Freilassung der Hamas-Geiseln

Diese Deutsch-Israelis sind noch im Gazastreifen

Zwei Jahre nach dem Hamas-Überfall sollen israelische Geiseln in Gazafrei kommen. Unter den von der Hamas Verschleppten sind auch sieben Deutsch-Israelis.

Im Gaza-Streifen herrscht seit Freitagmittag seit zwei Jahren erstmals eine Waffenruhe. (Archivbild)

© Ohad Zwigenberg/AP/dpa/Ohad Zwigenberg

Im Gaza-Streifen herrscht seit Freitagmittag seit zwei Jahren erstmals eine Waffenruhe. (Archivbild)

Von red/AFP

Zwei Jahre nach dem Hamas-Überfall auf Israel besteht die Hoffnung auf eine Freilassung der israelischen Geiseln im Gazastreifen schon in den nächsten Tagen. Unter den 47 Menschen, die bei dem Großangriff der islamistischen Hamas am 7. Oktober 2023 in den Gazastreifen verschleppt wurden, sind nach Angaben des israelischen Forums der Geiselfamilien auch sieben Deutsch-Israelis. Zwei von ihnen wurden von der israelischen Armee für tot erklärt, das Schicksal einer Geisel ist ungeklärt, vier weitere sind vermutlich noch am Leben:

Alon Ohel

Der junge Musiker aus dem Ort Lavon in Nordisrael besuchte am 7. Oktober 2023 zusammen mit seinen Freunden das Nova-Musikfestival, als er von den Islamisten in den Gazastreifen verschleppt wurde. Der Pianist war am Tag seiner Entführung 22 Jahre alt. Die Großmutter des mittlerweile 24-Jährigen stammt aus Berlin und hat den Holocaust überlebt. Im September hatte die Hamas kurz hintereinander zwei Propagandavideos von Alon Ohel veröffentlicht. Seiner Mutter Idit Ohel zufolge ist ihr Sohn seit seiner Entführung in Ketten gelegt und droht zu erblinden. 

Rom Braslavski

Der 19-Jährige arbeitete als Sicherheitsmitarbeiter, als er bei dem Hamas-Überfall auf das Nova-Musikfestival verschleppt wurde. Dem jungen Mann aus Jerusalem gelang es, mehrere Menschen in Sicherheit zu bringen, bevor er selbst verletzt und entführt wurde. Ein im August veröffentlichtes Hamas-Propagandavideo löste in Israel und international Entsetzen aus: In der Aufnahme ist der mittlerweile 21-Jährige in einem Hamas-Tunnel zu sehen, wie er unter Tränen um seine Freiheit fleht. Nach Einschätzung von Experten ist Braslavski schwer untergewichtig und hochgradig gefährdet.

Gali und Ziv Berman

Gali Berman wurde am 7. Oktober aus seiner Wohnung im Jugendviertel in Kfar Aza entführt, nachdem die Islamisten den Kibbuz im Süden Israels überrannt hatten. Der damals 26-Jährige wurde zusammen mit seinem Zwillingsbruder Ziv Berman verschleppt. Beide Brüder sind begeisterte Fußballfans, ihr Herz schlägt sowohl für den israelischen Verein Maccabi Tel Aviv als auch für den Bundesligisten Borussia Dortmund. Die Angehörigen und Freunde hoffen inständig, dass die Brüder noch am Leben sind.

Tamir Nimrodi (Schicksal ungeklärt)

Von Tamir Nimrodi gibt es seit dem 7. Oktober 2023 kein Lebenszeichen mehr. Als er von den Islamisten in den frühen Morgenstunden im Schlafanzug aus der Armeekaserne verschleppt wurde, war der damals 18-Jährige als Soldat an der Grenze zum Gazastreifen stationiert. Sein Schicksal ist unklar. Als Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bei der UN-Generaldebatte im September die Namen der lebenden Geiseln vorlas, erwähnte er Nimrodi nicht.

Die Hamas hatte ein Video von seiner Verschleppung zusammen mit zwei anderen Soldaten veröffentlicht. Darin ist Nimrodi ohne Brille zu sehen, nach Angaben seiner Familie sieht er so nur einen „Meter“ weit. 

Wie die Angehörigen der anderen deutschen Geiseln hat auch Tamirs Vater Alon Nimrodi bei Besuchen in Deutschland mehrfach an die Bundesregierung appelliert, mehr Druck auf die Vermittler auszuüben, um die Geiseln freizubekommen. Der junge Mann war nach Angaben seiner Mutter Herout Nimrodi „freudvoll, neugierig, altruistisch und kreativ“. Er war eines von drei Kindern der Familie.

Itay Chen (von der israelischen Armee für tot erklärt)

Am Tag der Hamas-Angriffe war Itay Chen mit anderen Soldaten in einem Panzer, um die von der Hamas angegriffenen Orte zu verteidigen. Seitdem fehlt von dem damals 19-Jährigen jede Spur. Fünf Monate später, im März 2024, erklärte die israelische Armee Chen für tot. 

Seine Eltern Ruby und Chagit Chen glauben trotzdem weiterhin fest daran, dass ihr Kind, das mittlere von insgesamt drei Geschwistern, lebt. Im Interview mit der Nachrichtenagentur AFP beschrieben sie ihren Sohn im August als einen „klugen, begabten Jungen, der gerne singt und tanzt“. 

Itay Chens Großeltern haben den Holocaust überlebt; seine Großmutter stammt aus Bad Reichenhall. Aus Ruby Chens Sicht sollte es „strafrechtliche Konsequenzen haben, deutsche Bürger zu entführen“. 

Tamir Adar (von der israelischen Armee für tot erklärt)

Der Sozialarbeiter Tamir Adar aus dem Kibbuz Nir Oz wurde nach Angaben der israelischen Armee am 7. Oktober 2023 getötet, sein Leichnam wird demnach von der Hamas im Gazastreifen festgehalten. Der 38-jährige Vater zweier Kinder verteidigte seinen Kibbuz am Tag des Überfalls gegen die Islamisten. Auch seine 85-jährige Großmutter Jaffa Adar wurde an dem Tag entführt und im November 2023 im Zuge eines Abkommens freigelassen. Die Familie will seine Leiche nach Hause bringen.

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Erstellt:
10. Oktober 2025, 15:26 Uhr

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