TV-Tipp des Tages

Ein Todesurteil, das die Welt erschütterte

Heute Nacht im hr: Eine Dokumentation, die tief bewegt – über eine junge Frau, deren Fall internationale Empörung auslöste.

Reyhaneh Jabbari im Gerichtssaal.

© HR/WDR/MIG

Reyhaneh Jabbari im Gerichtssaal.

Von Katrin Jokic

Ein Todesurteil, das die Welt erschütterte: „Sieben Winter in Teheran“ (2023) rekonstruiert den Fall der iranischen Studentin Reyhaneh Jabbari, die 2014 hingerichtet wurde. Die Dokumentation zeigt, wie aus einem Akt der Selbstverteidigung ein politischer Skandal wurde – und was ihr Mut bis heute bedeutet.

Darum geht es in der Dokumentation

Die 19-jährige Reyhaneh Jabbari wird 2007 in Teheran verhaftet, nachdem sie einen Mann erstochen hat, der sie vergewaltigen wollte. Trotz zahlreicher Hinweise auf Notwehr verurteilt ein iranisches Gericht sie 2009 zum Tode.

Der Film erzählt Jabbaris Geschichte anhand heimlich aufgezeichneter Videos, Interviews mit Angehörigen und Mitgefangenen sowie ihrer Briefe aus dem Gefängnis. Regisseurin Steffi Niederzoll verbindet persönliche Zeugnisse mit historischen Dokumenten und schafft so ein eindringliches Porträt einer Frau, die sich auch angesichts der drohenden Hinrichtung weigert zu schweigen.

Der Fall Reyhaneh Jabbari – ein Justizskandal mit weltweitem Echo

Reyhaneh Jabbari arbeitete neben ihrem Informatikstudium als Innenarchitektin, als sie von einem früheren Geheimdienstmitarbeiter engagiert wurde, der sie in eine Falle lockte und vergewaltigen wollte. In Notwehr stach sie zu – und wurde zur Täterin erklärt.

Ihr Prozess war von Unregelmäßigkeiten geprägt: Es fehlte die anwaltliche Vertretung, Beweise für den Angriff wurden ignoriert. Menschenrechtsorganisationen, die Vereinten Nationen und zahlreiche Staaten protestierten gegen das Todesurteil, doch ohne Erfolg.

Am 25. Oktober 2014 wurde Jabbari im Gefängnis von Karadsch hingerichtet. Ihre Geschichte wurde zum Symbol für die Unterdrückung von Frauen und die fehlende Rechtsstaatlichkeit im Iran.

Das sagen die Kritiker über den Film

Die ARD-Sendung ttt – titel, thesen, temperamente nannte den Film „einen Aufruf zum Widerstand gegen Unterdrückung – nicht nur, aber auch im Iran“.

Marina D. Richter lobte in Asian Movie Pulse die filmische Umsetzung: „Gesegnet von Nicole Kortlükes dynamischem Schnitt, vermittelt der Film das Gefühl eines packenden Suspense-Dramas.“

Die Dokumentation erhielt auf internationalen Festivals mehrfach Auszeichnungen und gilt als eines der eindringlichsten filmischen Zeugnisse über staatliche Willkür und weiblichen Widerstand im Iran.

Wissenswertes

  • Der Film basiert auf dem wahren Fall der Studentin Reyhaneh Jabbari, die 2014 im Gefängnis von Karadsch hingerichtet wurde.
  • Regisseurin Steffi Niederzoll arbeitete eng mit Jabbaris Mutter Shole Pakravan zusammen, die heimlich Videomaterial aus dem Iran rettete.
  • Die iranische Schauspielerin Zar Amir Ebrahimi leiht der verstorbenen Reyhaneh Jabbari ihre Stimme.
  • Teile des Films wurden mit Kulissen rekonstruiert, da an Originalschauplätzen nicht gedreht werden konnte.
  • Parallel zum Film erschien das Buch „Wie man ein Schmetterling wird“* im Berlin Verlag – verfasst von Pakravan und Niederzoll.

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Sieben Winter in Teheran läuft in der Nacht von Donnerstag auf Freitag um 00.00 Uhr im hr. Eine Dokumentation, die lange nachhallt – über den Mut einer jungen Frau, die für ihre Wahrheit einstand und deren Stimme bis heute nicht verstummt ist.

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Erstellt:
9. Oktober 2025, 14:02 Uhr

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