Ein Lichtblick zum Ausklang des Jahres

Von Steffen Grün

Die Krankheit, die als Pandemie die ganze Welt im Würgegriff hat, erwischte zu einem recht frühen Zeitpunkt auch Falko Dröge. Der Frontmann des Lauftreffs Lockerer Haufen, in dem sich vor allem ehemalige Laufend-BKZ-Teilnehmer versammelt haben, hat Corona überstanden, doch dabei blieb es nicht. Eine Zehen-OP und ein Außenbandriss kamen dazu. „Es ist einfach nicht mein Jahr.“ Der 51-Jährige lässt sich davon aber nicht nachhaltig aus der Bahn werfen. Auch die Laufschuhe schnürt er mittlerweile wieder. Er ist einer der Sonntagsläufer seiner Truppe, „die alleine oder zu zweit unterwegs sind. Manchmal begegnet man sich und grüßt sich im Vorbeilaufen freundlich.“

Mehr ist derzeit nicht erlaubt und daran dürfte sich auch in den ersten Wochen des neuen Jahres nichts ändern, doch Dröge denkt bereits ein Stück weiter. Er hofft, dass seine Mitstreiter wie nach dem ersten Lockdown im Frühling rasch wieder beim wöchentlichen Treffen aufkreuzen, denn „es ist schön, einen festen Termin zu haben und nette Leute zu treffen“. Seiner Befürchtung, dass diejenigen, die in der Krise kaum gelaufen sind, eine Hemmschwelle verspüren könnten, will er aktiv begegnen. Er plant eine Wiedereinsteigergruppe, denn „bei uns soll jeder in dem Tempo laufen können, das seiner aktuellen Form entspricht. Wir wollen nicht, dass die einen ausgebremst werden oder die anderen hinterherhecheln müssen.“

Auf dem Wunschzettel von Falko Dröge steht für 2021 auch, dass es wieder Wettkämpfe geben möge. Fehlen sie wie im zu Ende gehenden Jahr, „sinkt die Motivation, zumindest geht es mir so“. Die Folge: Abgesehen von seiner sonntäglichen Runde setzte er sich trotz der vielen schönen Routen rund um seinen Wohnort Oppenweiler lieber vier-, fünfmal pro Woche „in der warmen Stube auf den Hometrainer“, statt sich mit adäquaten Klamotten sowie einer Stirnlampe in die Kälte und in die Dunkelheit zu wagen. Ein Beispiel könnte er sich aus dem Kreis seines Lauftreffs an Simone Quittkat nehmen, die aus einem anderen Holz geschnitzt ist. Sie ist regelmäßig auch im Winter abends unterwegs, nicht selten auf der Silvesterlaufrunde in Backnangs Innenstadt. Auf die gewohnte Kumpanin muss die 49-Jährige aus Verletzungsgründen derzeit verzichten, doch dafür ist nun häufiger ihr Mann an ihrer Seite. Das Duo überlegt, zusammen den virtuellen Silvesterlauf in Angriff zu nehmen, wie es wohl einige weitere Vertreter des Lockeren Haufens tun werden. „Ich finde es klasse, dass es eine solche Veranstaltung gibt“, dankt Falko Dröge den Machern, auf die er große Stücke hält. „Es hätte mich auch gewundert, wenn sie sich nichts hätten einfallen lassen.“

Froh über das Angebot ist auch Matthias Nothstein. Ihm fehlen die Wettkämpfe, „um an die Grenzen oder darüber hinaus zu gehen“. Der Vorsitzende der Murrtal-Runners hat in der Coronakrise „drei Kilo zugelegt und derzeit große Mühe, einen Sechsminutenschnitt pro Kilometer hinzukriegen“. Die leichte Formkrise erklärt er sich vor allem damit, dass dieses Jahr die Ultraläufe ausgefallen sind und deshalb auch die als Vorbereitung unbedingt erforderlichen langen Trainingseinheiten des Öfteren gestrichen wurden. Sonst seien er und seine Mitstreiter sonntags immer wieder nachts um 4 Uhr zu 30-Kilometer-Touren aufgebrochen, „um rechtzeitig am Frühstückstisch zu sitzen, damit die Familie auch noch etwas von einem hat“. Derzeit fallen die Runden in der Dunkelheit eher klein aus, weil die nächtliche Ausgangssperre einzuhalten ist. Auch auf die Mitläufer gilt’s aufgrund der Kontaktbeschränkungen fast komplett zu verzichten. Letzteres findet Nothstein zwar schade, aber „viele sind früher schon oft alleine oder zu zweit gelaufen, dann können wir das jetzt erst recht tun“.

Sein Vereinskamerad Achim Wöhrle ist jeden Montag, wenn eigentlich der reguläre Lauftreff stattfinden würde, mit einer Frau unterwegs, „die vor eineinhalb Jahren angefangen hat. Sie ist immer da, egal wie das Wetter ist.“ Das freut einen wie ihn, der schon etliche Ultraläufe bestritten hat und daher auch hart zu sich selbst ist. Steten Kontakt hält Achim Wöhrle überdies zu einem Sportler seiner Anfängergruppe, die sich sonst dienstags trifft: „Er schreibt mir jede Woche, wie viel er gelaufen ist und in welcher Zeit. Er ist mittlerweile bei 10 Kilometern, trotz Lockdown. Er zieht es durch, das finde ich super. Ich bin richtig stolz auf ihn.“ Trotz solcher Erfolgsmeldungen sollen die Lauftreffs der Murrtal-Runners wie im Frühjahr so zügig wie möglich wieder an den Start gehen, wenn die Einschränkungen gelockert werden. Weil Wöhrle bei seinen aktuellen Runden „so viele Jogger wie noch nie“ registriert, hofft er, dass dann „viele, die im Lockdown angefangen haben, zu uns oder zu den anderen Lauftreffs kommen“. Davon könnte auch der von Rolf Hettich organisierte Lauftreff Backnang profitieren, der bislang aus 10 bis 15 Leuten besteht und nach der guten Phase in den Sommermonaten jetzt auch wieder zu einer Zwangspause verurteilt ist. „Das ist im Winter umso bitterer, weil es nicht jedermanns Sache ist, in der Dunkelheit alleine zu laufen“, weiß der Frontmann. Den Kontakt mit den Mitstreitern hält er über eine WhatsApp-Gruppe und ist deshalb fest davon überzeugt, dass zumindest der harte Kern auf der Matte steht, wenn es wieder losgeht.

„Wir betreiben unseren Sport im Freien und können Abstand halten“, wagt Hettich einen Ausblick. „Das werden wir auch noch eine Weile tun, wenn die Beschränkungen dann wieder gelockert werden.“ Das dürfte wohl noch eine ganze Weile auf sich warten lassen, aber zur Überbrückung dient zum Beispiel der virtuelle Backnanger Silvesterlauf, dessen Konzept auf die aktuellen Regeln ausgelegt ist. „Ich denke, dass ein Großteil meiner Lauftreffler mitmacht“, ist Rolf Hettich von einer tollen Resonanz überzeugt.