Druck machen für den Murrbahnausbau

Das neue Gutachten, das die Wirtschaftlichkeit einer zweigleisigen Bahnstrecke zwischen Backnang und Schwäbisch Hall-Hessental belegen soll, macht den Anrainern im Murrtal Mut. Noch in diesem Jahr wollen sie im Bundesverkehrsministerium einen neuen Vorstoß wagen.

Bislang sind auf der Murrbahn nur Nahverkehrszüge unterwegs, für eine zusätzliche Intercityverbindung reicht die Kapazität der Strecke nicht aus. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Bislang sind auf der Murrbahn nur Nahverkehrszüge unterwegs, für eine zusätzliche Intercityverbindung reicht die Kapazität der Strecke nicht aus. Foto: A. Becher

Von Kornelius Fritz

Backnang/Murrhardt. Nach jahrelanger Funkstille wollen die Kommunen entlang der Murrbahnstrecke zwischen Stuttgart und Nürnberg die Diskussion über einen Ausbau der eingleisigen Abschnitte wieder in Schwung bringen. Die Interessengemeinschaft (IG) Schienenkorridor Stuttgart– Nürnberg, in der sich die betroffenen Städte, Landkreise und Regionen sowie die Industrie- und Handelskammern zusammengeschlossen haben, hat dafür ein Gutachten in Auftrag gegeben (wir berichteten).

Darin kommen die Experten des international tätigen Ingenieurbüros Ramboll aus Hamburg zum Ergebnis, dass das Nutzen-Kosten-Verhältnis eines zweigleisigen Ausbaus der Abschnitte zwischen Backnang und Oppenweiler sowie zwischen Sulzbach an der Murr und Gaildorf-West positiv wäre. Das Bahnprojekt mit einem geschätzten Investitionsvolumen von 313 Millionen Euro wäre demnach wirtschaftlich.

18 Zwischenstopps zwischenStuttgart und Nürnberg

Bei der jüngsten Sitzung des Murrtal-Verkehrsverbands, die wegen der Coronapandemie digital stattfand, erläuterte Ralf Jugelt vom Büro Ramboll die Ergebnisse der Studie. Aktuell, so Jugelt, sei die Bahnverbindung mit dem Regionalexpress über Backnang, Crailsheim und Ansbach eine „Bummelbahn“. Die Fahrzeit von Stuttgart nach Nürnberg beträgt auf dieser Strecke
zwei Stunden und 23 Minuten, unterwegs hält der Zug stolze 18-mal. Für Pendler, die weitere Strecken zurücklegen müssen, sei die Verbindung deshalb unattraktiv: „Das Potenzial wird nicht ausgeschöpft“, so der Experte. Ziel müsse es sein, die Fahrzeit im Fernverkehr auf unter zwei Stunden zu verkürzen, ohne dabei die wichtigen Verbindungen im Nahverkehr zu verlangsamen.

Dafür brauche es eine regelmäßige Intercityverbindung auf der Murrbahnstrecke, idealerweise stündlich, zumindest aber alle zwei Stunden. Mit der bestehenden Infrastruktur ist das aber nicht machbar, weshalb Jugelt und seine Kollegen verschiedene „Planfälle“ für einen möglichen Ausbau durchgerechnet haben. Die favorisierte Variante sieht neben dem zweigleisigen Ausbau der beiden Teilstrecken inklusive zweier Tunnel auch die Einführung einer digitalen Leit- und Steuerungstechnik vor. Diese wird laut Jugelt sowohl im Großraum Stuttgart als auch in der Region Nürnberg ohnehin bis 2035 eingeführt und ermöglicht es, dass die Züge künftig weitgehend automatisiert fahren, der Lokführer muss dann nur noch im Störungsfall eingreifen. Stünde diese Technik auf der gesamten Murrbahnstrecke zur Verfügung, ließe sich die Reisezeit von Stuttgart nach Nürnberg laut Gutachten auf eine Stunde und 58 Minuten reduzieren. Das Fazit des Bahnexperten: „Wenn wir die Verkehrswende schaffen wollen, sollten diese Maßnahmen umgesetzt werden.“

Im Januar sollen die Ergebnissedem Bund präsentiert werden

Diese Einschätzung teilen auch die Auftraggeber der Studie. „Das ist ein sehr positives Ergebnis, die Investitionskosten sollten uns nicht abschrecken“, sagte der Vorsitzende der IG Schienenkorridor, der Schwäbisch Haller Landrat Gerhard Bauer. Wobei es sich bei den Kosten nur um eine Schätzung handelt. Um sie genauer zu beziffern, wären weitere Untersuchungen nötig.

Die Mitglieder des Murrtal-Verkehrsverbands und der IG Schienenkorridor sind aber zuversichtlich, dass sie beim Bund, der den Ausbau letztlich finanzieren müsste, mit dem neuen Gutachten Gehör finden werden. Noch vor Weihnachten wollen sie die Ergebnisse zusammen mit einem Positionspapier nach Berlin schicken. Ende Januar soll dieses dann auch noch persönlich im Verkehrsministerium präsentiert werden.

„Hoffen wir, dass wir schnell weiterkommen“, sagte Gerhard Bauer bei der Verbandsversammlung. Wobei „schnell“ in diesem Fall ein relativer Begriff ist, denn vor einem Ausbau der Bahnstrecke wäre in jedem Fall noch ein sogenanntes Planfeststellungsverfahren nötig, und das dauert erfahrungsgemäß mehrere Jahre.

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Erstellt:
7. Dezember 2021, 06:00 Uhr

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