Die schwierige Suche nach einer Heimat

Wo spielen die Frauen des VfB Stuttgart im Falle eines Bundesliga-Aufstiegs? Die bisherigen Pläne werden wohl ad acta gelegt.

Von Gregor Preiß

Stuttgart - Der Sportplatz des PSV Stuttgart ist klein, schnuckelig und ein wenig in die Jahre gekommen, Bier und Wurst schmecken gut – kurzum: Die Heimspielstätte des Frauenteams des VfB Stuttgart ist ein guter Spot für Fußball-Romantiker. Problem: Erstliga-Fußball kann hier nicht über die Bühne gehen. Dafür fehlt es an so ziemlich allem, was der DFB vorschreibt. Angefangen von überdachten Plätzen über eine leistungsstarke Flutlichtanlage bis hin zu VIP- und Medienplätzen: Mit Zweitligafußball ist der PSV-Platz maximal ausgereizt.

Doch damit will sich der VfB nicht länger begnügen. Rein sportlich ist die Frauen-Bundesliga ab der Saison 2025/26 mehr als ein realistisches Szenario. Weshalb sich die Verantwortlichen den Kopf darüber zerbrechen, wo dann gespielt werden könnte. Zur Erinnerung: Der VfB hat eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, ob und wie das Schlienz-Stadion auf dem Clubgelände mittelfristig sowohl für die Frauen als auch für die zweite Mannschaft umgebaut werden könnte. Die Prüfung soll in der ersten Jahreshälfte 2026 abgeschlossen sein. Parallel dazu existieren Überlegungen zum Ausbau des in der Stadt befindlichen Leichtathletik-Stadions Festwiese im Neckarpark.

Nun scheint es nach Informationen unserer Redaktion aber auf keine der beiden Lösungen hinauszulaufen. Auch wenn die Machbarkeitsstudie noch nicht abgeschlossen ist, erscheint ein Umbau des „Schlienz“ als äußerst unwahrscheinlich. Der Grund: Mehr als eine Kapazitätserweiterung auf 10 000 Plätze ist Stand jetzt nicht realisierbar. Was wiederum aus Sicht der VfB-Oberen keinen Sinn ergäbe. Sie rechnen in den kommenden zehn Jahren mit einem höheren Zuschauerschnitt als 10 000 – sollten sich die VfB-Frauen in der Bundesliga etablieren.

Was die Festwiese anbelangt, spricht vor allem die Zeit gegen den VfB. Vor 2033 glaubt beim VfB niemand an eine umgebaute Festwiese – wenn überhaupt. Daniela Klein, die Leiterin des Sportamts, bestätigt: „Es ist sehr herausfordernd, an diesem Standort etwas zu verändern. Herausfordernd im Hinblick darauf, dass es kein Baurecht im Sinne eines Bebauungsplans gibt, die bestehenden natürlichen Begrenzungen etwa durch die Mercedes-Teststrecke und den alten Baumbestand sowie die Höhe des Invests.“

Die Lösung liegt also wohl nicht in Bad Cannstatt. Sondern vielmehr in Degerloch. „Die Tendenz geht eher dahin, mit der Stadt eine Lösung hinsichtlich des Gazi-Stadions zu finden. Aber noch ist nichts spruchreif,“ sagt VfB-Vorstandschef Alexander Wehrle. Er betrachtet das städtische Stadion auf der Waldau im Falle eine Bundesliga-Aufstiegs als ideale Zwischenlösung. 3000 bis 5000 Zuschauer peilt Wehrle als kurzfristige Zielmarke an, langfristig – in maximal zehn Jahren – 15 000 bis 20 000 Fans. Dann sollen auch die Frauen in der MHP-Arena auflaufen.

Ein Plan, der bei den Blauen auf wenig Gegenliebe stößt. „Die Roten haben, mit Verlaub, in Degerloch nichts verloren“, polterte kürzlich Kickers-Aufsichtsratschef Christian Steinle. Problem aus Sicht des Regionalligisten: Die Entscheidung liegt bei der Stadt. Und die hat eine klare Haltung: „Die Kickers sind im Gazi-Stadion unbestritten der Heimatverein. Aber am Ende ist es eine städtische Infrastruktur“, sagt Klein. „Wir sind sehr an einem Konsens interessiert.“ Die Leiterin des Sportamts betont: „Die Sportstadt Stuttgart hat ein großes Interesse daran, den VfB-Frauen den Spielbetrieb in Stuttgart zu ermöglichen.“

Denn die Alternative wäre nur ein Wegzug – etwa nach Großaspach, wie bei der zweiten Mannschaft der Männer. Apropos VfB II: Dort sehen die Pläne wie folgt aus. Zunächst ein weiteres Jahr Großaspach – ligaunabhängig. Dann wird neu überlegt. In Frage käme auch die Reutlinger Kreuzeiche.

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Erstellt:
3. Dezember 2025, 22:12 Uhr
Aktualisiert:
3. Dezember 2025, 23:49 Uhr

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