Die Turnhalle wird zum Klassenzimmer

Die hohe Anzahl an Anmeldungen an der Aspacher Conrad-Weiser-Schule hat zur Folge, dass die Räume für den Unterricht zu knapp werden. Der Gemeinderat hat nun beschlossen, die beiden ersten Klassen in die Schulturnhalle auszulagern.

Die Räume der Conrad-Weiser-Schule reichen für die voraussichtliche Schülerzahl des kommenden Schuljahrs nicht aus. Zwei Klassen ziehen daher um. Archivfoto: A. Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

Die Räume der Conrad-Weiser-Schule reichen für die voraussichtliche Schülerzahl des kommenden Schuljahrs nicht aus. Zwei Klassen ziehen daher um. Archivfoto: A. Becher

Von Lorena Greppo

ASPACH. Seit Jahren steht die Ertüchtigung der Conrad-Weiser-Schule auf der Vorhabenliste der Gemeinde Aspach. Wollte man anfangs einen Neubau, so sind Verwaltung und Gemeinderat angesichts der hohen Kosten von diesem Plan abgerückt und streben nun eine Sanierung des Bestandsgebäudes mit einer Aufstockung an. Nur: Die Zusagen für Fördermittel sind noch nicht eingegangen, weswegen sich der Baustart immer wieder verzögert hat. Dass die Erweiterung dringend nötig ist, zeigt sich auch angesichts der Planung für das kommende Schuljahr 2021/22: Aufgrund der vielen Anmeldungen wird die Conrad-Weiser-Schule nämlich mit Ausnahme der Klasse 10 durchgängig zweizügig. Hier mache sich auch die Coronapandemie bemerkbar, heißt es in der Sitzungsvorlage, es besteht nämlich die Möglichkeit, auf freiwilliger Basis das aktuelle Schuljahr zu wiederholen. Diese Option nehmen einige Schüler in der Gemeinschaftsschule wahr. Hinzu kommen 38 Neuanmeldungen in der 1. Klasse – 35 von ihnen aus Aspach, drei sind auswärtige Schüler. Diese Entwicklung bedeutet, dass das Raumangebot nicht ausreicht, zwei Klassenzimmer fehlen. Was nun?

Möbel sind vorhanden, die Toiletten müssen erneuert werden.

Hauptamtsleiter Philip Sweeney berichtete in der jüngsten Gemeinderatssitzung von einem Gespräch der Verwaltung mit der Schulleitung, schließlich gehe es auch darum, während eventueller Umbau- und Sanierungsarbeiten genug Raum für den Unterricht vorzuhalten. „Als Lösungsvorschlag haben wir folgendes erarbeitet: Beide fehlenden Klassenzimmer werden in der alten Schulturnhalle untergebracht.“ Momentan werde die Bühne als Kernzeitbereich genutzt. Dort soll künftig eine Klasse einziehen. Die andere Klasse soll am gegenüberliegenden Ende der Turnhalle einziehen. Dazwischen, und von Trennwänden abgegrenzt, soll die Kernzeitbetreuung untergebracht werden. Eine zeitliche Überschneidung von Unterricht und Kernzeitbetreuung könne bei den Erstklässlern vermieden werden. Eine Koexistenz sei also möglich. Allerdings waren die Toiletten entfernt worden, diese müssten nun wieder nutzbar gemacht werden. Dafür und für die Beschaffung der Trennwand veranschlagt die Gemeinde Kosten von etwa 10000 Euro. Die Kosten könnten in den laufenden Kosten der alten Schulturnhalle verbucht werden. Da noch Lernboxen für die Gemeinschaftsschule vorhanden seien, müsse man auch keine zusätzlichen Möbel kaufen. „Die Erstklässler nehmen ihre Stühle und Tische mit. Tafeln sind auch vorhanden“, heißt es vonseiten der Gemeindeverwaltung.

Die Begeisterung der Gemeinderäte hielt sich in Grenzen, ihre Fragen und Anmerkungen ließen die Hoffnung auf einen baldigen Baubeginn an der Schule erkennen. Wie es denn um die Zuschüsse bestellt sei, wollte etwa Wolfgang Schopf (SPD/Aspacher Demokraten) wissen. Genehmigt worden sei der Sanierungszuschuss, erklärte Bürgermeisterin Sabine Welte-Hauff, es fehlten noch die Zusagen bezüglich des Umbaus/Neubaus und des Ausgleichsstocks. Cordula Weeske (SPD/ Aspacher Demokraten) erkundigte sich danach, ob die Trennwände in der Turnhalle zurückgebaut werden können. „Das muss doch ein absolutes Provisorium sein.“ Ihren Eindruck bestätigte Sweeney: „Es erfolgt kein Eingriff in die Gebäudestruktur.“ Des Weiteren wollte Weeske wissen, wie das weitere Vorgehen aussehe, sollten die ausstehenden Zuschüsse nicht bewilligt werden. „Wir haben keinen Plan B entwickelt“, räumte die Bürgermeisterin ein. Die Verwaltung gehe davon aus, dass man die Zuschüsse bekomme. Ein Alternativszenario werde in der nächsten Klausurtagung mit dem Gemeinderat besprochen.

Verwaltung sucht nach Räumen für den Vereinssport.

Andrea Schünzel (SPD/Aspacher Demokraten) wagte ebenfalls einen Blick in die Zukunft und fragte nach, wie die Situation sich für die Vereine darstellen werde, wenn diese ihr Angebot wieder aufgreifen. „Fallen dann Kurse aus, weil die Hallen ausgelastet sind?“ So werde es wohl kommen, erklärte Welte-Hauff. „Es bleibt uns nichts anderes übrig.“ Gemeinsam wollen die Verantwortlichen versuchen, die Mühlfeldhalle sowie die Hardtwaldhalle in Kleinaspach möglichst gut zu nutzen. Allerdings sei man auch aufgeschlossen für Alternativen. Die Bürgermeisterin bat daher alle Gemeinderäte wie auch Zuschauer darum, sich zu melden, wenn sie von anderen Möglichkeiten wissen. Auch private Räume, die für Sportkurse genutzt werden können, kämen infrage. Schließlich, so Welte-Hauff, seien die Vereine das Rückgrat der Gemeinschaft in Aspach und die Verwaltung trage eine Mitverantwortung dafür, dass die Rahmenbedingungen ein Vereinsleben zulassen. Schlussendlich stimmte der Gemeinderat einstimmig für die provisorische Unterbringung der Schüler in der Turnhalle.

Gemeinderat tagt in einer Hybridsitzung

Die jüngste Sitzung des Aspacher Gemeinderats hat erstmals als hybride Variante aus Präsenz- und Online-Sitzung stattgefunden. Der Hintergrund war, dass mancher Gemeinderat aufgrund der gesundheitlichen Risiken bedingt durch die Coronapandemie nicht mehr an der Präsenzsitzung teilnehmen konnte und wollte. In der Sitzung im März hatte Gerd Raichle (FWA) deshalb angeregt, die Gremiumssitzungen als Online-Veranstaltungen anzusetzen. Dies sei auch in der Klausurtagung schon erprobt worden. Diverse technische Schwierigkeiten hielten die Verwaltung davon ab, die Gemeinderatssitzung ganz ins Internet zu verlegen.

Für die Gemeinderäte war es deshalb in der Sitzung in dieser Woche sowohl möglich, in die Gemeindehalle zu kommen, als auch von zu Hause oder unterwegs aus per Videokonferenz teilzunehmen. Ilona Wurst, Sachgebietsleiterin im Hauptamt, behielt während der Sitzung den Laptop im Auge und gab an die Bürgermeisterin weiter, wenn sich jemand zu Wort melden wollte. Bei Abstimmungen verzeichnete Sabine Welte-Hauff zuerst das Votum der Räte in der Halle und fragte dann die virtuell Teilnehmenden ab.

Fürs erste Mal war es ganz gut – so in etwa könnte man das Fazit der Teilnehmer nach der ersten Hybridsitzung zusammenfassen. Ein paar Tücken hatte das Ganze aber doch. Zuerst einmal hatten die Teilnehmer der Videokonferenz keinen Ton, weshalb die Bürgermeisterin Punkt 2.1 der Tagesordnung ein weiteres Mal vortragen musste. Das war aber recht fix behoben. Problematisch wurde es dann, wenn sich die Gemeinderäte in Präsenz zu Wort meldeten: Ihre Beiträge waren für die vier Räte in virtueller Teilnahme nicht zu verstehen – die Bürgermeisterin musste also jede Wortmeldung für sie wiederholen. Cordula Weeske (SPD/Aspacher Demokraten) wurde es zu bunt, weshalb sie kurzerhand nach Punkt 2.2 beschloss, doch in die Gemeindehalle zu kommen. Manuela Gassmann-Habele (FWA) musste an einer Stelle einige Zeit warten, ehe ihr Wunsch nach einer Wortmeldung über den Bildschirm wahrgenommen wurde. Und auch für die Verwaltungsriege vor Ort bedeutete das neue Prozedere eine Umstellung, denn: Die Person, die dem Gremium gerade einen Sachverhalt präsentierte, musste jeweils nahe am Laptop sitzen, damit auch die dort zugeschalteten Räte das Gesprochene verstehen können – eine „Reise nach Jerusalem“ für die Verwaltungsmitarbeiter, wie Welte-Hauff schmunzelnd kommentierte.

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Erstellt:
21. April 2021, 06:00 Uhr

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