Drei Jahre nach der Flut

dpa/lsw Braunsbach. Jener Maisonntag im Jahr 2016 hat Braunsbach verändert: Eine Flut richtet verheerenden Schaden an. Auch drei Jahre danach hat die Katastrophe noch ihre Spuren in der Stadt hinterlassen.

Neben dem Rathaus arbeiten Bauarbeiter an der Sanierung eines Kanals. Foto: Fabian Sommer

Neben dem Rathaus arbeiten Bauarbeiter an der Sanierung eines Kanals. Foto: Fabian Sommer

Fast auf den Tag genau drei Jahre ist es her, dass eine verheerende Flut Braunsbach traf - in der Gemeinde in Schwäbisch-Hall sind die Sanierungen noch lange nicht beendet. Bis dahin könnten noch drei weitere Jahre vergehen, sagte Bürgermeister Frank Harsch. „Die sichtbaren Schäden sind behoben, aber es müssen ganze Straßenzüge neu gemacht werden und da sind wir mittendrin.“ Zerstörte Abwasserleitungen waren direkt nach der Flut nur provisorisch repariert worden. So bleiben Baustellen im Ortskern also allgegenwärtig - die Braunsbacher haben sogar ihren Maibaum mit Absperrband und Baustellen-Schildern geschmückt.

Am 29. Mai 2016 war ein Starkregen über Braunsbach niedergegangen und hatte zwei Bäche zu einem gewaltigen Strom anschwellen lassen. Die Flutwelle riss Hausecken weg und spülte Straßen davon. Zurück blieben Unmengen Geröll. Dutzende Häuser waren zerstört, Menschen wurden aber nicht verletzt.

Mittlerweile hätten alle Einwohner wieder ihr Zuhause beziehen können, erzählte der Bürgermeister. Mehr als 30 Menschen hatten das nach Harschs Schätzungen verloren. Manche konnten schon ein paar Tage später wieder einziehen, andere mussten neu bauen.

Auf 80 bis 100 Millionen Euro belaufe sich der Schaden in der gesamten Gemeinde, so der Bürgermeister. Allerdings enthalte diese Rechnung beispielsweise auch Stromleitungen, die nur im Zuge der Straßensanierung erneuert wurden - also gar nicht vom Wasser zerstört worden waren.

Wenn - wie vor wenigen Tagen - Dauerregen einsetzt, schaut der Bürgermeister besorgt zum Himmel. „Da bin ich sogar rumgefahren und habe nach dem Wasser geguckt. Das muss ich eingestehen.“ Dabei hat die Gemeinde aufgestockt: Drei sogenannte Geröllfänge wurden aufgestellt und um mehr Wasser zurückzuhalten, wurden Rohrleitungen größer dimensioniert. „Aber man muss dazu sagen, das, was wir da erlebt haben am 29. Mai, ist praktisch mit technischen Mitteln nicht steuerbar. Es war einfach zu viel - so dicke Rohre können sie gar nicht herstellen“, erklärte Harsch.

Ein Geröllfang kostet ungefähr 350 000 Euro, so der Bürgermeister. Sie wurden vom Land bezahlt. Bislang hat die Regierung von Baden-Württemberg 37 Millionen Euro an Hilfsgeldern für Braunsbach ausgezahlt oder bewilligt, wie das Innenministerium mitteilte.

Das Ministerium hatte seine Richtlinien für Landeshilfen nach schweren Naturereignisse und Unglücksfällen nach dem Unwetter vor drei Jahren geändert. Für die Auszahlung von Soforthilfen ist keine Entscheidung des Ministerrates mehr notwendig, der Innenminister entscheidet im Einvernehmen mit dem Ministerpräsidenten. Das Land wird sich aber nur bei schweren Unwettern engagieren - Kriterium ist eine Gesamtschadenshöhe von 100 Millionen Euro. Diese Richtlinien seien bislang allerdings nicht zur Anwendung gekommen.

Familien erhalten weiterhin Soforthilfe von bis zu 2500 Euro und Einzelpersonen 500 Euro, um verloren gegangene Dinge des täglichen Bedarfs zu ersetzen. Kleine Gewerbebetriebe bekommen wie bisher bis zu 5000 Euro Soforthilfe vom Land. Wenn sie den Schaden nicht nachweisen können, genügt es nun, dass sie ihn bei der Antragstellung glaubhaft machen.

In Braunsbach werden sich zum Jahrestag der Katastrophe wie in den vergangenen Jahren Menschen zum Gedenken versammeln. „Solange ich Bürgermeister bin, will ich das auf jeden Fall immer machen.“ Über seine Erlebnisse an jenen Tag vor drei Jahren hat Harsch nun auch ein Buch geschrieben. „Die Sturzflut“ soll zum Jahrestag erscheinen.

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Erstellt:
26. Mai 2019, 10:08 Uhr

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