Ein Beruf im Wandel: Der Wagner

Vom Güterbahnhof zum Galgenberg: Einblicke in das Archiv des Backnangers Peter Wolf mit historischen Fotos

Betriebsgelände der Backnanger Firma Knapp im Vordergrund.

Betriebsgelände der Backnanger Firma Knapp im Vordergrund.

Von Ingrid Knack

BACKNANG. Jakob Knapp aus Billensbach im Oberamt Marbach gehörte einer sehr alten Zunft an: Er war Wagner, in manchen Regionen wurden die Angehörigen dieses Berufszweigs auch als Stellmacher bezeichnet. Wagner stellten (Lasten-)Wagen, (Hand-)Karren, Räder, Fuhrwerke beziehungsweise Karosserien für Kutschen oder landwirtschaftliche Geräte aus Holz unterschiedlicher Art her. „Der Wagner war der KFZ-Mechaniker des Mittelalters“, ist auf der Homepage Mittelaltergazette zu lesen. Am 1. April 1930 wurde der Stellmacherbetrieb von Jakob Knapp in die Handwerksrolle eingetragen. Jakob Knapp ist ein gutes Beispiel für Angehörige dieses Berufs, die sich Anfang des vergangenen Jahrhunderts aufgrund des Wandels in der Arbeitswelt mit neuen Aufgabenstellungen auseinandersetzen mussten. Viele Wagner wechselten damals zum Fahrzeugbau.

1894 erwarb Wagnermeister Jakob Knapp nach den Beschreibungen im Backnang-Lexikon einen Teil des Gebäudes Steinbacher Straße 10 (ab 1929: Eugen-Adolff-Straße 10) in Backnang und betrieb darin eine Werkstatt. Auch Knapps Söhne Wilhelm und Adolf stiegen später in das Unternehmen ein. Dieses spezialisierte sich auf den Bau von Fahrerhäusern und Sonderaufbauten und produzierte vorwiegend für die Maschinenbaufirma Kaelble. „1948/49 errichtete man in der Maubacher Straße 23 (heute: Blumenstraße 14) eine neue Werkanlage. 1959 stieg Werner Krumm mit in das Unternehmen ein, das Anfang der 1960er-Jahre über 50 Mitarbeiter hatte. Nach der Schließung der Firma Kaelble musste sich das Unternehmen, das ab 1994 von Werner Krumm und seinem Sohn Eberhard geführt wurde, neue Betätigungsfelder suchen und stellte in Zusammenarbeit mit anderen Firmen unter anderem Omnibusse und landwirtschaftliche Nutzfahrzeuge her. 2004 wurde das Traditionsunternehmen zunächst geschlossen, dann unter dem neuen Namen SH Kabinen- und Karosseriebau GmbH am selben Standort weiterbetrieben. 2011 übernahm die Zagro Group in Bad Rappenau, die zunächst unter dem Namen SHZ Kabinen- und Karosseriebau GmbH in Backnang weiterproduzierte. 2013 erfolgte die Verlagerung nach Mosbach.“

Auf einem Bild, das der Backnanger Hobbyhistoriker Peter Wolf von Eberhard Krumm zur Verfügung gestellt bekam, ist Jakob Knapp, ein stattlicher Mann mit einem ausgeprägten Schnauzbart, mit einem Karren zu sehen, auf dem sich ein Boot befindet. Die Aufnahme wurde im Bereich der alten Eugen-Adolff-Straße aufgenommen, im Hintergrund befindet sich die Bahnlinie. Die Häuser indes gehören ganz und gar der Vergangenheit an. Kein Stein steht heute mehr auf dem anderen.

Wagner Jakob Knapp mit dem charakteristischen Schnauzbart bei der Arbeit. Das Bild ist um 1940 entstanden. Repros P. Wolf

Wagner Jakob Knapp mit dem charakteristischen Schnauzbart bei der Arbeit. Das Bild ist um 1940 entstanden. Repros P. Wolf

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Erstellt:
24. April 2020, 16:00 Uhr

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