Ein Wochenende zum Abheben in Völkleshofen

Das Fliegerfest der Segelflieger-Gemeinschaft Backnang erfreut die zahlreichen Besucher zwei Tage lang mit spektakulären Vorführungen, vielen Starts und Landungen und einem abwechslungsreichen Rundumprogramm. Und der Nachwuchs wirbt für den tollen Sport.

Prächtiges Wetter zum Fliegen und zum Feiern. Auf dem Gelände des Flugplatzes Völkleshofen war allerhand Betrieb, auf dem Flugfeld und in den Hangars. Fotos: Alexander Becher

© Alexander Becher

Prächtiges Wetter zum Fliegen und zum Feiern. Auf dem Gelände des Flugplatzes Völkleshofen war allerhand Betrieb, auf dem Flugfeld und in den Hangars. Fotos: Alexander Becher

Von Carmen Warstat

Aspach. Das zweitägige Fest der Segelflieger-Gemeinschaft (SFG) Backnang punktete nach dreijähriger Pause am Wochenende mit vielen Gästen befreundeter Vereine, mit vielfältigen Attraktionen auch für Kinder und mit enormen Zuschauerzahlen sowie vielseitiger Verpflegung. Was das Publikum lockte, waren zum Beispiel die Landungen mehrerer Motor- und Ultraleichtflieger, Tragschrauber sowie Motorsegler, die aus bis zu 150 Kilometer Entfernung anflogen. So legte einer von ihnen aus Günzburg in der Nähe von Augsburg kommend etwa 120 Kilometer zurück, um dem Fliegerfest der SFG Backnang einen Besuch abzustatten. Die Motorkunstflüge von Uwe Schreier mit seiner Pitts und Volker Fischer mit seiner Yak, einem russischen Militärtrainer mit litauischem Kennzeichen wurden ebenso aufmerksam verfolgt.

Turns und Loopings oder Rollenmit Musik- oder Rauchuntermalung

Gewissermaßen als Gastgeber präsentierte der Pilot, Fluglehrer und Ausbildungsleiter Phillip Nierkamp Segelkunstflüge auf der ASK21, einem von Alexander Schleicher gebauten Segelflugzeug mit 17 Meter Spannweite, 360 Kilogramm Leergewicht und einer zulässigen Geschwindigkeit von 280 Kilometern pro Stunde, welches auch zur Ausbildung verwendet wird. Die ASK21 wird jeweils mit einem Motorflugzeug auf etwa 1200 Meter Höhe geschleppt, und nach dem Ausklinken werden in der imaginären Kunstflugbox von 1000 mal 1000 Metern so bekannte Figuren wie Turns und Loopings oder Rollen mit Musik- oder Rauchuntermalung an den Himmel gezeichnet. „Atemberaubend“ fanden das viele Besucher und „einfach schön“.

Eigenstartfähige Segler mit bis zu sieben Metern Spannweite und Hochgeschwindigkeitselektromodelle hatte als assoziiertes Mitglied der SFG die Modellfluggruppe MfG Backnang mitgebracht, um sie im Flug vorzuführen, und auch hier gab es spektakuläre Kunstflugeinlagen zu sehen.

Die Vorsitzenden der MfG, Dirk Schikora und Ulrich Vombrocke, hatten Infomaterial für Jugendliche im Gepäck, denn es gibt aktuell Nachwuchsprobleme. Dem begegnen sie mit dem Angebot, Interessenten auch ohne unnötige Voraussetzungen oder Kosten eine Anfängerschulung auf dem vereinseigenen Modell mit Lehrer-Schüler-Steuerung zu ermöglichen.

Bei der SFG Backnang gehören die Nachwuchsprobleme vorerst wohl der Geschichte an, wie Hans-Jürgen Allendorf, langjähriges Vereinsmitglied, berichtet. Er lässt den jungen Segelflieger Mika Laubert zu Wort kommen, der mit 14 Vereinsmitglied wurde, mit 17 den Flugschein machte und jetzt, mit 20 einen 800 Kilometer weiten Streckenflug ohne Stopp zurücklegte. Dieser führte ihn bis in die Gegend des bayerischen Arnbruck im Landkreis Regen und zurück, und nach eigenem Bekunden gewann er tolle Eindrücke und war fasziniert von den Facetten der Landschaft.

Laurin Schaal von der SfG-Jugendgruppe hatte mit einigen Kameraden die Aufgabe, Kinder glücklich zu machen: Die durften in einem echten Flugzeug sitzen, das durchsichtige Cockpitdach über sich schließen und die Armaturen bestaunen, während die Eltern fleißig fotografierten.

Das Modell LS4 mit dem Kennzeichen D-3445 kann tatsächlich fliegen, fungierte aber beim Fliegerfest nur als Demonstrationsobjekt. Fast noch besser war der Flugsimulator, den Jugendliche vom Luftsportverein Reutlingen gebaut haben. Jugendleiter Moritz Weisser und seine Freunde erläuterten kleinen und großen Interessenten die Funktionsweise des Modells mit dem Rumpf einer DG100. Ein dreigeteiltes, quasi im Halbkreis angeordnetes Display zeigt dem „Piloten“ die Landschaft, die er zu überfliegen scheint, und diese Bilder werden für die Zuschauer zudem auf einen großen Bildschirm übertragen. Als der neunjährige David Greiner aus dem Simulator kletterte, sah er happy aus: „Richtig cool“ fand er es und erzählt, dass der Flieger schwer zu lenken war, „vor allem kurz vor dem Absturz“. Er habe die Maschine noch mal hochziehen können, berichtet der Junge, der mit dem Opa aus Allmersbach am Weinberg gekommen ist, stolz und ergänzt, dass alles „total echt“ aussah.

Getoppt werden konnten diese Eindrücke nur noch durch die Rundflüge, die ebenfalls angeboten wurden und jeweils etwa eine Viertelstunde dauerten. „Da kommt man bei einer Reisegeschwindigkeit von 150 Stundenkilometern schon recht weit“, erläuterte Hans-Jürgen Allendorf, beispielsweise über die Richtung Backnang, Oppenweiler, Sulzbach bis ins Lautertal nach Löwenstein, oder aber in den Heilbronner Raum, der Möglichkeiten gibt es viele.

Der Flugsimulator kam selbst bei den Kleinsten bestens an. Ein dreigeteiltes, quasi im Halbkreis angeordnetes Display zeigt dem „Piloten“ die Landschaft, die er zu überfliegen scheint.

© Alexander Becher

Der Flugsimulator kam selbst bei den Kleinsten bestens an. Ein dreigeteiltes, quasi im Halbkreis angeordnetes Display zeigt dem „Piloten“ die Landschaft, die er zu überfliegen scheint.

Zum Artikel

Erstellt:
11. September 2023, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Lesen Sie jetzt!

Stadt & Kreis

Neuer Lernparcours im Arboretum von Sulzbach

Zum Landkreisjubiläum ist das Arboretum bei Sulzbach an der Murr um gleich zehn waldpädagogische Stationen reicher. Zur Einweihung pflanzt Initiator Landrat Richard Sigel mit den Akteuren einen symbolträchtigen Ginkgobaum.

Das Investitionsprogramm enthält jede Menge größerer und kleinerer Projekte, die der Öffentlichkeit nicht in jedem Fall bewusst sind. So muss etwa die Stadtteilgeschäftsstelle Steinbach saniert werden. Die Kosten dafür summieren sich auf 1,7 Millionen Euro. Foto: Tobias Sellmaier
Top

Stadt & Kreis

Die Stadt Backnang will 88 Millionen Euro investieren

Der sehr ambitionierte Investitionsplan für die Jahre 2024 bis 2027 sieht auch eine drastische Zunahme der Verschuldung vor. Allein 2024 sollen neue Kredite in Höhe von 24,4 Millionen Euro aufgenommen werden. Einige Stadträte bezweifeln, dass alle Projekte umgesetzt werden können.