Neues Kabinett

Diese sieben Merkmale zeichnen die Merz-Minister aus

Es werden fast so viele Frauen wie Männer, einige sehr jung, andere eher alt, viele kommen aus der Wirtschaft – und sonst so? Was das neue Kabinett besonders macht.

Die Männer im Merz-Kabinett sind im Schnitt knapp 58 Jahre alt, die Frauen 48 Jahre.

© dpa/Michael Kappeler

Die Männer im Merz-Kabinett sind im Schnitt knapp 58 Jahre alt, die Frauen 48 Jahre.

Von Tobias Heimbach und Rebekka Wiese

Von einigen wusste man es schon lange. Dass SPD-Chef Lars Klingbeil Vizekanzler und Finanzminister werden soll, war absehbar. Und auch, dass Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) als einziges Mitglied des Ampelkabinetts sein Amt behalten darf. Oder dass die CSU den Innenminister stellt und dafür ihren bisherigen Landesgruppenchef Alexander Dobrindt schickt. Doch das Team um den designierten Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hat trotzdem ein paar Überraschungen zu bieten. Welche sieben Merkmale das neue Kabinett auszeichnen: ein Überblick.

So jung und doch so alt

Von 35 bis 69 Jahren – so weit ist die Altersspanne, die Merz und seine Ministerinen und Minister abbilden. Der designierte Kanzler ist mit seinen 69 Jahre der älteste. Mit der vorgesehenen Entwicklungsministerin Reem Alabali-Radovan (SPD) wird er eine Kollegin in seinem Kabinett haben, die etwa halb so alt ist wie er: Alabali-Radovan ist gerade 35 Jahre alt geworden. Die designierte Bauministerin Verena Hubertz (SPD) ist mit 37 Jahren nur unwesentlich älter. Beide sind aber deutlich älter als die bislang jüngste Bundesministerin: Claudia Nolte (CDU) war erst 28 Jahre alt, als sie 1994 das Familienministerium übernahm. Das neue Kabinett wird im Schnitt rund 53 Jahre alt sein – wobei die Männer durchschnittlich älter sind als ihre Kolleginnen: knapp 58 gegenüber gut 48 Jahren.

Viel Wirtschaft

In Deutschland haben Menschen oft eine lange Laufbahn in der Politik hinter sich, bevor sie ein Ministeramt übernehmen. Doch in diesem Kabinett sind gleich drei Minister dabei, die Erfahrung aus der Wirtschaft mitbringen. Der künftige Digitalminister Karsten Wildberger war bis zuletzt Geschäftsführer des Unternehmens Ceconomy, zu dem unter anderem die Elektronikketten MediaMarkt und Saturn gehören. Die neue Bauministerin Verena Hubertz (SPD) hat ein Startup für Kochrezepte gegründet, deren Mehrheitsanteile sie für einen zweistelligen Millionenbetrag verkaufte. Seit 2021 sitzt Hubertz im Bundestag und war zuletzt stellvertretende Fraktionsvorsitzende. Die neue Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) kann zwar auch auf mehrere Jahre als Bundestagsabgeordnete und Parlamentarische Staatssekretärin zurückblicken, war aber seit 2015 in der Wirtschaft beschäftigt. Erst beim Verband kommunaler Unternehmen, zuletzt leitete sie eine Tochter des Energieversorgers Eon.

Erstaunlich paritätisch

Um die Parität im neuen Regierungskabinett hatten sich viele gesorgt, bevor die Ministerposten verkündet wurden. Nun zeigt sich: An der Geschlechterverteilung ändert sich im Vergleich zur vorherigen Regierung nur wenig. Neun Minister und acht Ministerinnen werden mit Merz am Kabinettstisch sitzen. Die Ampelregierung startete mit acht Frauen und acht Männern an den Ressortspitzen, durch den Wechsel im Verteidigungsministerium, wo Boris Pistorius auf Christine Lambrecht folgte (beide SPD), waren es später dann sieben Frauen und neun Männer.

Auch Unbekannte

Mit einigen Besetzungen haben CDU, CSU und SPD überrascht. Mit Patrick Schnieder (CDU) als Verkehrsminister hatte kaum jemand gerechnet. Er saß zwar mehrere Legislaturperioden im entsprechenden Ausschuss, ist also vom Fach – doch öffentlich profilieren konnte er sich dabei kaum. Auch der künftige Landwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU) gehört zu den Überraschungen. Zwar war er zu Beginn seiner Zeit als Bundestagsabgeordneter Mitglied im Agrarausschuss, doch zuletzt eher mit Finanzpolitik befasst. Rainer gilt nicht unbedingt als erste Wahl von CSU-Chef Markus Söder. Der künftige Außenminister Johann „Jo“ Wadephul (CDU) ist im politischen Berlin zwar gut vernetzt. Doch einer breiten Öffentlichkeit ist der Christdemokrat aus Schleswig-Holstein eher nicht bekannt.

Ein bisschen ostdeutsch

Reem Alabali-Radovan (SPD) ist nicht nur das jüngste Kabinettsmitglied, sondern repräsentiert auch die ostdeutschen Bundesländer. Sie kommt aus dem Landesverband Mecklenburg-Vorpommern und gilt als Vertraute von Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD). Alabali-Radovan wird neue Entwicklungsministerin. Der Osten ist zudem durch Carsten Schneider (SPD) vertreten. Der 49-jährige Thüringer wird Minister für Umwelt und Klimaschutz. Außerdem hat Wirtschaftsministerin Katherina Reiche Wurzeln in Brandenburg, ist inzwischen aber Mitglied im CDU-Landesverband NRW.

Eine jüdische Ministerin

Karin Prien (CDU) wird Deutschlands erste Bundesministerin jüdischer Abstammung. Vor ihr gab es in der Bundesrepublik nur einen Mann am Kabinettstisch, der jüdische Vorfahren hatte: den SPD-Politiker Gerhard Jahn, der 1969 bis 1974 Bundesjustizminister war. Nun soll Prien – seit 2017 Bildungsministerin in Schleswig-Holstein – das Ministerium für Familie und Bildung auf Bundesebene übernehmen. Prien bezeichnet sich selbst als jüdisch, aber nicht als religiös. Aufgewachsen ist sie in den Niederlanden, wohin ihre Familie vor den Nationalsozialisten geflohen war. Im Alter von vier Jahren kam Prien dann mit ihren Eltern nach Deutschland. Sie ist stellvertretende Bundesvorsitzende der CDU und zählt zu einer der wichtigsten liberalen Stimmen der CDU.

Viel Südwesten

Beim Blick auf die Kabinettsliste fällt auf, dass der Südwesten stark vertreten ist. Die CDU schickt mit Thorsten Frei (Kanzleramt) und Nina Warken (Gesundheit) zwei Baden-Württemberger ins Regierungsteam. Aus Rheinland-Pfalz regieren künftig zwei sozialdemokratische Frauen mit: Vorgesehen als Bauministerin ist Verena Hubertz, Justizministerin soll Stefanie Hubig werden. Die promovierte Juristin Hubig war zuletzt Bildungsministerin in Rheinland-Pfalz.

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Erstellt:
5. Mai 2025, 16:24 Uhr

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