Ein Talent lebt seinen sportlichen Traum

Erfolgreich in der Fremde (7 und Schluss): Mit 19 Jahren zählt Basketballer Sören-Eyke Urbansky zum Crailsheimer Erstliga-Kader

Heute Regionalliga in Fellbach, morgen dann Spitzenspiel der Ersten Bundesliga beim Deutschen Meister Bayern München. Für Sören-Eyke Urbansky ist das Pendeln zwischen den Basketballwelten Normalität. Der 19-Jährige aus Oberweissach kämpft darum, beim Erstligisten Hakro Merlins Crailsheim den Wunsch vom Basketballprofi zu verwirklichen.

Arbeitet hart dafür, als Basketballer den großen Wurf zu landen: Sören-Eyke Urbansky. Der gebürtige Backnanger ist mit 2,14 Metern einer der längsten Spieler der deutschen Bundesliga. Foto: P. Reinhard

© Philipp Reinhard / PHILIPPREINHA

Arbeitet hart dafür, als Basketballer den großen Wurf zu landen: Sören-Eyke Urbansky. Der gebürtige Backnanger ist mit 2,14 Metern einer der längsten Spieler der deutschen Bundesliga. Foto: P. Reinhard

Von Uwe Flegel

Im Leben von Sören-Eyke Urbansky dreht sich fast alles um Basketball. Zwei bis dreimal pro Tag Training und am Wochenende oft noch zwei Spiele. Das hört sich nach Stress an, bringt für den gebürtigen Backnanger aber vor allem reichlich Spaß und Freude mit sich. Schließlich lebt er gerade seinen sportlichen Traum. Mit 19 Jahren ist er schon in der zweiten Saison ein Mitglied des Crailsheimer Erstliga-Kaders. Sein Ziel dort: „Im Training immer einhundert Prozent geben und in den Bundesliga-Spielen ein paar Einsätze bekommen.“

Vergangene Runde durfte er dreimal ran, diese Saison bisher nur beim 83:57-Heimsieg gegen Göttingen. Seine beiden einzigen Punkte in der deutschen Eliteliga gelangen ihm beim Bundesligadebüt am 20. Oktober gegen Jena. Für den damals erst 18-Jährigen war das Erlebnis beim 101:78-Heimsieg gegen Jena ein Augenblick, an den er sich sein ganzes Leben lang erinnert: „Erster Einsatz, erste Punkte und eine tobende Hohenlohe-Arena.“ Noch heute ist er davon beeindruckt. Er, der selbst eine beeindruckende Erscheinung ist. Mit 2,14 Metern zählt der in Weissach aufgewachsene Urbansky zu den längsten Basketballern der Bundesliga und den längsten Sportlern Deutschlands. Was Wunder, dass er auf dem Feld als Center unter dem Korb zu Hause ist. Wichtig ist dort neben Können und Größe auch Robustheit. Mit 113,5 Kilogramm fehlt es Urbansky daran nicht. Trotzdem wird im Kraftraum dreimal pro Woche geschwitzt.

Wie schon erwähnt. Sören Urbansky tut viel, damit er möglichst viele Jahre Basketballprofi bleiben kann. Einzig und allein sich darauf verlassen, tut er allerdings nicht. „Am Anfang war es schon cool, aus der Schule draußen zu sein“, sagt der Sportler. Doch mittlerweile kreisen seine Gedanken darum, inwieweit sich die Korbjagd und ein Studium problemlos miteinander verbinden lassen.

In den nächsten Monaten stehen für den in Crailsheim wohnenden langen Kerl aber die Merlins und seine persönliche Entwicklung über allem. „Ich habe ja eher spät mit Ballsport und mit Basketball angefangen. Das merkt man bei den Grundlagen schon. Aber ich arbeite hart an mir“, sagt Urbansky und berichtet: „Ich bin als Centertyp ein echter Brettspieler. Allerdings entwickelt sich dies Position gerade dahin, dass der Center auch mal raus muss und werfen können sollte.“ Deshalb versucht er, seinen Wurf zu verbessern. Frei nach dem Motto: „Nichts ist unmöglich.“ Deshalb sind Extraeinheiten und Sonderschichten angesagt: „Wenn nachts um 11 Uhr jemand fragt, wer zum Üben in die Halle mitkommt, dann bin ich dabei.“ Gut, dass er und seine Teamkollegen in Crailsheim in der Hakro-Arena und der Trainingshalle, der sogenannten Blue-Box, jederzeit die Möglichkeit dazu haben. Eine Einstellung, die ihn mit seinem großen Vorbild Dirk Nowitzki verbindet. Der 41-Jährige, bislang bester Spieler der deutschen Basketball-Geschichte, galt als Muster an Fleiß. Damit hat es der 2,13 Meter große Würzburger in den USA zum mit Abstand prominentesten und beliebtesten deutschen Sportler gebracht.

Sören Urbansky würde es schon reichen, möglichst viele Jahre Basketballprofi sein zu dürfen. Dafür muss er sich möglichst rasch weiterentwickeln. Positiv ist deshalb, dass die Merlins nicht nur das Bundesliga-, sondern auch ein Regionalliga-Team haben. Einem jungen Basketballer wie Sören Urbansky bietet dies die große Chance, Spielzeit knapp unterhalb des Profi-Basketballs zu bekommen. Eine Möglichkeit, die er gerne annimmt.

In der ersten Liga heißt es für ihn, Geduld aufzubringen und dran zu bleiben. Denn diese Saison ist es so schwer wie vielleicht noch nie zuvor, bei den Hohenlohern zum Zug zu kommen. Schließlich verzaubern die Merlins gerade die von vielen US-Amerikanern geprägte deutsche Bundesliga. Von den ersten acht Spielen hat der eigentlich Abstiegskandidat nur zwei verloren. Mit 12:4 Punkten liegt das Team mit dem geringsten Etat der Liga auf Rang fünf. Die Fachwelt staunt, Hohenlohe feiert. „Wir sind wie eine echte Familie“, sieht Urbansky im Zusammenhalt einen Grund für die neue und überraschende Stärke.

Er selbst ist bis zum Sommer 2020 auf jeden Fall noch Bestandteil der Familie. So lange läuft sein Vertrag noch. Und danach? „Ich bin für alles offen“, sagt der 19-Jährige. Selbst ein Wechsel an ein College im Basketball-Mutterland USA ist durchaus vorstellbar – in der Zukunft. Denn: „Im Moment bin ich in Crailsheim und den Moment lebe ich.“

Info
Von Backnang über Ludwigsburg nach Crailsheim

Der am 29. März 2000 geborene Sören-Eyke Urbansky begann als Zwölfjähriger bei den Schwimmern der TSG Backnang mit Sport. 2014 ging er dann zu den TSG-Basketballern. Von dort wechselte der Schlaks eineinhalb Jahre später nach Ludwigsburg und zog 2016 weiter nach Crailsheim.

Bei den Merlins spielte er zunächst in der Nachwuchs-Bundesliga, der zweiten Mannschaft und trainierte beim damaligen Zweitliga-Team mit. Der in Oberweissach aufgewachsene Basketballer zählte dann 2018 bereits zum Kader, als Crailsheim die Rückkehr in die Erste Bundesliga schaffte.

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Erstellt:
30. November 2019, 06:00 Uhr

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