Ehetipps zwischen Braten und Rosen

Ehepaare feiern am Valentinstag mit Candle-Light-Dinner ihre Beziehung und bekommen Impulse von erfahrenem Referentenpaar

Mit dem Beziehungskonto ist es ähnlich wie mit dem Bankkonto: Es gibt Einzahlungen und Abbuchungen. Zwischen Rinderbraten und roten Rosen haben die 16 teilnehmenden Ehepaare beim dritten „Abend für die Ehe“ im Gemeindehaus Oberbrüden erfahren, wie sich verhindern lässt, dass das Ehekonto ins Minus rutscht – und zwar vom Referentenehepaar Christine und Georg Schubert, das seit 36 Jahren verheiratet ist.

Nicht nur der Leib kommt auf seine Kosten: Zwischen den Gängen gibt es Musik und Denkanstöße für ein gelingendes Eheleben. Foto: T. Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Nicht nur der Leib kommt auf seine Kosten: Zwischen den Gängen gibt es Musik und Denkanstöße für ein gelingendes Eheleben. Foto: T. Sellmaier

Von Nicola Scharpf

AUENWALD. Es ist Zufall, dass der dritte „Abend für die Ehe“, den die evangelische Kirchengemeinde Oberbrüden-Unterbrüden veranstaltet, auf den Valentinstag fällt. Dennoch haben sich Sabine und Andreas Hübl von Korb aus auf den Weg ins Gemeindehaus gemacht. „Normalerweise boykottieren wir den Valentinstag wegen des Kommerzes“, sagt Andreas Hübl. Er und seine Frau pflegen in ihrer 29 Jahre währenden Ehe die Einzahlungen auf ihr Beziehungskonto unabhängig vom Tag der Liebenden zu leisten. An ihrem festlich gedeckten Tisch zwischen Rosenblättern und Kerzenschein zu sitzen und ihre Ehe zu feiern, genießen die beiden dann doch – ebenso wie die anderen 15 Ehepaare, die ihrer Partnerschaft mit dem viergängigen Candle-Light-Dinner etwas Gutes gönnen.

Zwischen Flädlesuppe und Blattsalat, zwischen Rinderbraten und Apfelgrütze kommt nicht nur der Magen auf seine Kosten. Die Zeit zwischen den Gängen gehört sowohl Maik Bäßler und Claudia Göltenboth, die mit Klavier- und Violinklängen verwöhnen, als auch dem Ehepaar Christine und Georg Schubert. Die Sozialpädagogin und der Mentor sowie langjährige Mitarbeiter bei „Jugend mit einer Mission“ aus der Nähe von Rothenburg ob der Tauber sind seit vielen Jahren als Beziehungstrainer und Eheberater tätig. „Mit einem Plus auf dem Beziehungskonto lebt’s sich leichter“ haben die beiden ihren gemeinsamen Vortrag genannt. Sie vergleichen das Partnerschaftskonto mit dem Girokonto: Es gibt Einzahlungen – zum Beispiel den Lohn – und Abbuchungen. Auf jeden Fall behält man seinen Kontostand immer im Auge, weil Überziehungszinsen teuer sind. „Auf dem Beziehungskonto merkt man den Stand an der Atmosphäre“, sagt die 64-Jährige. „Wenn es in den roten Bereich geht, wird es frostig, aggressiv oder vorwurfsvoll.“ Durch die Anforderungen und Verpflichtungen des Alltags entstehe Stress und Druck. „Viele Abbuchungen sind da vorprogrammiert.“ Das Ehepaar, seit 36 Jahren verheiratet, vier erwachsene Kinder und drei Enkel, stellt die Frage in den Raum: Wie halten wir das Konto im Plus? Anders als beim Bankkonto kommt es bei den Einzahlungen auf das Beziehungskonto nicht auf deren Geldwert an. „Was beiden Partnern guttut, gibt ein Guthaben auf dem Konto. Das ist gar nicht so kompliziert. Es sind kleine, stetige Einzahlungen, die Vertrautheit und emotionale Nähe schaffen.“ Es gehe um liebevolle Gedanken, Anerkennung zu zeigen, Danke zu sagen, die Dinge nicht selbstverständlich zu nehmen. „Der Partner ist etwas Kostbares und nicht wie ein Möbelstück“, berichtet Georg Schubert aus seiner Erfahrung. Einander die Seele zu öffnen, sei wichtig, damit der jeweils andere kennenlernen könne, was im Partner lebe. „Und der andere muss gut zuhören und wertschätzen, was der Partner sagt.“ So könnten Konflikte, wenn sie gelöst werden, sogar vom Minus zum Plus auf dem Konto werden.

Viele der Paare an diesem Abend haben ähnlich langjährige Eheerfahrung wie die Referenten. Beim Anstehen am Buffet entstehen Gespräche von Paar zu Paar – über das, wie Familie „funktioniert“ und ähnlich Vertrauliches. An den Tischen tauschen sich die Ehepartner aus. Nur ein Paar sitzt sich den Großteil des Abends schweigend gegenüber. „Die Paare machen alle einen ausgeglichenen Eindruck“, findet Andreas Hübl aus Korb. Diejenigen, die Nachhilfe in Sachen Eheleben nötig hätten, seien wohl nicht gekommen.

Das ist auch gar nicht Zweck des Abends, bei dem es vielmehr um den gemeinsamen Genuss der Zweisamkeit geht. „Man beschäftigt sich mit seiner Ehe“, hebt Christine Heller hervor. Die Weissacherin hat ihren Mann Holger, mit dem sie seit 23 Jahren verheiratet ist, mit dem Candle-Light-Dinner inklusive Impulsvortrag überrascht. Erst im Auto auf der Fahrt nach Oberbrüden hat er von der Abendgestaltung erfahren und war gleich neugierig, welche Impulse er wohl bekommen würde. Dem, worüber Christine und Georg Schubert referieren, stimmen die meisten Ehepaare zu. Roland und Rosemarie Schlichenmaier zum Beispiel feiern in 14 Tagen ihre goldene Hochzeit. In fast 50 Jahren Ehe hat der Vorsitzende des Brüdener Kirchengemeinderats gelernt: Er und seine Frau gehen abends nie im Streit ins Bett. Die beiden verabschieden sich immer voneinander, auch wenn man nur für eine Stunde fortgeht. „In den Tiefen zeigt sich, ob die Liebe echt ist.“ Und: Die beiden sagen sich zwei- bis dreimal pro Woche „Ich liebe dich“. An diesem Abend stoßen sie mit Rotwein aufeinander an. Offensichtlich pflegen sie das, was die Referenten den „Lebensstil der Liebe“ nennen: „Liebe kann man nicht fordern, sondern nur geben.“

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Erstellt:
17. Februar 2020, 06:00 Uhr

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