Die Traumplätze sind längst rar

Das Baugebiet Katharinenplaisir im Backnanger Norden ist bald voll bebaut. Die Vorstellung vom klassischen Einfamilienhäusle im Grünen hat dann nur noch wenig Platz zur Realisierung im Stadtgebiet. Der Flächenverbrauch in der Region spielt hier eine Rolle.

Das Baugebiet Katharinenplaisir in Backnang ist rund sechs Hektar groß und bis auf neun Grundstücke bebaut. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Das Baugebiet Katharinenplaisir in Backnang ist rund sechs Hektar groß und bis auf neun Grundstücke bebaut. Foto: A. Becher

Von Bernhard Romanowski

BACKNANG. Ein Häuschen in einem ansprechenden Ambiente, Kindergarten und Grundschule sind fußläufig erreichbar, Feld, Wald und Wiesen liegen für erholsame Spaziergänge quasi auch direkt vor der Haustür: Wer sich im Baugebiet Katharinenplaisir in Backnang angesiedelt hat, lebt den Traum vom Eigenheim im Grünen mit gleichzeitig bester Infrastruktur im nahen Umfeld. Doch für viele Häuslebauer wird dieser Traum keine Realität werden.

Das Baugebiet Katharinenplaisir im Backnanger Norden gliedert sich in zwei Bauabschnitte.

Es wird eng, um es auf eine verkürzte Formel zu bringen. Auch das Areal Katharinenplaisir ist bald voll: „Das Baugebiet Katharinenplaisir gliedert sich in zwei Bauabschnitte. Der erste Bauabschnitt wurde im Jahr 2005 erschlossen, der zweite ab 2017. Die Bebauung begann jeweils rund ein Jahr später“, erläutert Stefan Setzer, der als Leiter des Baudezernats der Stadt Backnang entsprechende Zahlen parat hat. Das gesamte Baugebiet umfasst rund sechs Hektar, wie Setzer mitteilt. Insgesamt stehen dort 139 Bauplätze zur Verfügung. Diese teilen sich auf in 68 Einzelhäuser, 34 Doppelhaushälften, 32 Reihen- oder Kettenhäuser und fünf Mehrfamilienhäuser, so der Backnanger Baudezernent weiter. Neun Grundstücke seien aktuell noch nicht bebaut.

Setzer äußert sich auch zu der Frage, was das Katharinenplaisir eventuell von anderen Baugebieten und was es besonders auszeichnet. Das Baugebiet Katharinenplaisir zeichne sich durch seine landschaftlich sehr schöne Lage aus, die je nach Bauplatz Aussichten in die Backnanger Bucht und in Richtung Größewald bietet. Die Kinderbetreuungseinrichtung der Paulinenpflege (Pauline), die Kita Waldheim, die Kita Ob der Ekertsklinge, der Waldkindergarten sowie die Grundschule Plaisir mit der Sporthalle in der Plaisir sowie das Schulzentrum In der Taus sind zudem fußläufig erreichbar. Hinzu kommt ab 2022 die neue Sportkita in der Plaisir mit angegliederter Mensa und Ganztagsbetreuungseinrichtung für die Grundschule.“ Mit dem ÖPNV sei das Gebiet komfortabel an den Bahnhof angebunden, betont Setzer zudem.

Die unmittelbare Lage am Backnanger Naherholungsgebiet Plattenwald verleihe der Katharinenplaisir außerdem zusätzliche Attraktivität. Aber ist es nun tatsächlich so, dass es sich hierbei um das voraussichtlich letzte Baugebiet mit klassischen Einfamilienhäusern im Grünen in Backnang handelt, oder hat die Stadt noch weitere Flächen in petto, die sie hierzu nutzen kann? „Im rechtsverbindlichen Flächennutzungsplan sind noch weitere Flächen dargestellt, die sich für den Bau von Einfamilienhäusern eignen, so zum Beispiel in der Kernstadt auf der Schöntaler Höhe oder an der Hohenheimer Straße in unmittelbarer Nachbarschaft zur Waldorfschule“, so die Antwort aus dem Backnanger Baudezernat.

Baugrundstücke, die die Stadt erwirbt, müssen innerhalb von drei Jahren bebaut werden.

Zudem stehen laut Setzer auch in den Stadtteilen entsprechende Flächen im Flächennutzungsplan zur Verfügung, für die aber noch kein verbindliches Baurecht bestehe, wie beispielsweise in Maubach das Gebiet „WohnenIV“, das als Abrundung der „Entwicklungsmaßnahme Wohnen“ konzipiert ist. Und gibt es ein Baugebot etwa zur Fertigstellungsfrist im Katharinenplaisir? In welcher Form ist eine Sanktionierung vorgesehen, wenn sich jemand nicht daran hält? Für Baugrundstücke, die von der Stadt erworben wurden, besteht eine Bauverpflichtung von drei Jahren, lässt Setzer wissen. Die Stadt räumt sich demzufolge im Kaufvertrag ein Wiederkaufsrecht ein. Setzer: „Sollte nach Ablauf der Dreijahresfrist das Grundstück immer noch unbebaut sein und liegen im Einzelfall keine nachvollziehbaren Gründe vor, weshalb eine Bebauung innerhalb der Frist nicht möglich war, wird die Stadt von ihrem Wiederkaufsrecht Gebrauch machen.“

Kommentar
Sieg der Vernunft

Von Bernhard Romanowski

In einem hochverdichteten Ballungsraum wie der Region Stuttgart sind solch attraktive Flächen im Bereich Wohnbebauung, wie das Katharinenplaisir eine ist, mittlerweile Mangelware. Es mangelt schlicht an Flächen dafür, die Bauplätze sind rar. Die Leute stehen quasi Schlange dafür. Die Konkurrenz auf der Nutzungsebene ist ebenfalls hoch: Denn die Landwirte brauchen Flächen zum Anbau ihrer Agrarprodukte, das Gewerbe und die Industrie sind ebenso darauf angewiesen. Von der Nutzung als ökologische Ausgleichsareale zur Wahrung der Arten und ihrer Vielfalt und als Naherholungsgebiete einmal ganz zu schweigen. All das braucht Raum, all das frisst Fläche. Welcher Nutzungsform man jeweils den Vorrang gibt oder eben Grenzen setzt, hat jeweils die Politik zu entscheiden, in Backnang also der Gemeinderat. Angrenzend an das Katharinenplaisir wäre theoretisch noch einiges an Fläche frei. Das weckt begehrliche Blicke. Doch hier ist der Traum vom Bau weiterer Häuser ausgeträumt und dieser Form von Flächenfraß per Ratsbeschluss ein Ende gesetzt worden. Ein Baugebiet wie das Katharinenplaisir wird es an anderer Stelle im Backnanger Stadtgebiet vorerst wohl nicht mehr geben. Das mag alle verärgern, die hier gerne zum Zuge gekommen wären. Aber unvernünftig ist es nicht.

b.romanowski@bkz.de

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Erstellt:
24. August 2020, 06:00 Uhr

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