Ein grünes Signal für die Windkraft

Stadtverwaltung befürwortet neue Standorte nordöstlich des bereits bestehenden Windrads Welzheim

Ein Vogel hat die Windkraftpläne beim Aichstruter Wasserturm ausgebremst. Foto: M. Metzger

Ein Vogel hat die Windkraftpläne beim Aichstruter Wasserturm ausgebremst. Foto: M. Metzger

Von Rainer Stütz



WELZHEIM. Es gibt ein Windrad im Welzheimer Wald. Beim Aichstruter Wasserturm. Nach heutigen Maßstäben dürfte es dort nicht mehr genehmigt werden. Es hat allerdings Bestandsschutz, bis es zusammenfällt. Dennoch steht die Stadt Welzheim zur Energiewende und zur Windkraft und befürwortet die Ausweisung einer Vorrangfläche im benachbarten Waldgebiet in Richtung Hellershof. Dazu muss aber für diesen Bereich zunächst einmal der Landschaftsschutz aufgehoben werden.

Brutreviere von Rotmilanen wurden entdeckt

Die Entscheidung des Welzheimer Gemeinderats für die „Windvorrangfläche Aichstruter Wasserturm“ wertet Bürgermeister Thomas Bernlöhr als klares Signal der Stadt für die Windkraft. „Das werde ich nach außen auch so vertreten.“ Im nächsten Jahr will das Waiblinger Landratsamt die Verordnung für das Landschaftsschutzgebiet fortschreiben. Dies ist dann die Gelegenheit, das Vorranggebiet herauszunehmen und somit die Möglichkeit zu schaffen, dass dort Windkraftanlagen beantragt werden können. Ob sie dann genehmigt werden, steht allerdings auf einem anderen Blatt und bleibt abzuwarten.

Bei benachbarten Flächen in diesem Bereich wurden Brutreviere von Rotmilanen entdeckt. Ein K.-o.-Befund für jede Windkraftanlage. Aus artenschutzrechtlichen Gründen werden Anlagen in Brutgebieten des Rotmilans grundsätzlich nicht genehmigt. Das erste Windrad im Rems-Murr-Kreis überhaupt war im Dezember 2004 aufgestellt worden. Windräder, die in unserer Region jetzt errichtet werden, sind in der Regel doppelt so hoch. Die Bürgerwind Welzheim GmbH&Co.KG hatte nach siebenjährigen Bemühungen die Genehmigung für das erste Windrad erhalten. Weitere Initiativen in den vergangenen Jahren, zusätzliche Windräder aufzustellen, sind bislang gescheitert. Nach einer Veranstaltung zur Energiewende im Jahre 1997 hatte sich spontan eine Gruppe gebildet, um ein Windrad in Welzheim zu bauen. Im Dezember 2004, kurz vor Weihnachten, stand das Windrad schließlich. Die Nabenhöhe beträgt 70 Meter, es hat drei Rotoren mit einem Durchmesser von 54 Metern. Finanziert wurde das Projekt von der Bürgerwind GmbH mit damals 58 Gesellschaftern, die ein Darlehen von knapp einer Million aufnahmen. Am überzeugendsten sind für die Initiatoren der Anlage der Marke Fuhrländer die Erträge.

Seit mittlerweile 15 Jahren produziert das Windrad zuverlässig Strom: rund 800000 Kilowattstunden jährlich – so viel also, wie 250 Haushalte im Schnitt verbrauchen. Weder hat es in dieser Zeit Beschwerden wegen Infraschall gegeben, noch sind nach Angaben von Bürgerwind Rotmilane – die in der nahen Umgebung nisten – an den Rotoren verendet. Und erst recht kann keine Rede davon sein, dass es sich hier im angeblich so windschwachen Ländle um keine rentable Form der Stromerzeugung handelt.

Hätte man die Vorreiter von Bürgerwind damals machen lassen wie geplant, wäre die Anlage mit einer Höhe von 100 Metern gebaut worden, so hätte damit noch mehr Strom produziert werden können. 30 Prozent, um genau zu sein. Doch die zuständige Mitarbeiterin des Landratsamts hat das als „Monsteranlage“ abgelehnt. Ohnehin wurde Bürgerwind in den Anfangsjahren viel Wind ins Gesicht geblasen. Nur mithilfe eines Anwalts hat die Anlage überhaupt eine Genehmigung erhalten. Rund 30 Jahre beträgt realistischerweise die Lebensdauer eines Windrads. Die Fuhrländer FL 1000 in Welzheim hat also demnächst ihre Lebensmitte erreicht. Ob in 15 Jahren ein Ersatz kommen wird, ist derzeit mehr als fraglich. Ein Vogel hat bisher die Windkraftpläne beim Aichstruter Wasserturm ausgebremst.

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Erstellt:
11. Dezember 2019, 16:00 Uhr

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