Die Schulhühner sind ein Markenzeichen

1971 wurde die Plaisirschule in Backnang gebaut. Bei einer Feierstunde zum 50-jährigen Bestehen wurde an die Anfänge erinnert und aufgezeigt, mit welchen Themen sich die Schule heute beschäftigt. Ein zentrales Anliegen ist es, die Schüler für Natur- und Klimaschutz zu sensibilisieren.

Die schuleigenen Hühner werden von Kindern und Lehrerinnen liebevoll umsorgt. Umwelt und Natur spielen an der Plasirschule eine wichtige Rolle: Seit 2016 ist die Grundschule im Backnanger Norden als Naturparkschule zertifiziert. Archivfoto: A. Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

Die schuleigenen Hühner werden von Kindern und Lehrerinnen liebevoll umsorgt. Umwelt und Natur spielen an der Plasirschule eine wichtige Rolle: Seit 2016 ist die Grundschule im Backnanger Norden als Naturparkschule zertifiziert. Archivfoto: A. Becher

Von Annette Hohnerlein

BACKNANG. „Kinder mögen Grußworte nicht besonders“, stellte Rektorin Annedore Bauer-Lachenmaier fest. Deshalb hatte man mit den Schülern schon am Vormittag den Geburtstag ihrer Schule kindgerecht begangen. Und ganz im Sinne der Schüler war auch das Geschenk, das sie bekamen: Zur Feier des Tages gab es keine Hausaufgaben. Die offizielle Feier im Foyer der Schule fand dann fast ohne Kinder und pandemiebedingt mit einer begrenzten Zahl an Gästen statt. Backnangs Oberbürgermeister Maximilian Friedrich hob die Bedeutung der Schule für den Lebensweg jedes Einzelnen hervor: „Die Schule ist nach der Familie die wichtigste Institution im Kindes- und Jugendalter; sie ist mit vielen persönlichen Entwicklungen und Erfahrungen verbunden.“ Die Schulgemeinschaft der Plaisirschule sei besonders rührig; dies machte er an vier Punkten fest: dem sportlichen Schwerpunkt, dem politischen Engagement, dem besonderen Sommerfest und den Schulhühnern. „Sie werden täglich von den Schülern mit viel Liebe versorgt“, betonte der Oberbürgermeister und überreichte der Schule ein ganz praktisches Geschenk:
50 Kilo Hühnerfutter.

Auch Sabine Hagenmüller-Gehring, die Leiterin des Staatlichen Schulamts Backnang, gratulierte der Plaisirschule, „der Schule, die die Freude im Namen trägt“. Und die im Übrigen deutschlandweit die einzige Schule mit diesem Namen sei. Sie zählte verschiedene Bausteine auf, die das Profil der Schule ausmachen: der Atelierunterricht im musischen, sportlichen und praktischen Bereich, die beiden Willkommensklassen zur Vermittlung von Deutschkenntnissen, das Projekt „Schulreifes Kind“ zur Förderung beim Schuleintritt, die Schülerzeitung und das Engagement für die Bildung im Bereich nachhaltige Entwicklung.

Schon vor 50 Jahren war die Schule vergleichsweise modern ausgestattet

Als Vertreterin des Elternbeirats hob Johanna Arnold einen Aspekt des Schullebens hervor, der neben der reinen Wissensvermittlung wichtig sei: die sozialen Aktivitäten. „Miteinander spielen, lachen und auch streiten, das ist wichtig.“ Dies alles hätte den Kindern während des Homeschoolings sehr gefehlt. In diesem Zusammenhang zitierte sie Johann Heinrich Pestalozzi mit dem Spruch: „Alles Lernen ist nicht einen Heller wert, wenn Mut und Freude dabei verloren gehen.“ In diesem Sinne war auch der Beitrag von Karin Moll, der geschäftsführenden Backnanger Schulleiterin: „Toll, was hier alles läuft. Hier werden Kinder nicht nur belehrt und gebildet, sondern übernehmen auch Verantwortung für die Natur.“ Als Beispiel nannte sie die Schulhühner, die offenbar die Anwesenden besonders beeindruckten, wurden sie doch in fast allen Grußworten erwähnt.

Konrektorin Christine Nagel führte als Moderatorin durch die Veranstaltung, die durch kurze Filmsequenzen aufgelockert wurde. Dort stellten die Kinder ihren Schulalltag vor, untermalt vom schuleigenen „Plaisirsong“. Schließlich kam noch Schulleiterin Bauer-Lachenmaier zu Wort und gab den Gästen einen Einblick in die Anfänge der Plaisirschule. Das Gebäude mit den zwölf Klassenzimmern wurde im Oktober 1971 eingeweiht und verfügte über eine für damalige Verhältnisse moderne Ausstattung: bewegliche Trennwände zwischen den Klassenzimmern, ein energiesparendes Heizsystem und Teppichboden. Um diesen zu schonen, habe damals eine Kollegin in Hausschuhen unterrichtet, berichtete die Rektorin schmunzelnd.

Sie zählte einige wichtige Meilensteine der jüngeren Vergangenheit auf: den Beginn der Schulsozialarbeit 2009, die erste Sprachförderklasse 2010, die Einführung der Inklusion 2016, die Vergrößerung durch einen Anbau 2017 und im Jahr 2019 die Ausweisung als Standort der Hector-Stiftung zur Förderung von besonders begabten Kindern.

Prägend und weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt sei das Engagement ihrer Schule für den Natur- und Klimaschutz. So ist die Plaisirschule seit 2016 als Naturparkschule zertifiziert, seit 2020 ist sie Netzwerkschule im Bereich „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE). Und im Rahmen dieser Aktivitäten kamen 2016 auch die Hühner ins Haus beziehungsweise in den Schulgarten, „ein Projekt, das nicht nur Schülerinnen und Schüler, Kolleginnen und Eltern, sondern die ganze Nachbarschaft einschließlich angrenzender Kindergärten begeistert“, wie die Schulleiterin erzählte.

Derzeit sei die Schule mit 288 Schülern und 28 Lehrern zahlenmäßig an einem Höhepunkt angelangt. Deshalb freue man sich auf die Eröffnung der neuen Kindertagesstätte gleich nebenan, von der wohl auch die Plaisirschule profitieren wird. Denn Mensa, Hort, Fachräume für Musik und Kunst sowie die Aula der Schule sollen dort ihren Platz finden.

Am Ende der Feierstunde übergaben Elena Schick und Karl-Dieter Diemer von der Naturparkgeschäftsstelle der Schulleitung eine Urkunde, mit der die Plaisirschule für weitere fünf Jahre als Naturparkschule zertifiziert ist. Zum Abschied erhielt jeder Besucher aus der Hand von Schülern der 3. und 4. Klasse ein Präsent, das für das Engagement der Schule in Sachen Naturschutz steht: einen Eierkarton mit einem Ei der Schulhühner, verschiedenen Blüten und Samenkugeln für eine Bienenweide.

Annedore Bauer-Lachenmaier,
Schulleiterin der Plaisirschule „Das Projekt begeistert nicht nur Schülerinnen und Schüler, Kolleginnen und Eltern, sondern die ganze Nachbarschaft.“
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Erstellt:
9. Oktober 2021, 06:00 Uhr

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