Die Schlepperszene unter sich

Schlepper- und Oldtimertreffen auf dem Röhrachhof – Rund 500 Fahrzeuge aus allen Kategorien ziehen die Besucher an

Auch die 18. Auflage des Schlepper- und Oldtimertreffens der Veteranenfreunde Röhrachhof war wieder ein Besuchermagnet. Egal, ob Traktoren, Lastwagen, Busse oder andere Vehikel aus der Vergangenheit. Alle haben sie eines gemeinsam: Sie sind top gepflegt und ihre stolzen Besitzer wissen viel von ihren Schätzchen zu erzählen.

Eine Clique aus Gschwend ist mit Wohnwagen, einer davon ein Eigenbau aus Holz, nach Aspach angereist. Als Zugfahrzeuge dienen drei Schlepper der Marke Eicher. Fotos: A. Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

Eine Clique aus Gschwend ist mit Wohnwagen, einer davon ein Eigenbau aus Holz, nach Aspach angereist. Als Zugfahrzeuge dienen drei Schlepper der Marke Eicher. Fotos: A. Becher

Von Andreas Ziegele

ASPACH. Den an einem Kran schwebenden Schlepper sieht man bereits vom Autobahnzubringer aus. Er ist sozusagen das Aufhängeschild des Schlepper- und Oldtimertreffens der Veteranenfreunde Röhrachhof. Seit 1992 findet die Veranstaltung schon statt, „am Anfang haben wir das noch jährlich gemacht“, sagt der Vorsitzende des nicht eingetragenen Vereins, Markus Lachenmaier. „Das Treffen soll etwas Besonderes bleiben und wir haben auch nicht genügend Helfer, um das jährlich zu organisieren“, erklärt er den Wechsel auf den Zweijahresturnus.

Lachenmaier ist auf dem Röhrachhof groß geworden und so etwas wie der Mitbegründer des Treffens. 50 bis 60 Mitglieder der Veteranenfreunde sind über die drei Tage mit großem Engagement im Einsatz. Und die werden auch gebraucht: „Wir haben am Freitag und Samstag rund 250 Fahrzeuge und am Sonntag kommen dann noch mal 250 dazu“, beschreibt Lachenmaier die Dimension des Treffens zwischen Klein- und Großaspach. Voraussetzung, um teilzunehmen, ist ein Mindestalter des Fahrzeuges von 30 Jahren. Eine Standgebühr wird nicht erhoben. „Im Gegenteil, die Teilnehmer erhalten sogar ein Gastgeschenk, wenn sie hier mit dabei sind“, sagt er.

Und wer waren die Teilnehmer? Nachfolgend einige mehr oder weniger zufällig ausgewählte Personen:

Peter Niederer ist mit dem Bus gekommen. Und zwar in seinem eigenen. Aus Schaffhausen in der Schweiz angereist, ist es seine erste Teilnahme an diesem Treffen. Sein Fahrzeug war in seinem früheren Leben ein Bahnzubringerbus, der die Menschen vom Wohnort zum nächsten Bahnhof transportiert hat. „Ich habe den Bus der im Jahr 1968 gebaut wurde, seit 1982“, erzählt Niederer. Den Motor musste er zuletzt tauschen, aber ansonsten hält sich der Aufwand für die Wartung in Grenzen, wie er ergänzt.

Frank Gerber aus Pfullingen, der seinen Lastwagen direkt neben Niederers Bus geparkt hat, nimmt für sich in Anspruch, den Schweizer angelockt zu haben. „Ich habe ihn sozusagen vergiftet“, wie er seine Überredungskunst zur Teilnahme des Schweizers am Treffen bezeichnet. Sein Lkw vom Schweizer Nutzfahrzeughersteller Saurer ist 40 Jahre alt und seit vier Jahren in seinem Besitz, was man dem Fahrzeug aber keineswegs ansieht.

Stefan Heinzelmann aus Talheim bei Heilbronn hat neben einem Unimog 411 aus dem Jahr 1962 noch ein Dreirad mitgebracht, dessen Herkunft sich nicht mehr genau rekonstruieren lässt. „Das Fahrzeug stammt aus der Nachkriegszeit und wurde wohl von einem Dorfschlosser aus unterschiedlichsten Komponenten zusammengeschweißt“, erläutert Heinzelmann. Der Motor beispielsweise stammt aus einem amerikanischen Militärfahrzeug und die Hinterachse aus einem Ford FK 100, der später auch unter dem Namen Ford Taunus Transit bekannt wurde.

Heinzelmann hat aber noch was Besonderes anzubieten. Ein „Patina Elixier“. Dabei handelt es sich um ein aus Baumharzen raffiniertes Öl, das man zur Fahrzeugpflege einsetzt. „Ich habe lange experimentiert, wie man die Patina eines Oldtimers erhalten kann“, erzählt er nicht ganz ohne Stolz. Das Elixier soll verhindern, dass das Fahrzeug weiterrostet und gleichzeitig aber die historische Lackierung erhalten bleibt. 250 Milliliter dieses Elixiers kosten 15 Euro: „Das reicht dann aber auch für einen ganzen Bulldog“, zeigt sich der Talheimer von Produkt und Preis überzeugt.

Karl Mildenberger aus Großaspach führt mit großem Krach eine Straßenwalze der ehemaligen Backnanger Firma Kaelble vor. Sein Vater hat bei Kaelble gearbeitet und auch diese Walze mit aufgebaut, erklärt der Junge. „Von dieser Walze aus dem Jahr 1958 gibt es nur noch vier Stück, die erhalten sind“, weiß der kleine Karl. Angetrieben wird das Gefährt mit einem Zweitaktdiesel-Motor. „Im Einsatz war die Walze bei der ebenfalls nicht mehr existierenden Backnanger Straßenbaufirma Albert Lang, um Gehwege und Hofeinfahrten zu asphaltieren“, erzählt Mildenberger.

Ein paar Meter weiter hat es sich eine Clique aus Gschwend mit Wohnwagen, einer davon ein Eigenbau aus Holz, gemütlich gemacht. Sie haben drei Schlepper der Marke Eicher mitgebracht. Der Hersteller wurde 1936 gegründet und ging 1972 in die Insolvenz. „Zwei der drei Traktoren sind identisch und haben einen Dreizylinder-Motor mit 38 PS“, erläutert Steffen Ackermann. Der Dritte im Bunde ist ein Vierzylinder mit 55 PS. „Jeder Zylinder hat zirka einen Liter Hubraum“, ergänzt er die technischen Daten. Mit 30 km/h und den Wohnwagen im Schlepptau sind die drei Familien mit ihren Kindern auf öffentlichen Straßen angereist und verbringen das Wochenende auf der Wiese am Röhrachhof.

Um 15 Uhr am Sonntag leert sich dann die Wiese am Röhrachhof wieder. Dreiviertel der Teilnehmer sind Wiederholungstäter und werden wohl auch in zwei Jahren wieder dabei sein.

Karl Mildenberger (verdeckt im grünen T-Shirt) führt mit großem Krach eine Straßenwalze der ehemaligen Backnanger Firma Kaelble vor.

© Pressefotografie Alexander Beche

Karl Mildenberger (verdeckt im grünen T-Shirt) führt mit großem Krach eine Straßenwalze der ehemaligen Backnanger Firma Kaelble vor.

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Erstellt:
30. Juli 2018, 06:00 Uhr

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