Dr. Rudolph-Eberle-Preis
Ein Roboter sagt dem Unkraut den Kampf an
Farming Revolution hat das Rennen um den ersten Platz des Dr. Rudolph-Eberle-Preises gewonnen. Der Roboter des Unternehmens von der Ostalb kann selbstständig Unkraut jäten.
© Farming Revolution
Der Roboter jätet Unkraut zwischen den Bäumchen – preiswürdig.
Von Ulrich Schreyer
In den Wald geht es zwar nicht, wohl aber in Baumschulen. Dort kann ein Roboter von Farming Revolution aus Böhmenkirch auf der Ostalb Unkraut zwischen den Bäumen jäten – solange diese noch klein sind. Mit Jäten auf Feldern und Äckern hat das 2019 gegründete Unternehmen schon Erfahrung. Die mögliche Hilfe für die Landwirte war dem baden-württembergischen Wirtschaftsministerium den ersten Platz des nach dem früheren Landeswirtschaftsministers Dr. Rudolf Eberle benannten Preis wert. Dafür gab es 20 000 Euro.
„Es ist ein ermutigendes Signal, dass der Innovationsgeist in unserem Mittelstand auch in schwierigen Zeiten lebendig ist. Es sind genau solche Zeiten, in denen sich Baden-Württemberg immer wieder bewiesen hat“, sagte Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut bei der Preisverleihung. Um den mit insgesamt 50 000 Euro dotierten Preis hatten sich dieses Jahr 76 Unternehmen beworben. Im vergangenen Jahr waren 75 Bewerbungen eingegangen, 2023 waren es sogar 90 gewesen.
Von Anfang an selbst finanziert
Anders als viele andere junge Firmen hat Farming Revolution stets Gewinne eingefahren. „Wir haben uns von Anfang an selbst finanziert“, berichtet Markus Höferlin, einer der Gründer und Mitgesellschafter. Zunächst waren die Gründer noch bei Bosch in Ludwigsburg tätig und haben in der Freizeit an ihrem Landwirtschaftsroboter getüftelt. Im Jahr 2020 kamen durch Verkauf und Vermietung die ersten Umsätze herein, ein Jahr später wurde die Gewinnschwelle erreicht. Fünf Mitarbeiter zählten zu den Gründern, inzwischen arbeiten elf Beschäftigte in dem Unternehmen, dazu kommen noch eine Reihe Studenten sowie Teilzeitkräfte wie etwa Landwirte.
Das Gerät von Farming Revolution wird elektrisch betrieben, hat aber auch noch einen Generator an Bord. Damit kann die Batterie nachgeladen und die Einsatzzeit verlängert werden. Arbeiten kann der Roboter damit mindestens 24 Stunden – und er kann auch autonom über Felder und Äcker fahren, wenn er gelernt hat, welche Grenzen er beachten muss. „Dabei muss ihn niemand lenken“, sagt Höferlin. Und natürlich ist auch Künstliche Intelligenz mit im Spiel. Zwei eingebaute Kameras erkennen die Pflanzen, mit Hilfe von inzwischen 20 Millionen Bildern kann das Gerät Nutzpflanzen von Unkraut unterscheiden, das mit Greifern aus dem Boden gezogen wird. Durch speziellen Fotosensor kann die KI sogar mit Informationen aus einem Lichtwellenbereich gefüttert werden, der für Menschen unsichtbar ist. Das Gerät kann nicht nur zwischen Unkraut und Nutzpflanzen unterscheiden. Dieses Jahr hat es auch schon gelernt, etwa Erdbeeren, Primel und einige Kräuterarten zu erkennen.
Mit Robotern Saisonkräfte einsparen
„Ein Roboter kann in einer normalen Saison je nach eingestellt Arbeitsgeschwindigkeit eine Fläche von 40 bis 50 Hektar dauerhaft sauber halten“, meint der Mitgründer, „rein rechnerisch könnte der Roboter zehn Hektar in 24 Stunden bearbeiten“. Die Geräte kosten je nach Größe und Breite ihrer Greifarme zwischen 135 000 Euro und 165 000 Euro. „Für Biolandwirte amortisiert sich der Roboter am zügigsten“, sagt Höferlin. Diese könnten nicht nur rare und seiner Ansicht nach teure Saisonarbeitskräfte einsparen, außerdem müssten die Biobauern sich auch nicht um deren Unterbringung kümmern. Durch die Einschränkung von Herbiziden als Mittel zur Unkrautbekämpfung „haben wir zunehmend Anfragen von konventionellen Landwirten, die etwa Chicoree anbauen“, sagt Höferling. Natürlich muss die Fläche, die bearbeitet wird, eine bestimmte Größe haben, aber die preiswertere Maschine „lohnt sich auch bei 20 Hektar“.
Die Einzelteile des Roboters werden meist von Lieferanten aus der Umgebung gekauft, zur Endmontage geht es in eine Lastwagenwerkstatt. Die Geräte können gekauft, oder auch nur gemietet werden. Inzwischen wurden 40 Roboter hergestellt, davon sind zwölf weiter im Besitz von Farming Revolution, 28 Maschinen wurden verkauft. Dass die Geschäfte offenbar gut gehen, zeigt auch ein Blick auf den Umsatz: 2024 lag dieser bei 2,5 Millionen Euro, dieses Jahr soll er 3,8 Millionen Euro erreichen, 2026 weiter wachsen.
Inzwischen ist das Unternehmen in neun europäischen Ländern aktiv . In Österreich gibt es ebenso Kunden wie in etwa in Frankreich, der Schweiz oder den Niederlanden., Portugal oder Spanien. Nach Südeuropa werden Roboter auch geschickt, wenn in Deutschland die Saison vorbei ist. Einige ältere Maschinen wollen sie aus dem Verkehr ziehen - doch 16 neue Roboter haben die Landwirtschaftsrevolutionäre von der Ostalb bereits in Angriff. Dominik Modrzejewski vom Bauernverband in Baden-Württemberg meint, es sei „immer eine einzelbetriebliche Entscheidung, ob sich ein Jätroboter rechnet.“ Der Referent für pflanzliche Erzeugung, nachwachsende Rohstoffe und erneuerbare Energien sieht beim biologischen Anbau von Zuckerrüben „ein riesiges Potential für Jätroboter“. Gerade weil das Unkrauthacken von Hand sehr zeitaufwendig und teuer sei, sei der Bioanteil in Deutschland noch sehr gering. Wegen steigender Lohnkosten könne auch der Gemüseanbau ein weiteres Einsatzgebiet sein, meint Modrzejewski. Die Farming Revolution geht weiter.
Weitere Preisträger
3D GlobalDas Unternehmen aus Aalen mit seinen 50 Beschäftigten erhielt 15 000 Euro für eine neuartige 3D-Technologie, bei der auf die Brille verzichtet werden kann. Die Kombination aus einer selbst entwickelten 3D-Kamera, Software, Elektronik und 3D-Bildschirm wurde bereits in der medizinischen Mikroskopie eingesetzt. Kunden sind aber auch Hersteller in der Medizintechnik oder Industriebetriebe.
SycotecIn Leutkirch wurde eine spezielle und mit einem Akku betriebene Spindel für CNC-Maschinen entwickelt. Der Akku wird einfach auf die Spindel aufgesteckt. Die Spindel macht eine besonders schnelle Bearbeitung von Werkstücken möglich. Die Kunden des Unternehmens mit 300 Mitarbeitern und einem Umsatz von 40 Millionen Euro kommen unter anderem aus dem Automotivebereich, aber auch aus der Herstellung Verbindungen auf Leiterplatten oder der Herstellung von Zahnersatz. Für die Spindel gab es 7500 Euro.
Concad Ebenfalls 7500 Euro flossen nach Walldürn. Das 1995 gegründete Unternehmen aus dem Odenwald mit 120 Beschäftigten und einem Umsatz von 20 Millionen Euro hat Paneele entwickelt, die in Teleskope eingebaut werden und Kernkomponenten für die Datenübertragung über Satelliten sind.
Act`ble Den mit 7500 Euro dotierten Sonderpreis der Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft (MBG) hat das 2021 gegründete Unternehmen aus Karlsruhe für einen neuartigen Ballettschuh erhalten. Die Sohle entsteht im 3D-Druck, das Oberteil ist aus gestricktem Textil. Dieser sogenannte Skin soll wie eine zweite Haut sitzen. Dieser Schuh soll fünfmal solange halten wie die üblichen Schuhe und auch die Risiken einer Verletzung reduzieren. Beschäftigt wird ein halbes Dutzend Mitarbeitende, der Umsatz liegt im sechsstelligen Bereich. ey
