeug in einem Jahr zurückgelegt, „und das nur in Kurzstrecke“, sagt Demisch. Täglich rückt das Team an Bord des Notarzteinsatzfahrzeugs in Welzheim aus, um gemeinsam mit der Besatzung des Rettungswagens Menschen zu helfen. Etwa eine Minute nach der Alarmierung öffnen sich die Tore und Rettungswagen und Notarzt mit jeweils zwei Einsatzkräften an Bord verlassen die Wache. 24 Stunden am Tag ist die Wache besetzt und in weniger als acht Minuten sind unter anderem Gemeinden wie Alfdorf und Kaisersbach zu erreichen.

Unter anderem wurde die Welzheimer Wache erweitert, weil der Bereichsausschuss im Rettungsdienstbereich Rems-Murr nach einem Gutachten entschieden hatte, den Rettungsdienst im Landkreis massiv auszubauen. Der Versorgungsbereich im Nordosten des Landkreises wurde aufgeteilt. Die bisherige Notarztwache in Althütte wurde Ende 2019 nach Murrhardt verlegt und die Rettungswache Welzheim in 2020 um einen Notarztstandort erweitert, denn in Murrhardt und Welzheim passieren die meisten Notfälle. „Nach knapp eineinhalb Jahren können wir festhalten: Mit den umgesetzten Maßnahmen haben wir die Notfallrettung im Nordosten optimiert“, sagt DRK-Rettungsdienstleiter Marco Flittner. „Die Kostenträger – die gesetzlichen und privaten Krankenkassen – Landkreis und Leistungserbringer wie das DRK haben die richtigen Schlüsse aus dem Gutachten gezogen.“ Vor allem im ländlichen Raum hatten lange Anfahrtswege in der Vergangenheit immer wieder zu längeren Eintreffzeiten geführt, vor allem bei Notarzteinsätzen.

Neben Welzheim, Alfdorf, Kaisersbach und Rudersberg sind nun auch Walkersbach, Haubersbronn, Plüderhausen und Urbach deutlich schneller zu erreichen. Welzheim erhielt ein neues Notarzteinsatzfahrzeug, ausgestattet mit modernster Medizin- und Fahrzeugtechnik. „Wir haben die Chance genutzt und ein neues Fahrzeugkonzept entwickelt“, so Demisch. Die notfallmedizinische Grundausstattung sowie die medizinisch-technische Ausstattung wurden so im Fahrzeug angeordnet und untergebracht, dass je nach Notfall alle Geräte und Materialien mit wenigen Handgriffen zu erreichen sind und keine Zeit verloren geht.

Den Notarztstandort schnell zu realisieren – das bestehende Gebäude wurde um einen Anbau in Modulbauweise als Provisorium ergänzt – war ein Kraftakt, sagt René Demisch. „Der Bau ist nicht nur zweckmäßig und funktional, sondern bietet auch einen Wohlfühlfaktor. Der Notarzt hat ein komplettes Apartment mit Badezimmer, Miniküche sowie Büro.“ Die Erweiterung habe die Wache aufgewertet. Vor Ort ist jetzt die notfallmedizinische Expertise gebündelt. Der Austausch von Wissen und Erfahrungen werte den Arbeitsalltag auf.

Ein komplettes Team trifft nun zeitnah ein und versorgt die Patienten zügig und effizient. Wenn es notwendig ist, begleitet der Notarzt an Bord des Rettungswagens, der dann zu einer „rollenden Intensivstation“ wird, den Patienten ins Krankenhaus. Das Notarzteinsatzfahrzeug bringt den Notarzt anschließend wieder zurück zur Wache – oder direkt zum nächsten Einsatz. Wenn Menschen dringend einen Notarzt benötigen, weil sonst mit schwersten medizinischen Schäden zu rechnen ist, rückt dieser zusätzlich mit aus, sagt Demisch. Vom Herzinfarkt bis zum schweren Unfall reicht das Spektrum. Bei rund 15 von 100 Einsätzen ist dies der Fall. Der neue Standort Welzheim verkürze die Eintreffzeit und erhöhe damit die Chance, dass Patienten ohne Folgeschäden überleben.

Ein Notfallsanitäter fährt das Notarzteinsatzfahrzeug. Dieser hat eine zusätzliche Ausbildung in Einsatztaktik und Führung und leitet den Einsatz, bis bei größeren Einsätzen der organisatorische Leiter Rettungsdienst eintrifft. „Rettungsdienst ist immer Teamarbeit“, sagt Demisch. Ein Notarzt könne die Patienten am Notfallort nicht alleine versorgen. „Sie brauchen gut ausgebildete Notfallsanitäter an ihrer Seite, damit die Patientenversorgung optimal gewährleistet ist“, erläutert der Wachenleiter. Ein Einsatz bindet das Notarzteinsatzfahrzeug im Durchschnitt rund zwei Stunden. Vor und nach den Einsätzen überprüft der Notfallsanitäter die Geräte, schaut nach den Medikamenten und checkt, desinfiziert und reinigt das Fahrzeug. Einsatzberichte müssen zudem verfasst werden.

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Erstellt:
12. April 2021, 11:30 Uhr

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