Ein Mann namens Riesaschnook

Täglich neu: Landestypisches für Einheimische und Reigschmeckte

Am Montag fiel hier der Begriff Hurrassel und es wurde die Frage aufgeworfen, was es damit auf sich hat. Edith Käfer aus Winnenden bemerkt dazu: „,Da ich ein sehr aufgewecktes Kind war, nannte mich meine Oma (Jahrgang 1903) aus Heidenheim im Ostalbkreis immer Hurrassel. Ich habe dieses Wort lange nicht mehr gehört, mich aber sehr gefreut es in ,Auf gut Schwäbisch‘ zu hören.“

„Frau Meindl aus Murrhardt möchte wissen, wo der Begriff Hurrassel herkommt“, schreibt Albrecht Hartmann aus Schwäbisch Gmünd. „Ihrer Meinung nach ist damit eine kopflose, temperamentvolle Frau gemeint.“ Mir fiel dazu das Wort Hurrasa ein, zu dem es bei Fischer heißt: ‚Hurrasa, Hurrassel: schlappiger, unpünktlicher, leichtsinniger Mensch (Mann und Weib), der mit der Arbeit und dem Wort schnell fertig ist.‘ Hermann Wax vertritt in seiner ‚Etymologie des Schwäbischen‘ die Meinung, dass der Begriff sich aus dem Wort Hornisse entwickelt hat, zu der viele Schwaben Hurnauss sagen.

Ich denke jedoch, dass sich Hurrassel aus dem früheren schriftdeutschen Wort hurren entwickelt hat, das auch im Mittelhochdeutschen schon so hieß und die Bedeutung von ‚sausend eilen, wild vorwärts rennen, blind hineinstürmen‘ hatte. Nicht umsonst kann ein Fuhrmann seinem Pferd, wenn es schnell galoppieren soll, zurufen: ‚Hurr!‘ oder auch: ‚Hurrassa!‘“

„Etwas ,em Hurassl do‘ heißt etwas überhastet machen, vielleicht auch etwas unüberlegt tun. Diese Bedeutung hat dieser Ausdruck bei uns auch heute noch“, schreibt Iris Hanstein aus Stuttgart.

Utz Baitinger aus Stuttgart-Botnang ergänzt unsere schwäbischen Farbspiele: „Der Ausdruck tschitscheringrün (25. Februar 2019) war vor allem in der ehemaligen DDR üblich. Es gab sogar Trabis in tschitscheringrün. Der Farbton geht angeblich zurück auf den zaristischen General Tschitscherin, der seine Truppen in diesem fahlen Grün einkleiden ließ.“

Wolfgang Dittebrandt aus Bondorf greift die Berichte über das Scher-Fritzle auf: „Also en Bodorf (Bondorf) hend mir au die Schwenzle ond dia Fiaßle vo deane Scher oder Maulwirf aliefera kenna. Ond zwar beim Feldschitz oder beim Gmeidspfleager. Sellichsmol waret die fuffzg Pfenneng fir aos an Haufa Geld. Mo mir no gmirgt hend, dass dr Feldschitz dia Schwenzle, nochdeam er aos auszahlt hot, uff sei Mischde gschmissa hot, hemmer die Schwenzle wieder gholt ond schpäter wieder agea. No hots no mai Daschageld gea.

On no isch ao so a Sonderleng bei aos gwea. Der Ma war graoß und reacht dirr. Ond dorom hot mr zo deam Ma Riesaschnook gsait. Wenn mr des deam hennadrai gschria hot, no isch er aos noch. Aber mir waret schneller. Ond gscholta hot er donderschlächtich. Ond bei deara Riesaschnook hot mr gsammlete Schnecka agea kenne ond dear hot dia no verkauft. Amma schena Tag semmer zo deam en Hausgang nei zom Schnecka agea ond no send do ieberal Schnecka an de Weed nuff ond em Hausgang rommkrocha. Dear hot vergessa da Deckel vo seine Schneckaoamer zom zuamacha. Do send mir no aber schnellstens wieder zom Haus naus ond hend dui Riesaschnook alloa glao.“ Der schwäbische Spruch des Tages kommt ebenfalls von Albrecht Hartmann: „Denkt ein Schwabe an seine Kindheit zurück, wird er sich bestimmt an diese Androhung erinnern: ‚Schuggschdumi, schuggidi!‘ – oder anders ausgedrückt: ‚Wenn du mi schuggsch, no schugg i di au!‘ (jan)

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Erstellt:
27. Februar 2019, 03:04 Uhr

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