Ein Werkzeugkasten für den Glauben

Dietmar Schuster ist der neue Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Oberbrüden/Unterbrüden.

Der Wechsel von Cleebronn nach Auenwald bedeutete für Dietmar Schuster eine große Umstellung, doch nach zwei Monaten ist er in der neuen Gemeinde angekommen. Foto: privat

Der Wechsel von Cleebronn nach Auenwald bedeutete für Dietmar Schuster eine große Umstellung, doch nach zwei Monaten ist er in der neuen Gemeinde angekommen. Foto: privat

Von Tobias Weimer

Auenwald. Zwei Monate ist er jetzt vor Ort: Dietmar Schuster ist der neue Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Oberbrüden/Unterbrüden. Diese ersten zwei Monate waren voller großer Umstellungen, denn zum ersten Mal wohnen die Kinder nicht mehr im selben Ort. Mit ihren eigenen jungen Familien sind sie in Cleebronn wohnen geblieben, wo Schuster bis Anfang des Jahres elf Jahre lang Pfarrer war. Bis Ende März hat auch Ehefrau Dorothea noch in Cleebronn gearbeitet und unter der Woche deswegen weiterhin dort gewohnt, war deshalb viel unterwegs und wenig daheim. „Familie neu zu erfinden“ sei deswegen eine Aufgabe, sagt der 57-jährige Theologe.

Im „neu Erfinden“ ist Schuster aber geübt. Nach der Schule macht er zunächst eine Ausbildung zum Werkzeugmacher. Lang hält es ihn aber nicht in seinem ersten Beruf und er beginnt eine theologische Ausbildung an der Evangelischen Missionsschule in Unterweissach. Nach der Ausbildung zum Diakon arbeitet er 16 Jahre lang als Jugendreferent. Dann stellt er sich die Frage nach der weiteren beruflichen Perspektive. Bis zum Ruhestand als Jugendreferent zu arbeiten, quasi als „Berufsjugendlicher“, das kann sich der zweifache Vater nur schwer vorstellen. Stellen für Gemeindediakone gibt es aber kaum.

Der neue Pfarrer sucht noch seine „Spielwiese“

Da eröffnet sich eine ganz andere Perspektive: Als berufserfahrener Jugendreferent mit Ausbildung zum Diakon kann er Pfarrer werden. Wieder erfindet er sich beruflich neu, wieder drückt er regelmäßig die Schulbank, nun über zweieinhalb Jahre verteilt immer wieder im Pfarrseminar der Evangelischen Landeskirche in Birkach. Hat er nicht gerade eine Kurswoche, arbeitet er in der Kirchengemeinde Denkendorf als Pfarrer, gewissermaßen in Ausbildung.

Dem Pfarrberuf ist der inzwischen glückliche Großvater eines Enkelkinds seitdem treu geblieben. Auch wenn er sich umstellen musste: „Im Pfarramt setzen sich die Schwerpunkte mindestens zu 80 Prozent selbst.“ Als Jugendreferent konnte er freier gestalten. „Umso wichtiger ist mir jetzt eine Spielwiese, ein Steckenpferd. In meiner Zeit in Cleebronn war ich Bezirksjugendpfarrer im Kirchenbezirk. Mal schauen, was es jetzt hier in Brüden wird.“ Nicht nur seine Spielwiese muss der neue Geistliche in Auenwald noch finden. „Die ersten Wochen waren vom Reinfinden geprägt. Wer ist wer? Wie läuft was? Namen und Geschichten zu den Gesichtern fehlen noch.“ Aber erste Beziehungen sind geknüpft und es werden täglich mehr. Von anderen, die Flugzeugmodelle bauen, hat er schon gehört. Das würde er auch gerne mal wieder machen: „Ein Flugzeug in die Luft bringen, dafür ist die Zeit zuletzt ein bissel zu wenig gewesen.“ Joggend, fotografierend und bald auch mit einem neuen Fahrrad erschließt er sich seine neue Heimat ebenfalls.

Bei all dem begegnet „dem Neuen“ oft die große Freude und Dankbarkeit, dass die Pfarrstelle nach dem Abschied von Bernhard Körner im vergangenen Sommer so schnell wieder besetzt werden konnte. Und natürlich kennt er schon die besondere Struktur mit den Teilorten, Höfen und Weilern, auch die enge Zusammenarbeit mit der Kirchengemeinde Lippoldsweiler und der in Weissach im Tal, mit der die Evangelischen in Brüden gemeinsam den Jugendreferenten Lukas Harder beschäftigen.

Hoffnung und Zuversicht füreinen selbstbewussten Glauben

Das Miteinander gefällt Schuster. „Das Verbindende, das der Glaube ist, möchte ich mit der Kirchengemeinde sein und leben“, das ist ihm an seiner Arbeit wichtig. „Bestärkung und Trost auf der einen Seite, Hoffnung und Zuversicht auf der anderen. Damit lässt sich das Leben und Miteinander in guter Weise gestalten. So lässt sich darin ein Ziel und Erfüllung finden.“ Deswegen will er seine Gemeinde bestärken, ihren Glauben selbstbewusst zu leben. Dafür will er seinen Gemeindegliedern passende „Werkzeuge“ an die Hand geben. „Das Handwerkliche, Gestaltende, das ist schon meins. Auch beim Einzug war die Werkzeugkiste immer zur Hand. Hier mal ein Regal bauen, dort etwas anbringen.“

So schließt sich der Kreis bei Dietmar Schuster. Wie ein Werkzeugmacher sucht er auch im Pfarramt nach den passenden Werkzeugen für seine Gemeinde. Damit alle ihren Glauben fröhlich leben und sich gerne engagieren können. Und wenn er merkt, dass die vorhandenen Werkzeuge nicht ausreichen? Dann entwickelt der Pfarrer und gelernte Werkzeugmacher eben selbst welche. Gelernt ist schließlich gelernt.

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Erstellt:
7. April 2023, 14:30 Uhr

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