Dünger-Katastrophe vor fünf Jahren schädigt Jagst bis heute

dpa/lsw Kirchberg/Jagst. Vermutlich aus Unachtsamkeit entstand 2015 am Fluss Jagst ein Brand. Mit dem Löschwasser floss giftiges Düngemittel in den Fluss - die Fische starben tonnenweise. Noch längst sind nicht wieder alle Arten zurückgekehrt.

Freiwillige Helfer sammeln in der Jagst tote Fische. Foto: Uwe Anspach/dpa/Archivbild

Freiwillige Helfer sammeln in der Jagst tote Fische. Foto: Uwe Anspach/dpa/Archivbild

Wo sich einst 28 verschiedene Fischarten im Wasser tummelten, sind heute nur zwölf zu entdecken: Nach dem Düngeunfall an der Jagst (Landkreis Schwäbisch Hall) vor fünf Jahren hat sich das Gewässer noch nicht wieder erholt. Die Untersuchungen der vergangenen Jahre hätten einen Artenverlust von mehr als 50 Prozent ergeben, heißt es beim Südwestableger des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu).

„Ich habe noch immer die Container mit den toten Fischen vor Augen, darunter so viele Großfische“, entsinnt sich Bruno Fischer, Vorsitzender des Nabu Kirchberg/Jagst und selbst aktiver Angler. Er war nach dem Brand als einer der ersten zur Stelle und begleitete die Bergungsarbeiten. Seine Prognose damals: „Es wird 20 Jahre dauern, bis sich die Jagst erholt.“ Eine Untersuchung Anfang August bestätigte seine Befürchtungen - lediglich zwölf Arten sind zurück.

Schuld daran ist den Naturschützern zufolge nicht nur der tragische Brand einer Mühle im Jahr 2015, bei dem das Löschwasser giftiges Düngemittel mit Ammoniumnitrat in die Jagst spülte und die vielen Fische starben. Die fortlaufende Überdüngung spiele ebenfalls eine große Rolle, sagt Fischer. Zu viel Stickstoff im Wasser befördere das Algenwachstum und entziehe dem Wasser und seinen Lebewesen Sauerstoff.

„Das Gleichgewicht ist dahin“, sagt Fischer. „Es gibt kaum mehr jagsttypische Arten wie Nase oder Barbe.“ Dafür hätten sich die karpfenartigen Döbel stark vermehrt - sie aber fräßen viel zu viele Kleinfische.

Das Land Baden-Württemberg hatte das Aktionsprogramm Jagst nach dem Unglück mit 14 Millionen Euro ausgestattet, Ufer wurden renaturiert, Kiesinseln aufgeschüttet und Eisvogelsteilwände angelegt. Dennoch kommt die Gesundung des Flusses nur langsam voran. Nun soll ein Schweinestall in der Nähe erweitert werden, kritisieren die Umweltschützer. Das sehe man im Umfeld des belasteten Flusses sehr kritisch.

Zum Artikel

Erstellt:
20. August 2020, 14:44 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen