IBA’27 Festival in Stuttgart
Die schönsten Ideen fürs bessere Wohnen in Stuttgart erleben
Wer das verpasst, ist selbst schuld: Unsere Redaktion stellt die spannendsten Stuttgarter Projekte beim IBA Festival vor. Warum sie die Stadt lebenswerter machen könnten.

© Brigida González/A+R Architekten
Themenspaziergänge mitten in der Stadt etwa zum preisgekrönten Quartier Rosenstein, sind während des IBA-Festivals möglich.
Von Nicole Golombek, Andrea Jenewein, Tomo Pavlovic
Der Countdown läuft: vom 9. bis 24. Mai findet die zweite Auflage des IBA-Festivals in Stuttgart und der Region statt. Knapp anderthalb Jahre vor dem Ausstellungsjahr der Internationalen Bauausstellung IBA’27 hat das den Charme, dass man womöglich auch konkret schon etwas sehen kann.
Wir haben mal durchs Programm geschaut: Baden im Neckar, eigenwillig Wohnen, Fabriken, die Wohnhäuser werden, Parkhäuser, die überraschend vielseitig sind, Bauen mit Lehm – diese Termine zu spannenden Projekten in Stuttgart sollten Sie nicht verpassen. Bitte beachten Sie, dass bei einigen Veranstaltungen eine Anmeldung erforderlich ist.
Zur Eröffnung: Parken im Holzhaus
Ein Superlativ, der nicht unbedingt einer bleiben will, das ist das neue Parkhaus in Wendlingen nahe des Bahnhofs. Es ist aus Holz erbaut und zudem so gestaltet, dass es im Zweifel umgenutzt werden könnte. Wir haben auch schon die Baustelle besucht – hier nachzulesen:
Das Parkhaus ist eines der ersten schon fertig gestellten Projekte. Dort, im Schwanenweg in Wendlingen am Neckar, findet denn folgerichtig auch die Festival-Eröffnung am 9. Mai statt. Bauministerin Nicole Razavi spricht um 17 Uhr, es folgt eine Keynote vom Architekten Fabian Hörmann und eine Podiumsdiskussion (Anmeldung erforderlich). Von 20 Uhr an stehen Gespräche und Musik im Mittelpunkt. Und eine Installation zeigt, wie das Parkhaus von heute zum Lebens- oder Arbeitsort von morgen werden kann.
Wasser marsch am Neckar
Die Stadt Stuttgart sammelt seit Jahrzehnten Ideen für die bessere Bespielung des Neckars, damit die Bürgerinnen und Bürger den Fluss besser erleben können, doch ach, es geht langsam voran. Immerhin, es existiert seit 2017 ein offizieller „Masterplan Erlebnisraum Neckar“. Und das junge Stuttgarter Architekturbüro Schürmann-Witry, Marie Hélène Witry und Stephan Schürmann siegte mit dem Mombachbädle beim von der IBA’27 und dem Verband Region Stuttgart ausgelobten Nachwuchswettbewerb „Reclaim the River“.
Das „Mombachbädle“ wäre dann, würde es realisiert, ein schlicht designtes Flussschwimmbad in Bad Cannstatt. Das Schwimmbad wird in den Fluss eingelassen. Zum Becken gelangt man über eine Stegverbindung vom Ufer. Das Flussbad im Neckar würde mit Mineralwasser aus der Mombachquelle gespeist.
Am Wochenende vom 10. und 11. Mai werden (Am Mühlsteg) direkt am Neckar die Wasserreichtümer Stuttgarts getestet: Mit einem großen Kneippbecken und Musik in der Nähe der Mombach-Mündung in Stuttgart.
Einfach bauen in der Weimarstraße
Einfaches Bauen geht auch in Stuttgart. Der Architekt Florian Nagler plant einen Wohnbau an der Weimarstraße im Stuttgarter Westen. Er könnte bestechend schön in seiner Schlichtheit werden. In zentraler Stuttgarter Innenstadtlage plant der renommierte Münchner Architekt einen Neubau für das Land Baden-Württemberg.
Was daran klimafreundlich ist und das Projekt zu einem beispielhaften Modell für einfaches, ressourcenschonendes Bauen macht, haben wir in unserer Zeitung schon vorgestellt:
Die Führung startet am 13. Mai um 13.30 Uhr, der genaue Treffpunkt für die Führung wird nach der Anmeldung mitgeteilt. Am 14. Mai, 17-19 Uhr findet eine Infoveranstaltung zum Thema im Hospitalhof, Büchsenstraße 33, statt.
Quartiersentwicklung im Verlagsriesen Klett
Der Stammsitz der Klett-Gruppe im Stuttgarter Westen wird räumlich, ökologisch und sozial nachhaltig weiterentwickelt. Mit gezielten Eingriffen in die teilweise denkmalgeschützten Gebäude soll eine offene, flexible Arbeitsumgebung entstehen. Unsere Redaktion war schon da. Der Vorort-Besuch lässt sich hier nachlesen:
Während des Festivals führt nun eine Tour rund um das Klett-Areal und ermöglicht Blicke durch Einfahrten, Tore, Türen und Fenster – aus verschiedenen Perspektiven auf die Baustelle. Treffpunkt ist am 13. Mai um 16 Uhr in der Rotebühlstraße 77 in Stuttgart. Die Führung ist bereits ausgebucht, es gibt eine Warteliste.
Wohnrebellen in Botnang
Der Kesselhof in Stuttgart-Botnang bietet 18 Menschen Wohnraum in drei Häusern mit Hof und Garten, der auch für die kommenden Generationen bezahlbar gesichert sein wird. Das selbstbestimmte und selbstorganisierte Wohnprojekt funktioniert nach dem Modell des Mietshäuser Syndikats, das sich inzwischen an mehr als 150 Hausprojekten in ganz Deutschland beteiligt.
Die Immobilie wird damit dem spekulativen Wohnungsmarkt entzogen. „Es wird kein Eigentum geschaffen, höchstens ein Eigentum auf Zeit. Und wir Bewohner sind alle auf Augenhöhe“, sagt Johannes Messmer, einer der Bewohner. Mehr über den Kesselhof erfahren Sie in diesem Artikel:
Eine Führung durch das Mietshäuser Syndikatswohnprojekt Kesselhof, das Teil des IBA’27-Netz ist, findet am 15. Mai um 16 Uhr in der Sommerhaldenstraße 10A statt.
Großes Hallo in der Weißenhofsiedlung
Besser spät als nie – die weltberühmte, unter Denkmalschutz stehende und zum Teil zum Unesco-Welterbe zählende Weissenhofsiedlung feiert im IBA-Jahr 2027 ihren 100. Geburtstag. Bis dahin soll auch das jetzt entstehende Besucher- und Informationszentrum BIZ fertig sein, das jüngst in „Weissenhof.Forum“ umbenannt wurde. Der Entwurf wird sogar schon diesen Sommer bei der Architektur-Biennale in Venedig gefeiert. Welches Architekturbüro es entworfen hat und was an dem Gebäude innovativ ist, lässt sich hier nachlesen:
Am 12. Mai um 19 Uhr wird in der Weissenhofwerkstatt im Haus Mies van der Rohe (Am Weissenhof 20) eine Ausstellung über das BIZ und das preisgekrönte Architekturbüro eröffnet, sie dauert bis zum 13. Juli. Achtung! Öffnungszeiten sind nur samstags, sonntags und an Feiertagen jeweils von 12 bis 17 Uhr.
Wer sich am 18. Mai um 12, 14 oder 16 Uhr in der Weissenhofwerkstatt im Haus Mies van der Rohe (Am Weissenhof 20) einfindet, kann zudem in 45-minütigen Führungen das Wichtigste über die Siedlung und die Entwicklungen der nächsten Jahre, vor allem über das BIZ erfahren. Es ist keine Anmeldung nötig.
Der Wiener Platz in Feuerbach
Hinter dem Feuerbacher Bahnhof wird seit Jahren heftig gebaut. Neues Heim – die Baugenossenschaft ist Ankerinvestorin auf dem Baufeld Süd und Eigentümerin von 106 Mietwohnungen sowie fünf Gewerbeflächen, mehrere renommierte Architekturbüros haben Wohnbauten entworfen, Baugruppen Häuser gebaut.
Die frühere Industriebrache soll zu einem urbanen Vorzeigeprojekt werden. Das „Quartier am Wiener Platz“ ist ein Vorhaben im IBA’27-Netz. Am 13. Mai von 15 bis 18 Uhr finden Führungen statt, Treffpunkt: Dornbirner Straße.
Ein neues Quartier – vielfach ausgezeichnet
Wie funktioniert ein neues Quartier mit über 1000 Menschen? Das IBA’27-Netzvorhaben „Rosenstein (Siedlungswerk) – Leben im neuen Stadtteil“ geht in die letzte Bauphase. Entstehen soll ein nachhaltiges, sozial durchmischtes Quartier mit innovativen Konzepten für Energie, Mobilität und Nachbarschaft. Verschiedene Themenspaziergänge werden angeboten, der erste findet am 15. Mai um 16 Uhr statt, Treffpunkt: Quartiersraum (Friedhofstraße 6).
Das Projekt, entworfen von A+R Architekten, wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem „Beispielhaften Bauen“-Preis der Architektenkammer Baden-Württemberg, dem „Flächenrecyclingpreis Baden-Württemberg“, dem Umweltpreis der Landeshauptstadt Stuttgart und dem „Award Deutscher Wohnungsbau“. Weitere Spaziergänge finden sich im IBA-Programm.
Ein schlaues Hochhaus in Vaihingen
SFB1244 heißt ein innovativer Forschungsturm, der auf Fragen reagiert wie: Wie können Gebäude aktiv auf ihre Umwelt reagieren? Der Forschungsturm D1244 zeigt es. Mit seinen 36,5 Metern Höhe ist er das weltweit erste adaptive Hochhaus.
Sensoren messen die Verformung der Tragkonstruktion bei starkem Winddruck und aktivieren Hydraulikzylinder, die einen ausgleichenden Gegendruck erzeugen. Dadurch können leichtere Konstruktionen realisiert und wertvolle Ressourcen eingespart werden. Auch die Gebäudehülle passt sich an.
Wie das Wunderwerk genau funktioniert, ist am 20. Mai um 17 Uhr auf dem Unicampus (Demonstrator-Hochhaus D1244, Pfaffenwaldring 14) in Stuttgart-Vaihingen bei einer Führung zu erfahren.
Neues Wohnen in Rot
Das IBA’27-Projekt „Genossenschaftliches Quartier am Rotweg“ will neue Maßstäbe für nachhaltiges und zukunftsorientiertes Bauen im Stuttgarter Stadtteil Rot setzen, den wir in einem Text schon porträtiert haben.
Die Baugenossenschaften Neues Heim – Die Baugenossenschaft und die Baugenossenschaft Zuffenhausen veranstalten am 23. Mai ab 14 Uhr Führungen über die Baustelle, gezeigt wird auch ein großes Ausstellungsmodell des zukünftigen Quartiers.
Festival
Projekte, Feiern, Mitmachaktionen Alle Termine und Veranstaltungen zum 2. IBA-Festival in Stuttgart und der Region finden sich im Internet unter dieser Adresse: https://festival.iba27.de/programm/

© © Brigida González, Stuttgart
Themenspaziergänge werden zum mehrfach ausgezeichneten Rosensteinquartier in Stuttgart angeboten, Entwurf: A+R Architekten aus Stuttgart fürs Siedlungswerk.

© Rendering Barkow Leibinger
Noch nicht gebaut – aber 2027 sollen das von Barkow Leibinger Architekten entworfene Besucher- und Informationszentrum „BIZ“ – jüngst umbenannt in „Weissenhof.Forum“ am Eingang der Weissenhofsiedlung stehen und Gäste aus aller Welt empfangen – zum 100. Geburtstag der Weissenhofsiedlung und dem IBA 27-Festival.

© Visualisierung: Witry Schürmann
Das wäre etwas – schwimmen im Mombachbädle auf dem Neckar, so sieht der preisgekrönte Entwurf von Marie Hélène Witry und Stephan Schürmann aus.

© Rendering
Ein neues Entrée ist nur eine der Umbaumaßnahmen auf dem Areal des Klett-Verlages in Stuttgart.

© Ilkay Karakurt
Neue Wohnformen – zu begutachten im Kesselhofhaus in Stuttgart-Botnang.

© Florian Nagler Architekten
Prinzipien des ressourcenschonenden Einfach Bauen will der Architekt Florian Nagler bei dem Bau in der Weimarstraße in Stuttgart umsetzen.

© IBA 27
Ein neues Quartier entstehen soll in Stuttgart-Rot – Modellzeichnung Am Rotweg und . . .

© Rendering IBA 27
. . . in der Böckinger Straße in Stuttgart-Rot.

© @Juergen Pollak Photographie & Film
In Stuttgart-Feuerbach entsteht ebenfalls ein neues Wohngebiet.

© Rendering Fink+Jocher
Entwurf von Fink+Jocher Architekten für die geplanten Wohnhäuser in Stuttgart-Feuerbach – ein Holzhybridbau.

© Visualisierung Neues Heim/Blocher Partners
Das Stuttgarter Architekturbüro Blocher Partners gestaltet ebenfalls Wohn- und Geschäftshäuser in Stuttgart-Feuerbach mit unterschiedlichen Wohnformen sowie Gastronomie, eine Tagespflegeeinrichtung sowie einer Gewerbeeinheit im Erdgeschoss.

© Visualisierung Neues Heim
Los 3 im Baufeld Süd in Stuttgart-Feuerbach: Fünfgeschossiges Wohnhaus mit Eigentumswohnungen, geplant vom Architekturbüro Bodamer Faber aus Stuttgart.

© Visualisierung Neues Heim
Los 4.3 im Baufeld Süd in Stuttgart-Feuerbach, ARP Architekten aus Stuttgart wurden mit dem Entwurf beauftragt. Hier wird Stuttgarts erste Mieterbaugemeinschaft einziehen.

© Ilek/Gabriele Metzger
Was ein „adaptives Hochhaus“ ist? Dies zu erfahren ist bei einer Führung in Stuttgart-Vaihingen auf den Uni-Campus möglich.