Druck auf Walter nimmt zu: VfB vor wegweisendem Spiel

dpa/lsw Stuttgart. Tim Walter ist ein energiegeladener, manchmal impulsiver Trainer. In der sportlichen Krise des VfB Stuttgart aber bleibt der Coach besonnen. Trotzdem weiß er, dass es jetzt nur noch auf Ergebnisse ankommt. Spurlos geht die ganze Situation an ihm nicht vorbei.

Stuttgarts Trainer Tim Walter. Foto: Tom Weller/dpa/Archivbild

Stuttgarts Trainer Tim Walter. Foto: Tom Weller/dpa/Archivbild

Er war nicht unruhig. Es war Tim Walter auch nicht anzusehen, dass der VfB Stuttgart sich gerade in einer unbequemen sportlichen Situation befindet. Der Trainer rutschte weder nervös auf seinem Stuhl hin und her, noch flüchtete er sich in Phrasen oder formulierte irgendwelche Kampfansagen. Im Gegenteil. Vor dem für die Schwaben enorm bedeutsamen Spiel am Montag (20.30 Uhr/Sky) gegen den 1. FC Nürnberg redete der 44-Jährige ruhig und klar. Er versuchte aber auch nicht den Eindruck zu erwecken, als würde ihn die Krise des Fußball-Zweitligisten nicht tangieren.

„Dass Rufe aufkommen ist auch normal, weil wir nicht die Ergebnisse liefern, die alle gerne hätten“, sagte er am Freitag nach fünf Niederlagen aus den jüngsten sieben Partien in der 2. Liga. Er meinte damit die zunehmende Unruhe im kritischen Umfeld des VfB. Auch die Diskussionen um ihn selbst nahmen spätestens nach dem 1:2 beim SV Sandhausen am vergangenen Wochenende Fahrt auf. Der Trainer spürt, dass der Druck größer wird. „Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, ich finde das alles toll. Auf der anderen Seite gibt es den Spaß am Beruf, und das versuche ich auszustrahlen.“

Dass die Situation der Stuttgarter eine gefährliche ist, dürfte aber auch ihm klar sein. Sollte es auch gegen die in der Liga seit sieben Spielen sieglosen Nürnberger eine Niederlage geben, könnte der VfB noch vor der Winterpause bedenklich vom angepeilten Express-Weg zurück in die Bundesliga abkommen. Trotz des stärksten, breitesten und teuersten Kaders der 2. Liga. Und trotz der sportlichen Komplett-Transformation unter Walter, Sportdirektor Sven Mislintat und Vorstandschef Thomas Hitzlsperger. Spätestens eine Beurlaubung Walters wäre das Eingeständnis eines frühen Scheiterns auf dem im Sommer eingeschlagenen Pfad.

Noch ist es aber längst nicht soweit. Öffentlich hat keiner der Bosse den Trainer angezählt. Walter selbst sagte am Freitag, dass er die Rückendeckung seiner Vorgesetzten spüre. Trotzdem erwarten auch Mislintat und Hitzlsperger nun Ergebnisse. Sie hatten Walter damals vom Liga-Rivalen Holstein Kiel verpflichtet, damit er dem VfB ein neues, offensives, risikofreudiges Spielsystem verpasst. Bisher überzeugte dieses System meist nur in seiner Einzigartigkeit. „Wir können nicht nur immer davon reden, viel den Ball zu haben, sondern wir müssen auch die nötigen Ergebnisse erzielen“, sagte Mislintat zuletzt.

Auch Walter weiß, worauf es jetzt ankommt, unabhängig davon, dass er erst vergleichsweise wenig Erfahrung als Trainer im Profifußball gesammelt hat. Sein Verteidiger Holger Badstuber forderte über die sozialen Netzwerke neun Punkte aus den verbleibenden drei Spielen vor der Winterpause. Dieses Geschenk würde auch der Trainer den Fans am liebsten unter den Weihnachtsbaum legen. Am meisten dürfte aber Walter selbst sich darüber freuen.

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Erstellt:
6. Dezember 2019, 14:46 Uhr

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