Instant Payment

Echtzeitüberweisung: Gewinn und Risiko

Die Geldinstitute müssen künftig ihren Kunden den Geldversand binnen Sekunden ermöglichen. Zumindest Sparkassen und Commerzbank zeigen sich vorbereitet. Doch es gibt einen Haken.

Ein Relikt der Vergangenheit: der Überweisungsschein. Mittlerweile dauert es nur noch Sekunden, bis das Geld beim Empfänger gelandet ist.

© Fabian Sommer/dpa

Ein Relikt der Vergangenheit: der Überweisungsschein. Mittlerweile dauert es nur noch Sekunden, bis das Geld beim Empfänger gelandet ist.

Von Matthias Schiermeyer

Schon seit dem 9. Januar müssen die Banken im Euro-Zahlungsverkehrsraum (SEPA) ihren Kunden den Empfang von Echtzeit-Überweisungen ermöglichen. Werden klassische Zahlungskonten angeboten, kommt zum 9. Oktober laut einer EU-Verordnung die Pflicht hinzu, den Geldversand in Echtzeit anzubieten. Das „Instant Payment“ gilt als ein rasant wachsender Markt.

Was bringt Instant Payment? Eine Echtzeitüberweisung ist jederzeit, an 365 Tagen im Jahr, möglich. Dabei wird das Geld innerhalb von zehn Sekunden auf dem Empfängerkonto gutgeschrieben. So lassen sich dringende Rechnungen auch am Wochenende fristgemäß begleichen. Der Absender sieht sofort, wenn die Transaktion ausgeführt wurde. Und wenn eine Echtzeitüberweisung an eine bestimmte IBAN autorisiert wurde, kann der Empfänger binnen Sekunden über den Betrag verfügen.

Online-Händler etwa erkennen sogleich den Zahlungseingang und können die Ware rascher versenden. Auch werden Einkäufe auf Reisen erleichtert, wenn gerade kein Bargeld zur Hand ist. Gemeinsame Ausgaben, etwa beim Restaurantbesuch, lassen sich sofort untereinander ausgleichen.

Sind die Banken vorbereitet? Zumindest die Sparkassen in Baden-Württemberg sind „bestens vorbereitet auf die neuen Echtzeitüberweisungen und starten pünktlich mit dem neuen Angebot“, sagte eine Sprecherin des Sparkassenverbands unserer Zeitung. Damit werde der Zahlungsverkehr leistungsfähiger und schneller.

„Jetzt, wo Echtzeitüberweisungen so breit verfügbar sind, gibt es neue Angebote für unsere Kundschaft.“ Das neue europäische Bezahlverfahren Wero zum Beispiel basiere auf Echtzeitüberweisungen. Aktuell könne man anderen Privatpersonen Geld zukommen lassen und brauche dafür etwa nur die Telefonnummer – zukünftig könne der Kunde damit auch im Internet bezahlen. Ein weiterer Vorteil: Terminüberweisungen ließen sich nicht nur für einen bestimmten Tag, sondern auch für eine Uhrzeit festlegen.

Welche Risiken bringt die Neuerung? Das Europäische Verbraucherzentrum (EVZ) weist auf Nachteile hin: Einmal bestätigt, lasse sich eine Echtzeitüberweisung praktisch nicht mehr stoppen. Bei klassischen SEPA-Überweisungen sei eine Rückholung schwierig, bei Instant Payment fast ausgeschlossen. „Dies könnten sich Betrüger zunutze machen.“ Laut einem Urteil des Landgerichts Frankenthal seien Banken nicht verpflichtet, eine vom Kunden autorisierte Echtzeitüberweisung zu erstatten, selbst wenn sie durch Betrug veranlasst wurde.

Die EU-Verordnung schreibt einen verpflichtenden Abgleich der IBAN des Kontoinhabers mit dem Empfängernamen vor. Dies gilt sowohl für Echtzeit- als auch für normale SEPA-Überweisungen – egal ob per Online-Banking, am Schalter oder am Selbstbedienungsterminal. Aus diesem Grunde seien Verbraucher „etwas besser vor bestimmten Betrugsmaschen geschützt“, sagt Karolina Wojtal, die Co-Leiterin des EVZ in Deutschland. Kriminelle Methoden wie ein Identitätsdiebstahl und in fremdem Namen eröffnete Empfängerkonten würden dadurch aber nicht verhindert.

So praktisch Echtzeitüberweisungen auch sind – Kunden sollten nur darauf zurückgreifen, wenn ihnen der Zahlungsempfänger eindeutig bekannt ist und wenn sie Warnhinweise der Bank nicht ignorieren. „Natürlich besteht die Gefahr, dass Betrüger diese schnelle Form des Geldtransfers auszunutzen versuchen“, meint auch die Sprecherin des Sparkassenverbands. Daher gelte weiterhin besondere Umsicht bei Geldforderungen: Sind sie berechtigt und ist der Empfänger derjenige, der er zu sein vorgibt?

Bei der Commerzbank werden Transaktionen laufend analysiert, um verdächtige Zahlungen rechtzeitig zu blockieren. Kunden können auch eigene Limits festlegen. Man habe sich intensiv auf die Umsetzung der EU-Verordnung vorbereitet, so die Sprecherin. „Wir sind gut gerüstet.“ Aus Erfahrung wisse man, dass es in solchen Fällen ein großes Informationsbedürfnis gebe; es würden umfangreiche Hinweise bereitgestellt.

Fallen für den Kunden Kosten an? Bei den Sparkassen seien die Preise für Echtzeitüberweisungen spätestens zum 9. Oktober die gleichen wie für die entsprechenden regulären SEPA-Überweisungen, heißt es. Da bei den meisten Kontomodellen digitale Euro-Überweisungen im EU-Zahlungsverkehrsraum im Preis inbegriffen seien, gelte das auch für Echtzeitüberweisungen. Generell sei Preis- und Produktpolitik Sache der jeweiligen Sparkasse. Kunden fänden die Konditionen im Preis-Leistungsverzeichnis.

Bei der Commerzbank seien Echtzeitüberweisungen seit dem Jahreswechsel für Privatkunden kostenlos, heißt es. Für geschäftliche Konten gelten dabei die gleichen Konditionen wie für SEPA-Überweisungen.

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Erstellt:
6. Oktober 2025, 17:02 Uhr

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