Doppelt so viele Besucher im Alten Schloss

Das Landesmuseum Württemberg baut das Foyer zu einer Lounge um – und wird zur Spielstätte für Tanz und Theater

Neukonzeption - Das Landesmuseum Württemberg baut das Foyer um – und wird zur Spielstätte für Tanz und Theater.

Stuttgart Cornelia Ewiglebendenkt gleich in Superlativen. Das Alte Schloss in Stuttgart soll ein neues Foyer bekommen – aber nicht einfach nur ein neues Foyer. „Wir wollen die schönste Museumslounge in einem deutschen Museum mit dem besten Kaffee“, sagt die Direktorin des Landesmuseums Württemberg. Nach dem Umbau soll die sogenannte Dürnitz, die große Empfangshalle des Schlosses, nicht nur „wie Phönix aus der Asche“ auferstehen, sondern sie könnte auch eine kleine Revolution im Museumsbetrieb einläuten. Denn bei der Neukonzeption hat man sich weniger an anderen Museen orientiert, sondern an Hotellounges – weshalb auch große Kronleuchter an der Decke hängen werden.

Die Eingangsbereiche von Museen seien „oft so clean“, sagt Ewigleben, „das wollen wir genau nicht“. Stattdessen wird es Café und Shop geben, Arbeitsbereiche, aber auch viele bequeme Sitzmöbel. Für die Direktorin ist dies ein weiterer Schritt zu einem neuen Museumsverständnis – „wir wollen den Museumsbesuch zu etwas ganz Normalem machen“. Für den Museumsbetrieb bedeutet das allerdings eine längere Durststrecke. Im Mai sollen die Bauarbeiten beginnen, im September nächsten Jahres soll das Foyer fertig sein. Während des Umbaus finden keine Sonderausstellungen statt, erst zur Neueröffnung wird es wieder eine Große Landesausstellung geben: „Fashion?! Was Mode zu Mode macht“. Die Schau wird sich dem komplexen System Mode nähern.

Um das Museum trotz Einschränkungen lebendig zu halten, wird das Alte Schloss Veranstaltungsort für Tanz und Theater. Im dritten Obergeschoss wird eine Bühne eingerichtet für verschiedene freie Theater und Akteure aus der Stadt. So wird zum Beispiel das Fitz das Alte Schloss als zusätzliche Spielstätte bei seinem internationalen Figurentheaterfestival Imaginale nutzen.

Die Bühne im Landesmuseum wird den Gästen jeweils für einige Wochen oder Monate zur Verfügung gestellt werden. DieFreie Tanz- und Theaterszene Stuttgartwird vier Monate im Haus sein und Theater, Tanz, Performance und Figurentheater zeigen, das Berliner Theater Anu präsentiert eine Installation für Familien und wird an den Abenden seines Stuttgart-Aufenthalts „Sheherazade – Die Stadt der Erzähler“ aufführen. Die Gruppen bekommen die Bühne und Unterstützung aus dem Haus kostenlos zur Verfügung gestellt und gestalten den Spielplan selbst. Während der Umbauphase ist der Eintritt in das Alte Schloss frei – als Entschädigung für die Einschränkungen. Auch im vergangenen Jahr war der Besuch derSchausammlungen kostenlos, wodurch sich die Besucherzahlen auf 76 300 verdoppelt haben. „Eine Steigerung von hundert Prozent ist enorm“, sagt Cornelia Ewigleben. In einer Besucherbefragung gaben sechzig Prozent der Befragten an, zum ersten Mal im Alten Schloss zu sein.

Bis auf drei kurze Komplettschließungen wird die Sammlung während des Umbaus geöffnet sein. 6,8 Millionen kostet der Umbau des Foyers, weitere 2,2 Millionen Euro für die Inneneinrichtung muss das Museum aufbringen und hat bereits Zusagen von Sponsoren in Höhe von 750 000 Euro. Mit diesem letzten Bauabschnitt ist der Masterplan von Cornelia Ewigleben abgeschlossen, die Umbauten sind es aber nicht: Derzeit wird über eine Sanierung der Restaurierungswerkstätten verhandelt.

https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.cornelia-ewigleben-vom-landesmuseum-im-gespraech-sami-khedira-ist-ein-super-schwabe.1a510216-199e-43aa-9ac2-adadeaaa2b2a.html

https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.mehr-besucher-im-landesmuseum-wuerttemberg-in-stuttgart-der-freie-eintritt-lockt-neue-publikumsgruppen-an.463a5f1c-106f-456b-919d-36f34ab6fba7.html

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Erstellt:
8. Februar 2019, 03:14 Uhr

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