Drei Großprojekte plus Aufgabenfülle erwarten den Murrhardter Gemeinderat

Für Murrhardt stehen in den nächsten Jahren die Sanierung von Rathaus und Bahnhofsgebäude und der Bau des Hochwasserrückhaltebeckens Gaab an. Hinzu kommen eine Vielzahl weiterer Vorhaben wie die Schaffung von Kitaplätzen oder infrastrukturelle Aufgaben wie die Wärmeplanung.

Eines der Großprojekte in den nächsten Jahren wird die Sanierung des denkmalgeschützten Rathauses sein.

© Stefan Bossow

Eines der Großprojekte in den nächsten Jahren wird die Sanierung des denkmalgeschützten Rathauses sein.

Von Christine Schick

MURRHARDT. Angesichts der Fülle an Projekten und Aufgaben der nächsten Jahre sagt Bürgermeister Armin Mößner: „Das wird die Stadt personell und finanziell fordern. Insofern wird es auch die Aufgabe des künftigen Gemeinderats sein, Prioritäten zu setzen.“ In den letzten Jahren habe man zwar die Verschuldung um rund vier Millionen Euro verringert, das werde so aber nicht mehr fortgeführt werden können. Mit Blick auf die anstehenden Großprojekte heißt es für ihn, dauerhaft finanziell handlungsfähig zu bleiben. Eines dieser umfangreichen Vorhaben ist die Sanierung des Bahnhofsgebäudes, in das im Anschluss das Naturparkzentrum einziehen wird. Eng damit verbunden ist die ebenfalls finanziell gewichtige Instandsetzung des denkmalgeschützten Rathauses. Ein Großteil der Belegschaft soll nämlich in das Gebäude ausweichen, in dem das Naturparkzentrum zurzeit noch beheimatet ist. Die Stadt setzt bei beiden Projekten auch auf Zuschüsse des Landes. Mit Letzteren kann sie beziehungsweise der Wasserverband Murrtal mit Blick auf das geplante Hochwasserrückhaltebecken Gaab bei Fornsbach fest rechnen. Trotzdem muss sie sich an den Kosten beteiligen. Es geht nun darum, das Ausschreibungsverfahren für die Ingenieursplanungen auf den Weg zu bringen.

Es gibt viele weitere Bereiche, in denen die Stadt ebenso gefordert sein wird. Ein Dauerbrenner ist, mehr Wohnraum zu schaffen. Dabei gibt es eine Reihe von Projekten, die mit beziehungsweise von Partnern geplant sind, wie die Neugestaltung des Schweizer-Areals als Wohnquartier, der Wohnpark an der Siebenkniestraße, bei dem auch ein Kontingent an Sozialwohnungen angedacht ist, und das Areal des ehemaligen Ochsen in Fornsbach, auf dem betreutes Wohnen für ältere Menschen in Verbindung mit einem Geschäft realisiert werden soll. Zudem möchte die Stadt über ihre Kommunalbau Murrhardt GmbH Sanierungen erworbener Gebäude angehen, um diese als kostengünstigeren Wohnraum anbieten zu können. Erstes Projekt wird wohl die Instandsetzung eines Gebäudes nahe der Fußgängerzone.

Klimaneutralität ist auch ein Thema

Die Einwohnerzahl Murrhardts hat seit 2013 um rund 700 Menschen zugelegt, was sich neben der Wohnungsknappheit deutlich am gestiegenen Bedarf an Plätzen in Kindergärten und Schulen bemerkbar macht. Erweiterungen besonders bei Kitas werden die Stadt also weiter beschäftigen. Die städtischen Einrichtungen müssen zudem in Schuss gehalten werden. Bei den Schulsanierungen ist man mittlerweile recht weit, als Nächstes möchte die Verwaltung die Grundschule Fornsbach auf Vordermann bringen. Daueraufgabe wird sein, pädagogische Fachkräfte zu gewinnen, auch mit Blick auf die künftige Ganztagsgrundschule. Außerdem gibt es eine Reihe von Anforderungen, die sich auf die künftige, weiterzuentwickelnde Infrastruktur beziehen. Stichworte sind hier: Digitalisierung der Verwaltung inklusive der Dienstleistungen für die Bürgerinnen und Bürger, Breitbandausbau innerhalb von Kernstadt und Stadtbezirken, Anschluss der Kläranlage des Stadtbezirks Kirchenkirnberg, Weiterentwicklung der städtischen Einrichtungen wie Kunstsammlung, Stadtbücherei, Freibad und Waldsee. Nicht vergessen werden sollten auch die Aufgabengebiete Wärmeplanung und Klimaneutralität, die teils auch miteinander verbunden sind. Bei der Wärmeplanung heißt es, sich konzeptionell aufzustellen und zu entscheiden, wo die Stadtwerke durch einen Anschluss ans Nahwärmenetz unterstützen können und wo nicht und wie dort eine klimaneutrale (Eigen-)Versorgung aussehen kann. „Wir suchen im Moment ein Planungsbüro“, sagt Mößner zum Stand. Auch die Stadtwerke selbst müssen sich Gedanken machen, wie sie das in den Heizwerken verwendete Erdgas reduzieren. Was die Klimaneutralität anbelangt, wird auch die Frage sein, wo die Stadt selbst noch zum Produzenten werden kann, beispielsweise bei einer weiteren Ausstattung der eigenen Immobilien mit Solaranlagen oder in einem breiteren Sinn bei der Windkraft oder der geplanten Freiflächensolaranlage beispielsweise mit einer genossenschaftlichen Beteiligung.

  • Infos und Fotos zu den Kandidaten und Kandidatinnen finden Sie auch in unserem Online-Wahlportal unter: wahlen.bkz.de.

Ziele und Kandidaten der CDU/FWV

Wichtige Themen für die Fraktion sind der Hochwasser- und Klimaschutz. Der Bau des Polders Gaab steht bevor und das ist angesichts der zunehmenden Starkregenereignisse gut so, sagt Fraktionschef Andreas Winkle. Auch wenn der Bau bei einigen Menschen vor Ort nicht unumstritten sei, gebe es fördertechnisch und auch mit Blick auf drohende Schäden keine Alternative. Vorankommen möchte die CDU/ FWV auch beim Ausbau klimaneutraler Energieproduktion. Bei der Windenergie ist ihr eine genossenschaftliche Umsetzung wichtig, um die Menschen vor Ort mitzunehmen, die dann auch wirtschaftliche Vorteile hätten. Große Bedeutung haben auch die frühkindliche Erziehung und der Sprachunterricht. Verbunden damit sind ein Kitaplatzausbau und eine gute Ausstattung der Schulen. Beim Thema Wohnungsbau muss die Stadt für die Fraktion dranbleiben und mitbedenken, dass auch die Infrastruktur mitwachsen muss. Eine gute Begleitung erfordern die Großprojekte Rathaus- und Bahnhofsanierung.

Kandidaten und Kandidatinnen

Für die CDU/FWV kandidieren: Andreas Winkle (59), selbstständiger Industriemeister Druck; Mario Brenner (58), Bankkaufmann; Rolf Kirschbaum (70), Diplom-Verwaltungswirt im Ruhestand; Markus Kiefer (59), selbstständiger Elektromeister; Robin Reber (32), selbstständiger Gebäudeenergieberater/Meister für Sanitär, Heizungs- und Klimatechnik; Katja Bienert (43), Lehrerin; Michaela Schaible-Hertler (62), Kauffrau im Groß- und Außenhandel; Gerald Wurster (56), geprüfter Wassermeister; Julia Berger (39), Lehrerin; Richard Rauch (63), selbstständiger Bäckermeister; Amy Zajac (18), Ausbildung zur generalistischen Pflegefachkraft; Ralf Kiefer (58), Industriemeister Metall; Markus Braun (46), Softwareentwickler; Angelo Wurst (33), Metallbaumeister; Roland Stümke (56), Bankfachwirt; Marc Bastiansen (22), Elektroniker/Einzelhandelskaufmann; Ralf May (60), Diplom-Ingenieur Produktionstechnik; Walter Heinz (64), Installateur/Landwirt.

Ziele und Kandidaten der UL

„In Bezug auf die Verkehrsführung in der Innenstadt muss alles auf den Prüfstand“, sagt UL-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Hess. Die Lage an der Ochsenkreuzung sei nicht mehr haltbar und es brauche Lösungen, auch wenn man bisher vor dem Thema zurückgeschreckt sei. Für ebenso wichtig hält die Fraktion es, sich konzeptionell Gedanken zu machen, da man die Innenstadt künftig „nicht von oben bis unten mit Läden vollbekommen wird“. Ein weiterer Aspekt dabei ist, die zurzeit schlecht aufgestellte Gastronomie zu stärken. Die Kitas und Schulen gut auszustatten, ist der Unabhängigen Liste Herzensangelegenheit und Verpflichtung gleichermaßen. In diesen Bereich gehört auch das von der Fraktion vor vielen Jahren angestoßene Konzept, mit dem Spielplätze kontinuierlich erneuert werden. „Der soziale Wohnungsbau brennt uns unter den Nägeln. Da wird noch zu wenig gemacht“, sagt Hess und dass der Ansatz, mit der Kommunalbau Murrhardt GmbH aktiv zu werden, richtig sei. Auch in Sachen regenerative Energien will die Fraktion stärker als bisher agieren.

Kandidaten und Kandidatinnen

Für die UL kandidieren: Wolfgang Hess (64), Kaufmann/Geschäftsführer; Markus Blank (51), selbstständiger Schreinermeister; Diana Kübler (43), Erzieherin/Geburtsbegleitung und Vorbereitung; Klaus-Peter Dörrscheidt (56), Entwicklungsingenieur; Dominic Korn (40), Maschinenbauingenieur; Jacqueline Wurst (41), Verwaltungsangestellte; Björn Fuggmann (34), selbstständiger Securitymanager; Lukas Metzger (21), selbstständiger Landschaftsgärtner; Martin Klenk (63), Arbeitserzieher im Ruhestand; Brigitte Kübler (50), Landwirtin; Thomas Wenger (65), Diplom-Sozialpädagoge; Sebastian Richters (39), Kaufmann für Versicherungen und Finanzen; Berthold Wurst (66), Schlossermeister/Geschäftsführer; Inken Bubeck (46), selbstständige Diplom-Agraringenieurin; Norgat Trefz (56), Industriekauffrau; Björn Wolpert (45), technischer Angestellter; Luca Schiffo (58), Speiseeishersteller; Benjamin Brucker (42), Steuerberater.

Ziele und Kandidaten der MDAL/Die Grünen

Für die Fraktion ist die Energiewende wichtig, beispielsweise mit Blick auf die Bestückung von städtischen Gebäuden mit Solaranlagen, den Abbau des Gasverbrauchs und den Einsatz weiterer erneuerbarer Energien in der Nahwärmeversorgung. Aber viele weitere Herausforderungen kommen hinzu. Mit Blick auf Kitas und Schulen sagt Fraktionschef Gerd Linke: „Wir müssen dort die bestmöglichen Rahmenbedingungen schaffen.“ Die Einrichtungen seien zukunftsfest auszustatten (Digitalisierung) und es muss Personal eingestellt werden. Zudem heißt es, Wohnraum zu erhalten, zu sanieren und neu zu schaffen, die Breitbandversorgung abzuschließen und Fuß- und Radwege zu schaffen, um Alternativen zum Auto zu bieten. Neben den infrastrukturellen Aufgaben, zu denen auch eine zukunftsfähige Wasserversorgung und Abwasserreinigung gehören, gibt es auch weitere soziale wie die Integration von Menschen vor Ort und Neubürgerinnen und -bürgern sowie den Erhalt der kulturellen Vielfalt in Murrhardt.

Weitere Themen

Kandidaten und Kandidatinnen

Für die MDAL/Die Grünen kandidieren: Andrea Jäger (65), Journalistin; Gerd Linke (62), Diplom-Ingenieur Elektrotechnik/Wirtschaft; Martina Krauter (59), Sozialversicherungsfachangestellte; Ralf Nentwich (42), Realschullehrer; Tanja Reiff (49), Lehrerin; Henrik Stooß (28), Physiker; Elke Sternberg-Rützel (51), Industrieapothekerin; Hartmann Widmaier (57), Diplom-Ingenieur Elektrotechnik; Silke Latzel (38), Angestellte im öffentlichen Dienst; Martin Stierand (67), Rentner/Diplom-Theologe; Elke Schuler (56), Kinderkrankenschwester/pädagogische Fachkraft; Alexander Pusch (47), Fahrdienstleiter der DB; Michael Tarek Feil (28), Realschullehrer; Berkan Atuk (31), selbstständiger Schreinermeister; Lewin Kollak (22), Versicherungsvertriebsassistent; Wolfgang Hufnagel (61), Diplom-Betriebswirt; Wolfgang Gehring (62), stellvertretender Bankabteilungsleiter; Axel Wieland (63), Fachlehrer.

Ziele und Kandidaten der SPD

Die Fraktion hat die Bekämpfung der Wohnungsnot und das Aufgabenfeld Kitas und Schulen auf der Agenda.

Für die Fraktion ist es sehr wichtig, die Wohnungsnot zu lindern. Vom Wohnparkprojekt an der Siebenkniestraße erhofft sie sich, dass ein Anteil an sozialem Mitwohnungsbau realisiert werden kann, und setzt auf die Hilfe durch die Kommunalbau Murrhardt. Ebenso gewichtiges Thema ist das Bildungswesen. Neben der Schaffung von mehr Kitaplätzen gehören auch die Digitalisierung an Schulen und Schulsozialarbeit zu den Pflichtaufgaben. Mit am meisten Mittel in den nächsten Jahren wird die Sanierung von Rathaus und Bahnhofsgebäude binden. Der neue Standort des Naturparkzentrums ist aber eine touristisch gesehen sehr gute Lösung, sagt Fraktionschef Edgar Schäf. Weitere Themen für die SPD sind Innenstadtentwicklung und Verkehrsführung, um mehr Platz für Verweilzonen zu erhalten, sowie der Ausbau einer regenerativen Energieproduktion mittels Windkraft und Fotovoltaik, bestenfalls mit genossenschaftlicher Beteiligung. Hinzu kommen Hochwasserschutz und kalkulierter Wärmenetzausbau.

Kandidaten und Kandidatinnen

Für die SPD kandidieren: Edgar Schäf (68), Geschäftsführer; Elisabeth Zenker (63), Diplom-Psychologin; Martin Fahrner (45), Diplom-Ingenieur; Sonja Allinger-Helbig (65), Heilerziehungspflegerin; Tino Preuß (47), Augenoptikergeselle; Janina Lindheimer (31), Steuerassistentin; Hans-Georg Zenker (72), pensionierter Lehrer; Elena Vangeli (64), Bandagistin im Ruhestand; Irene Schmidt (80), Rentnerin/Pädagogin; Ines Preuß (46), Assistentin der Geschäftsführung; Markus Kugler (49), Berufskraftfahrer.

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Erstellt:
24. Mai 2024, 10:47 Uhr

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