Beste Freunde - im Himmel wie auf Erden

Ein Himmel ohne Tiere? Das wäre armselig und unlogisch

Kommen nur Menschen ins Jenseits? Der katholische Theologe Gregor Taxacher hat daran Zweifel. Und kritisiert die Kirchen beim Umgang mit dem Thema. Schon Martin Luther glaubte, dass sein Hund ins Paradies kommt.

Tiere im Bett? Muss man mögen! Tiere im Himmel? Kann gar nichts anders ein!

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Tiere im Bett? Muss man mögen! Tiere im Himmel? Kann gar nichts anders ein!

Von Markus Brauer/KNA

Tiere können denken, fühlen und empfinden. Sie verfügen über Emotionalität, Erkenntnisvermögen, ein komplexes soziales Zusammenleben und echte Lernfähigkeit. Sie empfinden Freude und Trauer, sie nehmen Zuwendung und Schmerzen wahr, sie können Liebe empfangen und Liebe schenken.

Wenn Tiere in freier Wildbahn spüren, dass ihr physisches Ende naht, ziehen sich zurück. Instinktiv wollen sie sich und ihre Artgenossen vor Feinden schützen. Auch eine Hauskatze oder ein Hund wird ähnliches empfinden. Sie bereiten sich auf das Sterben vor. Nicht in Panik und Todesangst, sondern in der Gewissheit, dass ihre Zeit gekommen ist und sie gehen müssen.

Kommen auch Tiere in den Himmel?

„Resurrexit a mortuis“ – Auferstehung von den Toten? Eine kindliche Vorstellung, dass Tiere im Jenseits weiterleben. Auch Erwachsene glauben an einen Tierhimmel und dass Tiere eine Seele haben. Die Hoffnung, dass mit dem Tod nicht alles aus sei, tröstet sie über den großen Verlust hinweg.

Selbst überzeugte Atheisten wie der chilenische Lyriker und Literaturnobelpreisträger Pablo Neruda (1904-1973) bekennt in seinem Gedicht „Mein Hund ist gestorben“: „Und ich, Materialist, der nicht daran glaubt, dass es den verheißenen himmlischen Himmel für irgendeinen Menschen gibt, glaube für diesen Hund oder für jeden Hund an den Himmel, ja, ich glaube an einen Himmel, in den ich nicht komme, doch wo er mich erwartet.“

Der Sozialpsychologe Reinhold Bergler (1929-2017) hatte solchen Vorstellungen stets widersprochen: Die Idee eines Tierhimmels sei bloß Projektion einer „fast schon abgöttischen Beziehung zwischen Mensch und Tier. Hier liegt eine radikale Vermenschlichung von Tieren vor.“

Gefühlsduselei oder Totenkult?

Jenseitsglaube und Totenkult ums Tier als Gipfel der Gefühlsduselei? Es gebe keinen Grund nicht anzunehmen, dass Tiere in den Himmel kommen, betont der österreichische Biologe und Verhaltensforscher Kurt Kotrschal. „Wenn ich an die Seele und an den Himmel glaube, dann gibt es keinen Grund, dass wir Menschen dahin kommen, Hunde und Katzen aber nicht.“

Der Schweizer Theologe und Kapuzinermönch Anton Rotzetter (1939-2016), Mitbegründer des Instituts für Theologische Zoologie in Münster, hält es für „überholtes Denken“ zu glauben, die Ewigkeit sei für den Homo sapiens reserviert. „Warum sollte Gott etwas erschaffen, was er dann wieder vernichtet. Was Gott erschafft, bleibt. Sonne und Mond, Mensch und Tier – alles bleibt.“

Keine Idee von „spinnerten Öko-Theologen“

Dass nur Menschen in den Himmel kommen können, hält auch der katholische Theologe Gregor Taxacher für unlogisch. Die Vorstellung von einem Paradies, „in dem nur Millionen und Abermilliarden von erweckten Homo sapiens sind“, ist seines Erachtens zu einseitig und theologisch nicht zwingend.

Die Vorstellung, dass es für alle Geschöpfe einen Platz im Jenseits gebe, sei keine Idee von „spinnerten Öko-Theologen“, sondern schon Martin Luther habe fest daran geglaubt, dass sein Hund in den Himmel komme.

Vollendeter Schöpfung nur mit Himmel für Tiere

„Ich würde statt von ewigem Leben von vollendeter Schöpfung sprechen, und warum sollte Gott nur uns da rausfischen, wenn alles seine Schöpfung ist?“,erklärt Taxacher, der am Institut für katholische Theologie der TU Dortmund lehrt.

Gott habe sich nach der Schöpfungsgeschichte tagelang Gedanken darüber gemacht, wie er Pflanzen und Tiere erschaffe und erst am sechsten Tag dann den Menschen. „Hat er das alles gemacht, weil es ihm am Ende nur um diese eine Sorte geht? Das glaube ich nicht.“

Kritik am Umgang der Kirchen mit dem Thema

Taxacher kritisierte, die Kirchen legten bei dem Thema vielfach eine Zurückhaltung an den Tag, die manchmal „sogar fast passiv-aggressiv“ sei. „Dass wir für Tiere hoffen dürfen, dass sie bei der Vollendung der Schöpfung irgendwie einen Platz haben, das wird vielfach so als vollkommen naiv abgetan.“

Er halte es für falsch, wenn etwa die Frage nach einer Beerdigung für Haustiere als etwas abgewiesen werde, was überhaupt nicht christlich sein dürfe. Er habe auch den Eindruck, dass die kirchliche Jenseitsverkündigung „so unglaubwürdig geworden ist, weil sie so sublimiert ist“.

Liebgewonnene Tiere kommen in den Himmel

Auch der Passauer Bischof Stefan Oster macht Tierbesitzern Hoffnung, dass sie ihre Lieblinge nach dem Tod wiedersehen werden. Oft fragten ihn Kinder, wenn ihr Haustier gestorben sei, ob etwa die Katze in den Himmel komme, so Oster.

Er sage dann: „Wenn Du sie wirklich gerne gehabt hast – dann glaube ich, ist sie dabei. Dann hast Du sie mit in den Himmel hineingeliebt. Denn der Himmel ist der Ort, in dem die Liebe regiert.“

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Erstellt:
23. Oktober 2025, 12:50 Uhr

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