Ein Stück Natur, das Erinnerungen weckt

BKZ-Leser unterstützen Bau eines Dachgartens im Demenzzentrum auf dem ehemaligen Klinikareal – Bewohner können sich dort ohne Aufsicht bewegen

Menschen mit Demenz leben in ihrer eigenen Welt, ein Zusammenleben mit anderen Senioren ist oft schwierig. Die Staigacker-Stiftung baut deshalb auf dem ehemaligen Klinikareal in Backnang ein eigenes Haus für Demenzkranke. Die Spenden der BKZ-Leser machen es möglich, dass dort in einem 300 Quadratmeter großen Dachgarten auch orientierungslose Bewohner die Natur genießen können.

Geschäftsführer Eckart Jost und seine Stellvertreterin Sabine Laible im Garten der Demenzstation im Staigacker. Mit Unterstützung der BKZ-Leser soll etwas Ähnliches auch im neuen Haus auf dem ehemaligen Krankenhausgelände entstehen. Foto: A. Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

Geschäftsführer Eckart Jost und seine Stellvertreterin Sabine Laible im Garten der Demenzstation im Staigacker. Mit Unterstützung der BKZ-Leser soll etwas Ähnliches auch im neuen Haus auf dem ehemaligen Krankenhausgelände entstehen. Foto: A. Becher

Von Kornelius Fritz

BACKNANG. „Wenn gar nichts mehr geht, gehen wir in den Garten.“ Der Satz, den Staigacker-Geschäftsführer Eckart Jost zitiert, stammt von einer Altenpflegerin, die Erfahrung im Umgang mit demenzkranken Menschen hat. Innere Unruhe, Bewegungsdrang, teils auch Aggressionen können Teil des Krankheitsbilds sein. Dann sind die Pflegekräfte froh, wenn die Bewohner an die frische Luft können. Aber bei Menschen, die keine Orientierung haben, geht das nur in einem abgeschlossenen Bereich. Ein Dachgarten – natürlich gut gesichert gegen Absturz – ist dafür ideal. Deshalb ist ein solcher auch Teil des Konzepts für das neue Demenzzentrum der Stiftung Altenheime Backnang und Wildberg, das zusammen mit dem Kuratorium Deutsche Altershilfe entwickelt wurde.

Im Staigacker betreibt die Stiftung bereits eine kleine Demenzstation mit elf Plätzen. Auch dort gibt es einen speziell gesicherten Garten. Doch aufgrund der demografischen Entwicklung wächst der Bedarf, außerdem hat die Heimleitung erkannt, dass es besser ist, diese Bewohner an einem separaten Standort zu betreuen. „Demenzkranke entwickeln oft Eigenheiten, die für andere störend sind“, erklärt die stellvertretende Geschäftsführerin Sabine Laible. Manche werden mitten in der Nacht aktiv, andere legen sich in fremde Betten oder bedienen sich aus den Schränken ihrer Mitbewohner. Eine Trennung sei deshalb für alle Beteiligten das Beste. In dem Neubau an der Weissacher Straße entstehen zurzeit 30 Plätze für Menschen mit Demenz, 15 davon im sogenannten „geschützten Bereich“, der geschlossenen Station für Bewohner, die sonst weglaufen würden.

Für Eckart Jost ist der Dachgarten auch ein Beitrag zu einem selbstbestimmten Leben, denn dort können sich die dementen Bewohner auch ohne Aufsicht frei bewegen. Außerdem könne die Begegnung mit der Natur bei den alten Menschen Erinnerungen aus der Vergangenheit wecken, etwa durch bekannte Düfte von Blumen und Kräutern. Und natürlich hat ein Garten auch eine soziale Funktion: Hier können sich die Bewohner bei schönem Wetter treffen und miteinander oder mit ihren Besuchern ins Gespräch kommen.

Die Pläne für den Dachgarten sind bereits fertig. An den Seiten sind Hecken und bepflanzte Bereiche mit integrierten Sitzecken vorgesehen, in der Mitte ist Platz für drei mobile Hochbeete. Dort können die dementen Bewohner unter Anleitung auch selbst gärtnern. Die Flächen dazwischen erhalten einen Plattenbelag, damit sie auch mit Rollstühlen und Rollatoren genutzt werden können. Zum neuen Quartiersplatz hin wird es eine Glasfront geben, damit der Dachgarten zwar geschützt, aber nicht von der Außenwelt abgeriegelt ist. Eckart Jost könnte sich auch vorstellen, später einmal einen Stall mit Hasen auf der Terrasse aufzustellen, denn auch der Umgang mit Tieren kann auf die alten Menschen beruhigend wirkend.

Im Frühjahr soll es

grünen und blühen

Die Kosten für die Gestaltung des Dachgartens liegen bei rund 94000 Euro, was angesichts der Gesamtinvestition von rund sechs Millionen ein überschaubarer Betrag ist. Für die gemeinnützige Stiftung, die dem Diakonischen Werk angehört, ist der Bau des Demenzzentrums aber ein gewaltiger Kraftakt. Deshalb sind Eckart Jost und Sabine Laible sehr dankbar über den Zuschuss aus der BKZ-Spendenaktion. „Um solche zusätzlichen Angebote zu verwirklichen, sind wir auf Spenden angewiesen“, macht der Geschäftsführer deutlich.

Ursprünglich sollte das neue Demenzzentrum bereits im Oktober in Betrieb gehen, doch es kam zu Verzögerungen. Jetzt peilen die Betreiber das kommende Frühjahr an. Dann soll auch der neue Dachgarten grünen und blühen.

Ein Stück Natur, das Erinnerungen weckt

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Erstellt:
8. Dezember 2018, 06:00 Uhr

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