Die Suche nach der Unglücksursache

Überlebende des Busunglücks auf der Insel Madeira sind zurück in Deutschland

Köln/Funchal (dpa). Die verletzten Überlebenden der Buskatastrophe von Madeira haben ihren Heimflug gut überstanden. Die ersten Patienten seien schon in Krankenhäuser in der Nähe ihrer jeweiligen Wohnorte verlegt worden, sagte eine Sprecherin der Unfallklinik in Köln-Merheim am Ostermontag. Das Rätselraten über die Unglücksursache ging derweil nach fünf Tagen weiter.

Der Fahrer des Unglücksbusses führte den Unfall mit 29 Toten nach Informationen einer örtlichen Zeitung auf „technisches Versagen“ seines Fahrzeugs zurück. Die Zeitung „Jornal da Madeira“ berief sich in ihrem Bericht auf einen Vertreter der Verkehrsgewerkschaft auf der portugiesischen Urlaubsinsel, die den 55-Jährigen demnach im Krankenhaus der Inselhauptstadt Funchal besuchte. Von einem Versagen der Bremsen haben schon mehrere Überlebende berichtet. Doch die zuständigen Behörden gaben zu den laufenden Ermittlungen vorerst keine Informationen bekannt.

Die portugiesische Kraftfahrergewerkschaft SNM erhob unterdessen schwere Vorwürfe gegen die Betreiberfirma des Unglücksbusses. Gewerkschaftskoordinator Manuel Oliveira versicherte, der Fahrer habe am Mittwoch zum Zeitpunkt des Unfalls gegen 18.30 Uhr bereits mehr als 13 Stunden hinter dem Steuer seines Fahrzeugs gesessen. Das seien fünf Stunden länger als vom Gesetz erlaubt. „Wir wurden informiert, dass er um 22 Uhr (des Dienstags) Feierabend gemacht hat, und dass er (am Mittwoch) morgens zwischen fünf und halb sechs den Dienst wieder aufgenommen hat“, sagte Oliveira dem Fernsehsender SIC.

Auch wenn der Gewerkschafter keinen direkten Zusammenhang zwischen den Beschuldigungen und dem Unfall herstellte, wies der Arbeitgeber des Fahrers – die Firma SAM – die Vorwürfe zurück. Das Unternehmen habe eine Arbeitszeitaufzeichnung vorgelegt, aus der hervorgehe, dass der Fahrer sowohl am Tag vor der Katastrophe als auch am Unfalltag die zulässige Arbeitszeit von acht Stunden nicht überschritten habe, schreibt die Zeitung „Diario de Noticias“.

Der verletzte Busfahrer gilt nach Medienberichten als sehr erfahren und zuverlässig. Der Mann war unmittelbar nach dem Unfall vom Mittwochabend in Funchal einem Alkoholtest unterzogen worden, der nach amtlichen Angaben negativ ausfiel. Vor dem Unfall soll er nach Aussagen von Überlebenden und Augenzeugen noch versucht haben, auf der abschüssigen, kurvenreichen Straße das Tempo des immer schneller werdenden Busses zu drosseln, indem er unter anderem eine Betonwand am Straßenrand streifte. Doch der Versuch schlug fehl: Der Bus stürzte einen Abhang hinunter und krachte in ein Haus. Bei dem Unfall starben 29 Touristen – nach bisherigen Erkenntnissen aus Deutschland. 27 weitere erlitten Verletzungen.

Eine Sondermaschine der Bundeswehr holte insgesamt 15 Verletzte am Karsamstag von Madeira nach Deutschland zurück. Die Patienten kamen anschließend in das Unfallkrankenhaus Köln-Mehrheim. Der Direktor der Klinik, Bertil Bouillon, zeigte sich nach ersten Untersuchungen zufrieden mit dem Zustand der Unfallopfer. „Den 15 Patienten geht es den Umständen entsprechend gut“, betonte er.

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Erstellt:
23. April 2019, 10:18 Uhr

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